Öxinger Platz:Was lange währt, wird endlich gut

Lesezeit: 2 min

Vor allem die Eisdiele am Öxinger Platz zieht viele Passanten an. (Foto: Christian Endt)

Über Jahre hinweg erntete die Stadt Grafing für den neu gestalteten Öxinger Platz reichlich Kritik. Mittlerweile hat sich der Platz jedoch zum beliebten Treffpunkt entwickelt - und Bürgermeister Christian Bauer kann sich sogar noch mehr vorstellen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

"Was auch immer am Ende auf diesen Platz kommt - man kann es nicht isoliert betrachten", befand Freie-Wähler-Stadtrat in Grafing und Architekt Christian Einhellig. "Gegenüber ist der Brunnenplatz vor dem Pfarrheim. Über Stufen geht es hinunter zur Rotter Straße. Der Öxinger Platz liegt genau auf der anderen Straßenseite." Er werde die Gegend auf Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte hinweg prägen. Und dann: "Vor allem würde ich gerne vorschlagen, dass da jetzt nicht voreilige Entscheidungen gefällt werden. Wie sieht der Platz im Winter aus, wenn Schnee liegt? Wie wirkt er, wenn im Frühsommer die Bäume blühen?"

Einhelligs Warnung aus einem SZ-Interview im Januar 2018 kam nicht von ungefähr. Einiges an Druck hatte sich in den Jahren zuvor aufgebaut. Der neu zu planende Platz nicht weit weg vom historischen Stadtzentrum, der nicht zu steril werden durfte. Der einmal angedachte kleine Wasserlauf, den der Stadtrat bei einer Kostenschätzung von ein paar hunderttausend Euro gut nachvollziehbar wieder verwarf. Oder der Versuch eines Nachbarn, mit einer Großspende Platzgestaltung und -ausschreibung in seinem Sinne zu beeinflussen, inklusive blau-weiß angemalter Rotter Straße.

Mittlerweile kommt der Platz bei den Grafingern gut an

Mittlerweile gehört derlei ins Geschichtsbuch des Platzes. "Der ist schlicht und einfach ein Gewinn fürs Stadtbild und die ganze Stadt", sagt Erster Bürgermeister Christian Bauer (CSU). Vor allem, wenn er am Wochenende vorbeifahre: "Der Platz ist voll, die Leute nehmen ihn richtig gut an." Dass manch Grafinger den Platz mit etwas mehr Grün noch besser fände, bleibe ihm nicht verborgen. "Aber so ein Platz muss sich entwickeln können, die Bäume brauchen Zeit zum Wachsen."

MeinungStadtgestaltung
:Wer wagt, gewinnt!

Beim Öxinger Platz zahlt sich rückblickend eine eher seltene Charaktereigenschaft des Grafinger Stadtrats aus.

Kommentar von Thorsten Rienth

So, dass der Bürgermeister hier nur seine Stadt ins rechte Licht rückt, liegen die Dinge nicht. Michaela Müller vom Grafinger Familien- und Bürgerzentrum und der örtlichen Transition Town-Initiative sieht es kaum anders. "Endlich ist es dort belebt, der Platz wird gut angenommen", beschreibt sie ihren Eindruck.

Müller wie Bauer sehen dafür vor allem im neuen Eisladen im ehemaligen Fernsehgeschäft von Sepp Carpus einen gewichtigen Grund. Eröffnet im Frühjahr 2020 von den Brüdern Alessandro und Luca Marsico fungiert die Diele seitdem als innerstädtisches Ausflugsziel. Getrennt ist sie vom Öxinger Platz allein durch die Einmündung der Mühlenstraße. "Das ist schon alles super angelaufen hier", sagt Luca Marsico rückblickend auf die ersten drei Sommer am Öxinger Platz zurück.

Bei "Icegreen Manufaktur" gibts keine Fertigprodukte

"Icegreen Manufaktur" heißt der Laden - und das ist wörtlich gemeint. "Keine Fertigpaste, keine Pulversachen", so betont Marsico. "Das macht schon einen Unterschied, der den Leuten auffällt." Gleiches gilt dafür, dass die Preise "ziemlich im Durchschnitt" seien. "Nur bei zwei, drei Sorten müssen wir ein bisschen mehr verlangen. Aber dafür sind im Himbeereis auch echte Himbeeren verarbeitet und im Pistazieneis echte Pistazien."

Mit einem Gerücht, das in den vergangenen Wochen in der Stadt die Runde gemacht hat, räumt Marsico übrigens auf. Es hatte geheißen, der Eisdiele sei inzwischen verboten worden, ihre Tische auch auf dem Öxinger Platz selbst aufzustellen. Das stimmt nicht. "Wir haben sie nur deshalb weggeräumt, weil wir nicht genügend Personal für die Bewirtung finden."

Derweil laufen in der Stadtverwaltung die Planungen, um den einstigen Ideenwettbewerb für ein Kunstwerk auf dem Platz zu Ende zu bringen. Gewonnen hatte der Entwurf eines großen Mühlsteins - in Anlehnung an den früheren Stadtteil Öxing, für dessen Entwicklung die Mühlen entlang von Wieshamer Bach und Attel ganz zentral waren. "Das Problem ist, dass unter dem Platz eine Zisterne und die Tiefgarage liegen - da sind 1,7 Tonnen leider etwas zu schwer." Gerade liefen die Gespräche für eine etwas kleinere Variante. Ist die aufgestellt, dann sei eigentlich alles fertig. Wenn es nach Bürgermeister Bauer ginge, gerne auch für Tätigkeiten jenseits des Eisessens. Für Theateraufführungen der Grafinger Schulen oder Vereine zum Beispiel.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Jugendtreffs im Landkreis
:Aus dem Krisenmodus

Fast eineinhalb Jahre standen die selbstverwalteten Jugendzentren im Landkreis Ebersberg unter Zwangspause. Die Sorgen waren groß, dass sich die Einrichtungen davon nicht mehr erholen würden. In Ebersberg und Grafing kam es anders. In Glonn schickt sich eine Gruppe Aktiver gar an, einen alten Treff wieder zu eröffnen.

Von Thorsten Rienth

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: