Gemeinderat Vaterstetten:Klotzen trotz Krise

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Vaterstettener Gemeinderäte beschließen die fünf Millionen Euro teure Sanierung der Schule an der Brunnenstraße. Mindestens genauso teuer wird die neue Turnhalle an der Wendelsteinschule, hier wurde nun die Planung vergeben

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Welchen Wert Investitionen in Bildung haben ist schon oft erörtert worden, meist allerdings ohne dies in Euro und Cent umzurechnen. Die Investitionen selbst lassen sich dagegen sehr gut mit einer Geldsumme beziffern, in Vaterstetten beträgt sie etwa zehn Millionen Euro. So groß dürfte das Gesamtvolumen zweier in den nächsten Jahren anstehenden Baumaßnahmen an den Grundschulen in der Brunnen- und in der Wendelsteinstraße ausfallen, die der Ferienausschuss des Gemeinderates einen Tag vor dem Ende der Wahlperiode auf den Weg gebracht hat.

Bereits seit einigen Jahren auf der Agenda steht die Sanierung der Schule an der Brunnenstraße. Schon vor gut drei Jahren wurde der erste Bauabschnitt umgesetzt, damals ging es um die Sanierung der Turnhalle und des Verwaltungsgebäudes. Dies, so erläuterte es im Ausschuss nun Ralf Schloemilch vom Bauamt, habe insgesamt etwa 1,3 Millionen Euro gekostet, was auch so geplant gewesen sei.

Nicht im Plan, weil deutlich teurer, wird dagegen wohl der zweite Bauabschnitt, die Generalsanierung des Hauptgebäudes sein. Dabei sollte unter anderem der Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht, sowie die Wärmedämmung verbessert werden. Außerdem sollen die Beleuchtung und die Hauselektrik modernisiert werden, für Letztere ist ein neuer Elektroraum geplant. Auch ein besserer Schallschutz steht auf der Agenda, hierzu sollen die abgehängten Decken erneuert werden. Laut der ursprünglichen Berechnung sollte dies alles zusammen 2,7 Millionen Euro kosten, nach der aktuellen Schätzung aus dem Bauamt werden es aber wohl mindestens 5,1 Millionen werden.

Der Grund für die Kostensteigerung ist zu einem großen Teil der, dass beim Bau der Schule offenbar geschlampt wurde. Konkret genüge die Betonrippendecke im Hauptgebäude den Brandschutzvorgaben nicht, weil zu wenig Beton an den Unterseiten der Armierungen aufgebracht wurde. Die Ausführung sei "mangelhaft, ( ...) auch nach der zur Entstehungszeit gültigen Norm ungenügend", so die Stellungnahme des Bauamtes. Um den Pfusch der Vergangenheit zu beheben, sei eine Betonsanierung der Decken nötig, dies werde laut Schloemilch etwa 375 000 Euro kosten.

Weitere 140 000 Euro werden durch das geänderte Brandschutzkonzept fällig. Ursprünglich hätten die Schulflure als Fluchtwege genutzt werden sollen, dies habe sich aber in der Praxis als schwierig erwiesen. Denn dazu hätten die Flure, wie es im Fachjargon heißt "brandlastfrei gehalten" werden müssen, also etwa nicht als Garderoben genutzt werden dürfen. Darum sollen die Flure nun per Brandschutztüren voneinander abriegelbar sei, der Flucht- und Rettungsweg würde über eine Feuerleiter an der Außenfassade verlaufen.

Auch an der Fassade selbst haben sich Planänderungen ergeben, diese soll als sogenanntes "Wärmedämmverbundsystem" ausgeführt werden und mit 200 000 Euro zu Buche schlagen. Etwa jeweils die gleiche Summe sollen die Lüftungsanlage und die Elektroinstallation mehr kosten. Ein großer Posten - immerhin 500 000 Euro - ist neu dazugekommen, weil man die alte Schule auf den technischen Stand des im Herbst eröffneten Neubaus am Sportgelände bringen will. Wenn man die Klassenräume schon erneuert, sollten diese "in ihrer Ausstattung an die Anforderungen moderner Unterrichtsgestaltung" angepasst werden. Neben mehr Platz für Lehrmaterialien bedeutet dies vor allem "medientechnische Ertüchtigung", nimmt man den Standard der neuen Schule als Basis, wären damit etwa Beamer in jedem Klassenzimmer und Tabletcomputer für die Schüler gemeint.

Auch durch die geplante abschnittsweise Bauausführung würden die Kosten steigen um weitere knapp 285 000 Euro. Da die Schule im laufenden Betrieb saniert werden soll, kann dies immer nur in zwei Klassenzimmern gleichzeitig stattfinden, dazu sind genügend Ausweichräume vorhanden. In den Sommerferien geht es dann an die "Allgemeinbereiche", wie Gänge, Treppenhäuser und die Toiletten. Die Corona-Schulpause könne man übrigens nicht für die Sanierung nutzen, bedauerte Schloemilch, da die Aufträge leider noch nicht vergeben sind: "Wir haben ein leeres Haus und können nicht bauen, wahrscheinlich geht es los, wenn auch die Schüler wieder da sind." Voraussichtlich drei Jahre werde die Sanierung wohl dauern. Zuguterletzt würden durch die Mehrkosten auch die Honorare für die Planer steigen, da diese sich am Gesamtwert des Auftrages orientieren. Immerhin steigen aber wohl auch die Fördermittel. Ursprünglich hätte die Gemeinde von den vier Millionen, die das Gesamtpaket einmal kosten sollte, 1,68 Millionen vom Bezirk erhalten. Inzwischen habe die Regierung von Oberbayern den neuen Kostenrahmen anerkannt, so dass man mit 2,5 Millionen Euro Fördergeld rechnen könne, die Mehrkosten für die Gemeinde also nur bei gut 1,5 Millionen lägen.

Für Wolfgang Schermann (FW) immer noch zu viel. Er frage sich nach einem Rundgang in der Schule, ob wirklich alle Maßnahmen nötig seien. Laut Bauamt gibt es wenig Einsparmöglichkeiten, da etwa die Brandschutzsanierung, die den größten Aufwand verursacht, auf jeden Fall gemacht werden müsse. Der Meinung waren auch die meisten übrigen Gemeinderäte, gegen die Stimmen von Schermann und Manfred Schmidt (AfD) wurde beschlossen, das Geld freizugeben. Damit kann der Bürgermeister die Aufträge vergeben.

Um zunächst deutlich geringere Summen, laut Bauamt 40 000 bis 50 000 Euro, ging es bei der zweiten Baumaßnahme einer gemeindlichen Schule: Die neue Turnhalle an der Wendelsteinstraße. Diese wurde Ende 2013 wegen Einsturzgefahr durch Schneefall gesperrt, 2015 erfolgte eine provisorische Sanierung. Vor fast genau zwei Jahren wurde dann im Gemeinderat ein Neubau auf den Weg gebracht, ein Jahr später gab es schon ein erstes Konzept dafür. Die Halle samt neuer Räume für den Hort soll an die westliche Seite des Pausenhofes, neben das "Winkelbau" genannte Büro- und Ladengebäude.

Grund für die Eile ist, dass die Gemeinde den Neubau teilweise über ein Förderprogramm finanzieren will, das den Bau von Schulsportstätten sehr großzügig mit mehr als 40 Prozent bezuschusst. Die Halle soll nach einer Schätzung aus dem vergangenen Jahr rund 2,9 Millionen Euro kosten, die Variante mit Hort würde um 2,3 Millionen teurer, die aber auch gefördert werden. Allerdings nur, wenn das Projekt bis spätestens Ende 2023 komplett abgeschlossen und abgerechnet ist, ansonsten geht die Gemeinde leer aus.

Aus 15 Bewerbungen für die Planung sei jene des Münchner Büros Peck Daam das Beste gewesen, so Schloemilch und empfahl dem Gremium, diesem den Zuschlag zu erteilen. Was dann auch ohne Gegenstimmen geschah, noch in diesem Herbst sollen die Architekten ihre Vorplanung im Gemeinderat vorstellen.

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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