Ende einer Politkarriere:"Ich muss mich nicht mehr in den Wind stellen"

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Nach 13 Jahren im Emmeringer Gemeinderat tritt Max Maier nun ab, Auslöser war ein heftiger Streit in dem Gremium. (Foto: privat)

Nach fast vier Jahrzehnten in der Politik zieht sich der Grüne Max Maier zurück. Auslöser ist ein Streit im Emmeringer Gemeinderat.

Von Wieland Bögel, Emmering

Die Bezeichnung "Urgestein", noch dazu mit dem Adjektiv "politisch", wird oft verwendet, doch nicht so oft passt es so gut wie auf den Grünen-Politiker Max Maier. Seit den 1980er Jahren ist der gebürtige Allgäuer im Landkreis Ebersberg politisch aktiv - nun zieht er sich aus der Politik zurück. Hintergrund ist ein Streit im Emmeringer Gemeinderat, wo Maier bislang noch einen Sitz hat, den er nun zurückgeben wolle, wie er der SZ mitgeteilt hat.

Ganze 16 Jahre lang gehörte Maier dem Grafinger Stadtrat an, von 2008 bis 2014 saß er für die Grünen im Ebersberger Kreistag und seit 2014 ist er Mitglied im Emmeringer Gemeinderat. Dort zuerst für das überparteiliche Bündnis "Bürger für Emmering", dieses verließ er aber kurz nach der Wahl 2020 und firmiert seitdem als Grüner. Der langjährige Grünen-Kreisvorsitzende hatte sich auch mehrmals für höhere politische Ämter beworben, wenn auch vergebens. So trat er 1987 als Direktkandidat bei der Bundestagswahl an, sowie 1996 und 2002 als Bürgermeisterkandidat in Grafing. Wobei er gegen Amtsinhaber Rudolf Heiler von der CSU durchaus respektable Ergebnisse einfuhr, knapp 15 bei der ersten und fast 20 Prozent bei seiner zweiten Kandidatur.

Er habe in seinem politischen Leben ja schon einiges mitgemacht - "aber noch nie so massiv"

Die Geschichte, die nun letztlich Maiers Abschied aus der aktiven Politik begründet hat, klingt erst einmal wenig spektakulär, eher wie ein Fall von unglücklichem Timing. So hatte Maier einen Antrag an den Gemeinderat gestellt, das Gremium möge eine kommunale Wärmeplanung für Emmering auf den Weg bringen. Daraufhin antwortete Bürgermeisterin Claudia Streu-Schütze, dass dies bereits geplant sei und die Gemeinde schon einen entsprechenden Förderantrag gestellt habe. Man kam überein, die konkrete Wärmeplanung dann beraten zu wollen, wenn Klarheit über die Zuschüsse bestehe. Diesen Sachverhalt bestätigen sowohl die Bürgermeisterin wie der bald ehemalige Gemeinderat auf Nachfrage.

Zum Streit im Gremium kam es dann aber, weil Maier seinen Antrag, was nicht unüblich ist, auch an die Presse weitergeleitet hatte - und zwar, bevor er sich mit Streu-Schütze über den bereits laufenden Fördermittelantrag ausgetauscht hatte. Abgedruckt wurde seine Pressemeldung dann aber erst danach, was - wie die Bürgermeisterin der SZ sagt - den Eindruck erweckt habe, Maier wolle die Gemeinde öffentlich der Untätigkeit zeihen. Was dieser wiederum bestreitet.

Emmerings Bürgermeisterin Claudia Streu-Schütze hat die Auseinandersetzung als "nicht so schlimm empfunden". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass es in der folgenden Sitzung im Gemeinderat zumindest ein bisschen turbulenter wurde als sonst, bestätigen sowohl Streu-Schütze, als auch Maier - über die Intensität des Wortwechsels gehen die Meinungen indes auseinander. "Ich hatte es gar nicht als so schlimm empfunden", sagt die Bürgermeisterin. "Der ganze Gemeinderat hat mir Vorwürfe gemacht", sagt hingegen Maier. In seiner langen Zeit in der Kommunalpolitik habe er schon so einige harte Debatten erlebt - "aber noch nie so massiv". Dass Maier nun aufhören wolle, nehme sie mit Bedauern zur Kenntnis, sagt Streu-Schütze. "Ich finde es schade, dass es so endet."

Wobei die Friktionen zwischen Maier und dem Rest des Gemeinderates bereits kurz nach der Wahl 2020 begonnen haben. Eben dann, als er bei den Bürgern für Emmering offiziell ausgestiegen ist. Die Reaktionen, die es damals im Gremium gegeben habe, "waren sehr ähnlich" zu dem, was er sich nun wegen seines Antrages habe anhören müssen. An sich sei die Stimmung im Gremium seitdem "nicht schlimm" gewesen - aber wohl auch nicht besonders gut: "Ich hatte immer mehr den Eindruck, ich kann nichts mehr bewirken", sagt Maier.

2014 verhalf Maier seinem Namensvetter zu einer zweiten Amtszeit als Bürgermeister

Das war auch schon mal anders, Maier war maßgeblich daran beteiligt, dass es seinem Namensvetter gelang, 2014 für eine zweite Amtszeit als Bürgermeister gewählt zu werden. Denn dieser Max Maier war 2008 zunächst für die CSU angetreten, hatte die Wahl gewonnen, sich später aber mit seinen Parteifreunden überworfen, die ihn nicht mehr aufstellen wollten. Weshalb die beiden Max Maiers - der Grüne und der ehemalige Schwarze - die Bürger für Emmering ins Leben riefen.

Diese gewannen nicht nur die Bürgermeisterwahl, sondern zogen mit fünf von zwölf Sitzen als stärkste Fraktion in den Gemeinderat ein. Allerdings war die Freude nur von kurzer Dauer, schon bald überwarf sich Bürgermeister Maier mit seiner Gruppierung, was folgte, war ein jahrelanger, die Gemeindeverwaltung lähmender Kleinkrieg, der letztlich erst mit der Bürgermeisterwahl 2020 endete - zu welcher die Bürger für Emmering dann statt dem Ex-CSUler Max Maier Josef Stocker aufstellten. Dieser wäre auch Nachrücker für den anderen Max Maier, wenn er sich aus dem Gemeinderat verabschiedet.

Die Frage, ob er nun endgültig der Politik den Rücken kehrt - dies hatte er übrigens bereits vor 17 Jahren nach seinem Umzug von Grafing nach Emmering angekündigt - beantwortet Maier zumindest in einer Hinsicht sehr eindeutig: Er selbst werde nicht mehr kandidieren: "Ich muss mich nicht mehr in den Wind stellen." Sollten sich aber genügend Leute finden, die in Emmering eine Grüne Liste für die kommende Gemeinderatswahl aufstellen wollten, "so werde ich sie unterstützen".

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