Die bayerische Staatsregierung hat kürzlich beschlossen, das Gendern in staatlichen Behörden, Schulen und Hochschulen zu verbieten. Offizielle Schreiben oder Elternbriefe dürfen demnach ab 1. April keine gegenderte Sprache mit Sonderzeichen mehr enthalten. Die SZ Ebersberg hat Passantinnen und Passanten in der Innenstadt gefragt, was sie vom Gendern im Allgemeinen und vom Verbot im Speziellen halten.
"Man kann es auch übertreiben"
Sabine Jäger findet, das Ausmaß an gendergerechter Sprache sei übertrieben. In ihrer Firma habe es eine Abstimmung zum Thema "Gendern" gegeben. "Alle haben dagegen gestimmt", sagt sie. Die 51-Jährige ist der Ansicht, dass es für das Verständnis - vor allem in Texten - einfacher sei, nicht zu gendern. Dennoch ist sie auch der Meinung, man solle es den Leuten selbst überlassen: "Jeder kann es machen, wie er will."
"Wir haben andere Probleme"
Wolf Muschall findet, es gebe wichtigere Probleme, als die Frage um das Gendern - etwa den zunehmenden Rechtsextremismus oder die schwierige weltpolitische Lage. Konkret nach dem Verbot gefragt ist der Ebersberger Künstler zwar nicht dafür, findet aber auch, man solle die Sprache nicht unnötig verändern. "Lasst die Sache bitte so, wie sie ist. Wie die Generationen vor euch das hinterlassen haben", sagt der 72-Jährige.
"Ich bin eher fürs Gendern"
Friedrich Kremer verweist auf ein Experiment mit Grundschulkindern, von dem er selbst in der Schule erfahren habe: Nach ihrem Wunschberuf gefragt, hätten die Jungen solche genannt, die grammatikalisch mit männlichem Geschlecht gebildet werden - die Mädchen nicht. Diese Geschichte hätte ihm die Bedeutung gendergerechter Sprache gezeigt. "Wenn Lehrerinnen und Lehrer nicht gendern dürfen, finde ich es kritisch", sagt der 19-Jährige.
"Ich bin nicht dafür, es zu verbieten"
Ivonne Geißler hält ein Verbot für nicht notwendig. Jedoch sagt sie auch, dass das Gendern "überhandgenommen hat". Sie empfindet es zwar als wichtig, dass jede Person so angesprochen wird, wie sie möchte, hat aber nicht den Eindruck, dass lediglich durch die Sprache jemand ausgeschlossen werde. "Jedes Geschlecht ist akzeptiert", sagt die 39-Jährige. Bekannte, Freunde oder Familienangehörige, die gendern, habe sie nicht.
"Es ist schwierig"
Sonja Schäfer sagt: "Gendern ist gut." Nicht so gut findet sie die Diskussionen darüber, diese hält sie für übertrieben: "Man sollte nicht so ernst drüber nachdenken", sagt sie. "Wenn ich Lehrer sage, kann ich auch einen weiblichen Lehrer meinen." Sie persönlich würde nur gendern, "wenn's nötig ist". Sie ist sich jedoch bewusst, dass das Thema komplex ist. "Irgendjemand wird sich immer benachteiligt fühlen", sagt die 23-Jährige.