Fußball-WM in Brasilien:Vor jedem Spiel einen Caipirinha

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Als Philipp Lahm den WM-Pokal gen Himmel stemmt, steht der Poinger Rainer Koch nur ein paar Meter entfernt. Ein Anruf im Teamhotel.

Von Korbinian Eisenberger

Rainer Koch präsentiert den WM-Pokal gemeinsam mit Thomas Müller. (Foto: N/A)

In Rio de Janeiro ist es an diesem Montag 8.15 Uhr, als im Hotel Sheraton ein Handy klingelt. Nach dem zweiten Tuten ertönt eine Stimme: "Koch". Man möchte meinen, Rainer Koch, Poinger Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), könnte ein bisschen grantig sein, weil ihn die Süddeutsche Zeitung so früh im Hotelzimmer anklingelt. Zumal DFB-Stürmer André Schürrle nach dem 1:0-Herzkasperl-Finale gegen Argentinien angekündigt hatte, bis zum Heimflug werde durchgefeiert.

Die Videos, die zu diesem Zeitpunkt bereits im Netz kursieren, machen deutlich: Viel dürfte die DFB-Truppe in dieser Nacht von Rio nicht geschlafen haben. Trotz des Trubels klingt Koch am Morgen danach hellwach. Er sei um halb drei ins Bett gestiegen, sagt er. Nach dem Finale habe er sich etwas zurückgehalten, dafür habe er während der WM vor jedem DFB-Spiel einen Caipirinha getrunken. "Das hat scheinbar geholfen", sagt er und lacht.

Leicht verpixelt ist sie, die WM-Trophäe. Hinter dem goldenen Konfettiregen sind die weißen Trikots der DFB-Elf auf Rainer Kochs Video nur noch schemenhaft zu erkennen. Dass sein 13 Sekunden langer Handyclip etwas undeutlich geworden ist, dürfte Koch freilich herzlich egal sein. Denn in jener denkwürdigen Nacht steht er wenige Meter vom Siegerpodest und jener Mannschaft entfernt, die unter seiner Vizepräsidentschaft nach 24 Jahren wieder Weltmeister wurde. Er hält drauf, als Kapitän Phillip Lahm den WM-Pokal in die Luft stemmt. Sein grobkörniges Beweisfilmchen und Fotos der Finalnacht sind in seiner Facebook-Chronik zu sehen. Ein Bild zeigt einen Felsen am Meer der Copacabana, auf den die DFB-Delegation mit einem Beamer vier Sterne projiziert - einen für jeden WM-Titel. Währenddessen tauchen im Netz die ersten Partyvideos auf.

Rainer Koch huscht kurz ins Bild als Podolski mit seiner Digicam die Kollegen beim "Die Nummer eins der Welt sind wir"-Grölen aufnimmt. Zu später Stunde verkündet Koch dann in einer Pressemitteilung, dass er sich besonders für die Spieler mit bayerischen Wurzeln freue. "Thomas Müller, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Co. waren auf und neben dem Platz große Stützen für die Mannschaft", schreibt Koch. Neben seiner Tätigkeit für den DFB kümmert sich der 55-Jährige schließlich als Präsident des Bayerischen Fußballverbandes um die Zusammenarbeit zwischen Amateur- und Profifußball in Bayern.

Rainer Koch sieht aus dem Fenster. Auf der Hotelveranda sei niemand mehr zu sehen, sagt er. Vielleicht hat André Schürrle den Mund dann doch etwas zu voll genommen.

© SZ vom 15.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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