Gastronomie in Poing:Selbstgemachte Leckereien und irgendwann Musik

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Anja und Marc-Florian Lemmerich sind Profis im Gastro-Bereich: Die vergangenen 14 Jahre haben sie beide in einem Aschheimer Café gearbeitet, bei dessen Vorgänger-Betrieb hat sich das Paar kennengelernt. (Foto: Christian Endt)

Anja und Marc-Florian Lemmerich haben mitten in der Corona-Pandemie in Poing das Café Mainstreet eröffnet. Bald soll es dort auch Kulturveranstaltungen geben

Von Johanna Feckl, Poing

Anja Lemmerich steht hinter dem Tresen. Mit routinierten Bewegungen wischt sie mit einem Lappen über das dunkle Holz der Anrichte. Vor ihr breitet sich eine üppige Auswahl an süßen Leckereien aus: Muffins - dunkle, helle, gemischte -, Marmorkuchen, Croissants, Eierlikör-Guglhupf, Karotten-Creme-Torte, Donuts mit Puderzucker-Glasur und rosa Streuseln und solche mit Schokolade überzogen und weißen Streuseln - die dunklen Täfelchen mit weißer Schrift vor den Leckereien verraten so allerhand. Eines jedoch nicht: Wie kommen Anja Lemmerich und ihr Mann Marc-Florian auf die Idee, ausgerechnet zu einer Zeit, in der Gastro-Betriebe seit fünf Monaten geschlossen haben, ein Tagescafé in Poing zu eröffnen?

Die Antwort: Zufall. Und ein wenig Hoffnung. 14 Jahre lang haben die beiden im Café Monsalvy in Aschheim im Landkreis München gearbeitet, er als Küchenchef, sie als gelernte Restaurantfachfrau im Servicebereich. Sogar beim Vorgänger-Betrieb des Monsalvys haben die zwei schon zusammen gearbeitet, dort lernte sich das heutige Ehe- und Geschäftspaar auch kennen.

Schon lange wollten sich die zwei selbständig machen

So gerne die beiden dort auch arbeiteten, eines war trotzdem klar: "Wir wollten uns schon immer selbständig machen", erzählt Anja Lemmerich. Sie sitzt mittlerweile an dem großen Tisch neben der Theke. Neben ihr nimmt ihr Mann Platz, der bis dahin in der Küche die ersten Bestellungen für diesen Abend vorbereitet hat. "Ein Tagescafé", ergänzt der 37-Jährige. "Aber es war einfach immer irgendwas", so Anja Lemmerich weiter.

Genauso wie jetzt, jetzt ist Corona. Ja, nicht ideal - aber was ist schon ideal, oder? Die Nähe vom Zuhause der Lemmerichs zu ihrem neuen Café zum Beispiel, zu Fuß sind es nur fünf Minuten. "Als wir erfahren haben, dass unser Vorgänger aufhört, da dachten wir: Das machen wir jetzt einfach", sagt Anja Lemmerich. "Und das alles natürlich mit der Hoffnung: Die Situation rund um Corona wird ja irgendwann auch wieder besser."

Auch Andi Otten ist weiter mit von der Partie

Der Vorgänger, von dem die 41-Jährige spricht, ist Andi Otten. Zusammen mit seiner Freundin Diana Terlicher hat er acht Jahre das Lokal "Zum Andal" in der Poinger Hauptstraße betrieben. Im vergangenen Jahr war dann Schluss. Corona hat seine Spuren hinterlassen, "die Kraft lässt einfach irgendwann nach", sagte Andi Otten im November, als der Entschluss, das Lokal nicht weiterzuführen, feststand.

So richtig weg ist der 38-Jährige allerdings trotzdem nicht. Denn wie beim "Zum Andal" sollen, sobald es die Corona-Umstände gefahrenlos erlauben, auch im Café Mainstreet regelmäßig Kulturevents veranstaltet werden - Organisator ist Andi Otten. Im besten Falle soll es einmal in der Woche eine Veranstaltung geben, von Konzerten, Lesungen, hin zu Kabarett und anderer Kleinkunst, da wird für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Bis es soweit ist, dass der Nebenraum des Café Mainstreet zum Kulturraum werden kann, bleibt es bei den momentanen Umständen: Ein reines To-Go-Geschäft ohne Angestellte, die Lemmerichs machen alles selbst. Seit dem 9. März gibt es von Dienstag bis Sonntag eine wechselnde Wochenkarte mit Vorspeisen, Salaten und Hauptgängen mit Lebensmitteln aus der Region - übrigens immer auch mit einer veganen Auswahl.

Die Mütter der Lemmerichs backen auch vegane Köstlichkeiten

"Man muss da mit der Zeit gehen", sagt Marc-Florian Lemmerich. Ihr Café soll eines sein, bei dem jeder etwas für sich findet, für das Gastro-Paar ist das selbstverständlich. Deshalb gibt es nicht nur bei den warmen Gerichten eine vegane Auswahl, sondern auch bei den Kuchen, an diesem Tag ist es ein veganer Streusel-Apfelkuchen - alle sind selbst gemacht von den Müttern der Lemmerichs. "Die zwei machen das wirklich mit Herzblut", so Anja Lemmerich.

Und wie entscheidet Marc-Florian Lemmerich, welche Gerichte auf die Karte kommen und welche Kuchen in der Vitrine landen? "Ach, das schießt mir meistens einfach so in den Kopf." Auf Grundlage der über die Woche gesammelten Notizzettel mit Ideen plant er zu Beginn einer jeden Woche die genaue Zusammenstellung für die darauffolgende Woche. Bei den Kuchen wird auf Klassiker gesetzt: Apfel, Käse, Marmor. Bestellungen werden auch entgegengenommen. "Unsere Mütter können eigentlich alles, nur eine dreistöckige Hochzeitstorte vielleicht dann doch eher nicht", so Anja Lemmerich.

Unter cafemainstreet.de gibt es noch mehr Infos.

© SZ vom 10.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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