Fund aus dem Zweiten Weltkrieg:Bombe auf der Baustelle

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Am Dienstagnachmittag finden Arbeiter in einem Kieshaufen bei Vaterstetten einen Sprengkörper. Die Einsatzkräfte geben aber schon bald Entwarnung. Das Fundstück wird noch am Abend gesprengt.

Von Andreas Junkmann, Vaterstetten

Dass auf Baustellen in aller Regel viel Betrieb herrscht, liegt in der Natur der Sache. In einem Neubaugebiet an der Vaterstettener Pfarrer-Aigner-Allee stehen am Dienstagnachmittag allerdings die Bagger still - und dennoch ist dort einiges los. Der Grund sind die Überreste einer Fliegerbombe, die Bauarbeiter dort gegen 15 Uhr in einem Kieshaufen gefunden haben. Nach ersten Einschätzungen von Polizei und Feuerwehr handelt es sich dabei um eine Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Wirkliche Gefahr besteht den Einsatzkräften zufolge aber nicht, denn das Fundstück ist an beiden Seiten bereits arg beschädigt.

Um eine Magnettafel am Straßenrand scharen sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Polizei. Dort sind Luftbilder aufgehängt, die das Gebiet rund um den Fundort zeigen. Die Fliegerbombe selbst ist rot markiert. Die Einsatzleitung hat Vaterstettens Feuerwehrkommandant Julian Kuhn. Er bespricht sich mit Poings Polizeichef Helmut Hintereder, der schließlich das Sprengstoffkommando der Technischen Sondergruppe des Landeskriminalamtes anfordert. Dieses soll die Bombe genauer untersuchen und weitere Schritte einleiten.

Die gefundene Bombe ist bereits arg beschädigt und darum nach Meinung der Experten ungefährlich. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch das Fundstück selbst ist auf den Fotos an der Magnettafel zu sehen. Ein verrosteter Metallzylinder, der an einem Ende komplett abgebrochen ist. "Wir vermuten, dass die Beschädigung von einem Bagger verursacht worden ist", sagt Kreisbrandrat Andreas Heiß, der per Handy die Vaterstettener Gemeindeverwaltung und Landrat Robert Niedergesäß (CSU) über den Stand der Dinge auf dem Laufenden hält.

Unterdessen haben die Feuerwehren aus Vaterstetten, Parsdorf und Weißenfeld, die mit etwa 40 Mann vor Ort sind, den Bereich um den Fundort weiträumig abgesperrt. Viel zu tun haben sie dabei allerdings nicht, denn die Häuser im betroffenen Gebiet sind derzeit noch unbewohnt. Lediglich in den Durchfahrtsstraßen ist kein Durchkommen mehr. Sorgen bereitet den Einsatzkräften aber ein Kindergarten, der am Rand der Baustelle liegt. Man habe angeordnet, dass alle Kinder in den rückwärtigen Teil des Gebäudes gebracht werden, sagt Polizeichef Hintereder. Eine Evakuierung sei allerdings nicht nötig. Für den Fall der Fälle wären die Feuerwehren aber vorbereitet. Sie stehen mit ihren Löschgeräten bereit, zum Einsatz kommen diese am Dienstagnachmittag aber nicht.

Woher die Bombe genau stammt, ist unterdessen unklar. Fest steht aber, dass sie schon länger auf dem Gelände liegen muss, wie Heiß vermutet. "Der ganze Kies stammt hier von der Baustelle", erklärt der Brandrat. Für ihn ist ein solcher Fund nicht gerade alltäglich, wie er sagt. "Da wir hier früher wenig Industrie hatten, kommt das in unserer Gegend eigentlich recht selten vor." Ein Hinweis auf den Ursprung des Sprengkörpers könnte indes ein amerikanischer Kampfflieger sein, wie die Einsatzkräfte vor Ort spekulieren. Dieser ist in dem Gebiet vor 75 Jahren abgestürzt und sein abgerissener Motor hatte sich westlich von Vaterstetten in einen Acker gebohrt.

Noch bevor die Bombenexperten der Technischen Sondergruppe in Vaterstetten eintreffen, zieht die Einsatzleitung bereits erste Kräfte wieder ab. "Wir gehen davon aus, dass von der Bombe keine größere Gefahr mehr ausgeht", sagt Heiß. Aufgrund der Beschädigungen könne es höchstens sein, dass der Sprengkörper ausbrennt, eine Explosion sei allerdings nicht zu befürchten.

Eine solche hat es aber dann am späten Nachmittag schließlich doch noch gegeben, nachdem die Beamten vom Landeskriminalamt die Überreste der - wie sich inzwischen bestätigt hat - Brandbombe in eine anliegende Wiese gebracht haben. Denn dort ist sie durch eine kontrollierte Sprengung endgültig unschädlich gemacht worden.

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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