Garfing/München:Grapscher vor Gericht

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Vorbestrafter Sexualtäter belästigt junge Frauen am Grafinger Bahnhof

Ein 38-jähriger Kfz-Mechaniker, der mehrere junge Frauen am S-Bahnhof Grafing sexuell belästigt hat, muss sich seit diesem Dienstag vor dem Landgericht München II verantworten. Die Taten liegen inzwischen vier Jahre zurück. Der Angeklagte ist bereits wegen Vergewaltigung einer 17-Jährigen auf einem Volksfest in Rosenheim im Jahr 2001 vorbestraft. Aufgrund der Tat wurde er in einer geschlossenen Abteilung im Bezirksklinikum Gabersee untergebracht. Dort befindet er sich seit mittlerweile 14 Jahren. Die Taten in Grafing geschahen jeweils bei sogenannten Tagesurlauben, welche die Klinik dem Mann gewährt hatte. Zum Auftakt des Prozesses legte der 38-Jährige über einen seiner beiden Verteidiger ein Geständnis ab. Darin räumte er ein, dass die vier Übergriffe am S-Bahnhof so "stattgefunden" haben, wie sie ihm die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage vorwirft.

Es war am 13. Oktober 2012, als der Kfz-Mechaniker am Bahnhof erstmals eine damals 18-Jährige sexuell belästige. Die junge Frau war gegen 15 Uhr durch die Unterführung zum Park+Ride Parkplatz West gelaufen. Der Mechaniker war ihr gefolgt. Als die 18-Jährige mit ihrem Pkw losfuhr, stand der Angeklagte an einer Holzhütte neben der Einfahrt zum Parkplatz und befriedigte sich selbst. Zwei Stunden später hatte der Mann noch zwei andere junge Frauen am Park+Ride Parkplatz belästigt. Als der Angeklagte drei Wochen nach diesen Vorfällen erneut einen Tagesurlaub hatte, ging er wieder an den Grafinger S-Bahnhof. Am Spätnachmittag des 3. November 2012 beobachtete er zwei junge Frauen. In dem Augenblick, als sie in einem Auto an ihm vorbeifuhren, entblößte er sich teilweise und begann sich selbst zu befriedigen. Nur eine knappe halbe Stunde später vergriff sich der Kfz-Mechaniker an einer damals 14-Jährigen. Die Schülerin war zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Der Angeklagte war ihr gefolgt. In einem kleinen Waldstück hatte er dem Mädchen im Vorbeigehen an den Po gefasst und sie dann festgehalten. Dabei forderte er die Schülerin auf, ihn zu befriedigen. Der 14-Jährigen war es jedoch gelungen, sich loszureißen und wegzulaufen. Der Täter rannte ihr hinterher. Er holte das Mädchen ein, packte es von hinten, zog es zu Boden und hielt der 14-Jährigen den Mund zu. Als sich der Angeklagte über das Mädchen beugte, schrie es laut um Hilfe. Dann biss es dem Kfz-Mechaniker in die Hand. In dem Augenblick, als ein Pkw-Fahrer, der den Vorfall beobachtete hatte, anhielt, lief der Angeklagte davon.

Der 38-Jährige ist wegen Vergewaltigung, sexuellen Missbrauchs von Kindern und Exhibitionismus vorbestraft. Insgesamt enthält sein Vorstrafenregister zehn Einträge. Vor seiner Verurteilung wegen Vergewaltigung 2002 hatte sich der Kfz-Mechaniker freiwillig in eine Sexualtherapie begeben, nachdem er sich vor Schülern an einer Bushaltestelle teilweise ausgezogen und sein Glied gezeigt hatte. Die freiwillig begonnene Therapie habe aus Kostengründen beendet werden müssen, so der 38-Jährige. Seinen Therapeuten habe er gesagt: "Ich habe Angst, dass was Schlimmeres passiert." Nach dem Aufenthalt in der Klinik sei es mit den exhibitionistischen Handlungen dann "extrem geworden", so der Angeklagte. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 12.10.2016 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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