Grafinger Stadthalle:Fass ohne Boden

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Die Grafinger SPD stellt die laufende Sanierung der Grafinger Stadthalle zur Disposition. Ein Gutachten soll prüfen, ob ein Neubau auf dem Wertstoffhofgelände langfristiger nicht deutlich günstiger käme.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Noch steht der Grafinger Wertstoffhof in der Jahnstraße, schräg gegenüber vom Max-Mannheimer-Gymnasium. Doch perspektivisch soll er umziehen in Richtung Schammach. Dort, wo seit einigen Jahren schon der neue Bauhof der Stadt steht. Im Stadtrat steht nun erstmals ein konkreter Vorschlag zur Debatte, wofür das dann freiwerdende Areal in der Jahnstraße genutzt werden könnte: eine neue Stadthalle.

Zumindest spielt die Grafinger SPD-Fraktion diese Karte, und zwar per am Dienstag eingereichten Stadtratsantrag. "Entweder wir sanieren in der bestehenden Stadthalle alle anfallenden Mängel, die Jahr für Jahr anfallen - koste es was es wolle - oder aber wir schließen die Stadthalle", schreiben die Stadträte Regina Offenwanger und Christian Kerschner-Gehrling darin. "Letzteres kommt für uns derzeit nicht in Frage. Deshalb fordern wir den Neubau einer Stadthalle an einem neuen Standort." Das Wertstoffhof-Gelände, Luftlinie keine 150 Meter von der bisherigen Stadthalle entfernt, sei dafür "hervorragend geeignet".

Der SPD-Vorstoß bedeutet eine Neubewertung der Lage

Aus SPD-Perspektive bedeutet der Vorstoß eine Neubewertung der Lage. Ihre Fraktion hatte einst für die aktuell laufende Minimalsanierung der Stadthalle votiert. Weil, so heißt es in der Antragsbegründung, ein "vernünftiger Plan B" gefehlt hätte. Je länger das Projekt voranschreite, desto klarer sei: "Die Kosten für die aktuellen Sanierungsmaßnahmen in der Stadthalle sind - wie eindrucksvoll dokumentiert und belegt - nicht mehr kalkulierbar."

So sieht es derzeit in der Grafinger Jahnstraße am Wertstoffhof aus. Für manche ist der Standort aber ideal für einen Neubau der Stadthalle. (Foto: Christian Endt)

Tatsächlich hatte Bürgermeister Christian Bauer (CSU) den Stadtrat erst vor einigen Wochen über einen deutlich gesteigerten Kostenrahmen unterrichtet. Für eine neue Bühnentechnik sowie den barrierefreien Ausbau der Sanitäranlagen im Erdgeschoss bohrte das Gremium das Sanierungsbudget daraufhin von 1,4 auf 2,5 Millionen auf - ein Plus von fast 80 Prozent. Immerhin: Dank umfangreicher Zuschüsse liegen die Nettomehrkosten laut Bürgermeister bei rund 400 000 Euro.

An derartige Zusatzkosten muss man sich nach Ansicht der SPD wohl gewöhnen. Als nächstes sei die Beleuchtung dran und bald auch eine neue Dacheindeckung. "Die Aufzuganlage steht vor einer Generalüberholung. Die Toilettenanlage muss saniert werden. Die Türen und Fenster sind teilweise undicht und müssen mittelfristig erneuert werden." Auch diese Kostenposten seien kaum kalkulierbar.

So oder so: Die Stadthalle wird viel Geld kosten

Ohne Zweifel: "Ein Neubau verschlingt mehrere Millionen Euro, aber das wird die alte Stadthalle in den nächsten 25 Jahren ebenfalls tun. Und wir gehen davon aus, dass bei einem Erhalt der bestehenden Stadthalle innerhalb der nächsten 25 Jahre sogar noch deutlich höhere Summen als bei einem Neubau zu veranschlagen sind. Ein langfristiger Kosten- und Nutzenüberschlag hilft bei der Entscheidung."

Genau diesen macht die SPD zum Dreh- und Angelpunkt ihres Antrags, erstens: Die Stadtverwaltung soll in einem Gutachten die Vor- und Nachteile des bisherigen Wertstoffhofgeländes als neues Stadthallenareal aufschlüsseln, dabei aber auch denkbare Alternativstandorte berücksichtigen. Zweitens möge sie eine Mängelliste der Stadthalle erstellen sowie eine Liste der in den nächsten 25 Jahren anstehenden Sanierungsmaßnahmen inklusive grober Kostenschätzung. Der dritte Teil des Antrags zielt auf das Pflichtenheft einer neuen Stadthalle ab.

Erste Reaktionen zu dem Antrag gibt es auch bereits, und zwar aus den Reihen der Initiatoren des zwischenzeitlich einmal laufenden Neubau-Bürgerbegehrens. "Die grobe Stoßrichtung ist in unserem Interesse", sagte Martin Tourneau gegenüber der SZ. "Denn es wird langfristig eine schleichende, unkoordinierte Generalsanierung stattfinden", fürchtet er. "Wir plädieren weiterhin dafür, die Sanierung sofort zu stoppen, um nicht weitere Steuergelder in ein unsinniges Vorhaben fließen zu lassen."

So richtig warm wird Tourneau mit dem SPD-Vorschlag dennoch nicht. Wichtig wäre vor allem, die laufende Sanierung zu stoppen. Weiterer Bedarf "an kostspieligen und zeitaufwendigen Untersuchungen" besteht seiner Ansicht nach nicht. Gemeint ist der zweite Punkt aus dem SPD-Antrag. "Eine Mängelliste existiert im Prinzip schon", verweist Tourneau auf die Stadthallen-Studie aus dem Jahr 2019. Er glaube nicht, dass eine aktualisierte Liste grundsätzlich neue Erkenntnisse hervorbringe.

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