Mitten in Ebersberg:Neues vom Opa Langfinger

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Wer hat Angst vorm Räuber Hotzenplotz? Niemand! Noch besser klauen kann nur der Opa. (Foto: Florian Peljak)

Ob neue Kopfbedeckungen oder teure Flitzer - schickt man den Opa in den Kindergarten, bringt er so allerlei Schätze mit nach Hause.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Sobald man Kinder hat, kann man schnell mal den Überblick über die Garderobe verlieren. Da muss nur eine Freundin der Tochter zu Besuch kommen, die Verkleidungskiste geplündert und eine Modenschau veranstaltet werden, und schwupps - schon hat man eine Jogginghose mehr im Regal. Oder es ist Matschwetter, die Nachbarskinder spielen zusammen im Hof und haben danach nasse Socken. Ehrensache, dass sie trockene bekommen - im Austausch gegen ihre nassen Füßlinge, die nach einer Pflegerunde in der Waschmaschine wie neu aussehen und von ahnungslosen Eltern in die Schränke der eigenen Kinder einsortiert werden.

Und ähnlich der wundersamen Brotvermehrung durch Jesus, dank welcher mit nur wenigen Lebensmitteln mehrere tausend Menschen gesättigt werden konnten, kann es vorgehen, wenn man den Opa in den Kindergarten schickt. Der kommt nämlich meist nicht nur mit einem Kind zurück - bisher zum Glück immer das Richtige -, sondern hat auch jede Menge anderer Schätze im Schlepptau.

Zum Beispiel diese rote Schalmütze. Ziemlich teure Marke, ziemlich gut erhalten. Plötzlich liegt sie bei den Mützen des mittleren Sohnes. Der passt aber nicht hinein in das gute Teil, dem kleinen Bruder hingegen steht sie ausgezeichnet. Er trägt sie fröhlich zur Schau, sabbert ein bisschen hinein. Nach einigen Tagen bedankt man sich bei den Großeltern für das schöne Geschenk. Diese sind verblüfft: Ja aber, die Mütze gehört doch dem Enkel! Die hing da im Kindergarten, an seinem Garderobenplatz!

Schnell wird die rote Supermütze gewaschen und möglichst unauffällig wieder an den Haken im Kindergarten gehängt, wo seine wahre Besitzerin - nennen wir sie Emma - sie wenig später überglücklich wiederfindet.

Als nächstes ist es ein nagelneues Puky-Laufrad, das der Opa mit nach Hause bringt. Die Familie staunt: Wie hast du unser Rad nur so sauber bekommen, den abgekämpften Schrottesel? Und wo ist die Delle hin, die es hatte? Ziemlich eilig hat es der Opa plötzlich, und das Laufrad wird pflichtschuldigst wieder vor dem Kindergarten geparkt.

Und die Kinder? Sind mächtig stolz auf ihren Opa. Was braucht es einen Hotzenplotz, Donnerpups oder Kneißl, wenn man den gerissensten (und gleichzeitig liebsten) aller Räuber zuhause hat - den Opa Langfinger nämlich.

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