Grafing:Provisorium reicht

Lesezeit: 1 min

Die Kassen der Stadt Grafing sind leer. Dennoch sollen neue Parkpläte gebaut werden. Doch allein die Planung würde schon 9000 Euro kosten.

Thorsten Rienth

"Ja, da gehört ein Parkplatz hin. Aber bitte kein Luxusparkplatz. Sonst bekomme ich echt ein schlechtes Gewissen." Sätze wie eben diese von Grünen-Stadträtin Angelika Obermayr zeugen von der Grafinger Finanznot. Gefallen sind sie in der Bauausschussdebatte, als es um die Parkplätze am Ostende der Pfarrer-Klug-Straße ging - und es waren fraktionsübergreifende Töne.

9000 Euro wären alleine für die Planung eines Parkplatzes fällig, rechnete Stadtbaumeister Hans Hohmann am Dienstagabend dem Gremium vor. "9000 Euro?", fragte ein entsetzter Max Graf von Rechberg (CSU). "Wo sollen wir die denn her nehmen? Das muss auch einigermaßen provisorisch gehen!" Auch seiner Fraktionskollegin, der Zweiten Bürgermeisterin Susanne Linhart, ging eine große Planung zu weit: "Mir reicht die abgespeckte Version, aber man muss da halt parken können", sagte sie.

Die "abgespeckte Version" für das gut 1100 Quadratmeter Gelände würde ungefähr 15.000 Euro kosten, gab Hohmann als Anhaltspunkt. Der Nachteil sei allerdings, "dass der Bauhof dann die ganze Zeit nachflicken muss". Ein Risiko, das das Gremium einzugehen bereit ist. Nicht zuletzt deshalb, weil Grafing vor einigen Jahren reichlich Geld für das Areal ausgegeben hat. "Wir haben 400.000 Euro in die Hand genommen.

Dass das Gelände jetzt das nicht genutzt wird und brach liegt, das kann doch nicht sein", sagte Anja Walz (CSU). "In der Rotter Straße haben wir auch fast ein Jahrzehnt mit einer Aufkiesung leben können", relativierte die CSU-Stadträtin Hohmanns Warnung.

Kritik an den Plänen kommt vor allem aus den Reihen der Parteilosen und der Freien Wähler. Deren Ortsvorsitzender Christian Einhellig lehnt den Vorschlag beispielsweise strikt ab. "Ich bin gegen eine Maßnahme dort, weil sie gegen die Schulwegsicherheit ist", sagte er. "Und gegen eine halbherzige Lösung bin ich schon deswegen, weil es keinen guten Eindruck macht, wenn da die Besucher unserer Leonhardifahrt parken und erstmal in eine Pfütze steigen." Susanne Linhart hielt der in Einhelligs Augen sinkenden Schulwegsicherheit entgegen, "dass aber im Gegenzug der üble Parkplatzsuchverkehr um die Post herum abgewürgt wird".

Gegen CSU, SPD und Grüne konnten sich die Freien freilich nicht durchsetzten. Bis zum nächsten Bauausschuss schlüsselt die Verwaltung nun die Kosten für eine provisorische Lösung auf, dann soll endgültig entschieden werden.

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: