Flüchtlinge im Landkreis:Ebersberger Ausländeramt schützt sich künftig mit Securitys

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In der Ausländerbehörde des Ebersberger Landratsamtes gibt es seit kurzem einen Wachdienst. Grund sind eskalierende Konflikte zwischen Mitarbeitern und Kunden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Landratsamt rüstet auf. In der Abteilung Ausländerwesen gibt es seit kurzem einen Sicherheitsdienst. Hintergrund sind unter anderem Konflikte zwischen Kunden und Mitarbeitern. Die Ebersberger sind nicht die ersten in der Region, die in die Sicherheit ihrer Behörde investieren. Auch andere Landratsämter setzen auf uniformiertes Wachpersonal, besonders bei den Ausländerbehörden.

In Ebersberg haben die Sicherheitsleute im Ausländeramt Mitte Oktober ihre Arbeit aufgenommen, sagt Evelyn Schwaiger, Pressesprecherin der Behörde. Eine Aufgabe der Security sei es, den Ablauf besser zu organisieren. Also etwa bei viel Publikumsverkehr die Wartenden auf die zuständigen Mitarbeiter der Behörde zu verteilen oder auch Drängeleien auf den Gängen zu verhindern.

Bei der Auszahlung der Sozialleistungen an Asylbewerber, die im Landratsamt immer in den ersten Tagen eines Monats stattfindet und in bar erfolgt, gebe es bereits seit mehr als einem Jahr einen solchen Sicherheitsdienst. Auch hier gehe es darum, den Publikumsverkehr in geordnete Bahnen zu lenken. So warteten teilweise mehr als 200 Asylbewerber im Sitzungssaal, bis sie an die Reihe kommen. Damit das nicht zu chaotisch wird, hatte man im vergangenen Jahr den Sicherheitsdienst engagiert, schon "aus feuerpolizeilichen Gründen", wie Schwaiger sagt.

Für die Einführung des zusätzlichen Sicherheitsdienstes gibt es allerdings noch einen weiteren Grund. Ein Uniformierter ist nun immer montags und dienstags am Vormittag im Einsatz, wenn im Ausländeramt sogenannte "freie Öffnungszeit" ist, also die Mitarbeiter Kunden ohne Terminabsprachen bedienen. Erfahrungsgemäß kämen dann nicht nur sehr viele, sondern gelegentlich auch "schwierige Menschen", so Schwaiger, also Personen, mit denen es Konflikte und Streit geben kann.

Geiselnahme in Pfaffenhofen

Diese seien gerade in der Ausländerbehörde keine Seltenheit. Zwar würden Mitarbeiter mit Kundenkontakt grundsätzlich in Deeskalationsstrategien geschult, sagt Schwaiger, die Polizei biete entsprechende Seminare an. Allerdings gebe es auch Situationen, bei denen sich die Mitarbeiter nicht anders zu helfen wüssten, als die Polizei zu rufen. Zwar habe es in Ebersberg bislang keine so extremen Eskalationen gegeben wie etwa vergangene Woche in Pfaffenhofen.

Dort hatte ein offenbar psychisch kranker Mann über mehrere Stunden eine Mitarbeiterin des Jugendamts als Geisel genommen und dabei auch verletzt, bevor ihn die Polizei überwältigen konnte. Körperliche Angriffe seien im Ebersberger Landratsamt laut Schwaiger noch keine vorgekommen, Gewalt gegen Sachen komme indes durchaus vor.

Gerade im Ausländeramt müssten oft "schwierige Entscheidungen" getroffen und diese auch vermittelt werden. Das werde "nicht immer ruhig und gefasst aufgefasst", manche Kunden reagierten auf schlechte Nachrichten vom Amt sehr emotional. So habe es schon gelegentlich Randale gegeben, etwa das Umwerfen von Möbeln. Noch öfter komme es vor, dass sich jemand einfach weigere, das Büro wieder zu verlassen und dann erst von der Polizei dazu überredet werden könne.

In anderen Landkreisen wird das Thema unterschiedlich gehandhabt. So gibt es in Erding in der Asylbehörde zwar nicht ständig einen Sicherheitsdienst, sagt Landratsamt-Pressesprecherin Claudia Fiebrandt-Kirmeyer. Dieser werde allerdings "bei erhöhtem Bedarf" engagiert. Den sieht man im Landratsamt etwa, wenn mit viel Andrang zu rechnen ist. Die uniformierten, aber nicht bewaffneten Security-Leute helfen den Landratsamt-Mitarbeitern dann dabei, die Wartenden zu organisieren und passen auf, dass im Gedränge, etwa im Treppenhaus, niemand verletzt wird.

Securitys auch in anderen Abteilungen?

Ähnlich läuft es auch in Rosenheim, ist aus dem dortigen Landratsamt zu erfahren. Hier sind die Wachleute allerdings immer zu den Öffnungszeiten der Ausländerbehörde im Einsatz, ähnlich wie in Erding und in Ebersberg ist ihre Hauptaufgabe, Chaos im Wartebereich zu verhindern und die Landratsamtmitarbeiter bei der Organisation zu unterstützen, indem sie etwa Wartenummern verteilen.

In Freising gibt es dagegen derzeit gar keinen Sicherheitsdienst, sagt der Pressesprecher des dortigen Landratsamtes, Robert Stangl. Allerdings engagiere man einen solchen "bei bestimmten Fällen" durchaus. So habe es Anfang des Jahres konkrete Drohungen gegen das Jugendamt gegeben, daraufhin war für einige Wochen ein Sicherheitsdienst im Einsatz.

In Ebersberg könnte es einen Sicherheitsdienst künftig auch in anderen Abteilungen geben, sagt Schwaiger, eine Ausweitung "ist in der Diskussion". Genau wie die Einführung einer Kameraüberwachung in der Behörde, etwa im Eingangsbereich und im Foyer. Entschieden sei darüber allerdings noch nichts, dies müsse erst intern besprochen werden.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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