Grafinger Frauen-Union:Elli Huber: "Da müssen wir Frauen uns einfach mal mehr trauen"

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"Wir müssen uns einfach mal mehr trauen", sagt Elli Huber über das politische Engagement von Frauen. (Foto: Privat)

Die Vorsitzende der Grafinger Frauen-Union wirbt für Frauen in der Politik - und rüstet sich für den Kommunalwahlkampf.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Kaffeerösterei- und Kirchenbesichtigung, hier ein Treffen in der "Alten Post", dort ein Infostand am Marktplatz. Der obligatorische Rechenschaftsbericht war nur der Anlauf. "Da haben wir schon eine ganz gute Dosis", befand Elli Huber im "Kastenwirt". "Aber ich erinner' euch an was: Wir haben nächstes Jahr Kommunalwahl." Zeit für ein paar klare Ansagen, muss sich die 45-Jährige bei der Vorbereitung auf die Hauptversammlung der Grafinger Frauen-Union (FU) am Mittwochabend gedacht haben. Zum Beispiel diese hier: "Wir Frauen müssen politisch lauter werden!" Nur mit schönen Ausflügen gewinne man halt keine Wahlen.

Das neue Selbstvertrauen der CSU-Frauen muss der Grafinger CSU-Ortsvorsitzende als einer der ersten vernommen haben. "Dem Florian Wieser hab ich vor ein paar Wochen ganz klar gesagt, dass er sich da was einfallen lassen muss." Ein Drittel der Plätze auf der CSU-Liste müssten mit Frauen besetzt werden. "Und ich meine damit nicht die Plätze 15 bis 24." Oder könne es da etwa Zweifel geben?

Freilich ist das laut gebrüllt. Aber Elli Huber, deren Mann der Grafinger CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber ist, weiß schlagendes Zahlenwerk hinter sich: eine mit über 120 Namen besetzte Mitgliederliste "ihrer" Grafinger. Das ist mehr, als die Grafinger Grünen, SPD und Freien Wähler zusammen an Mitgliedern zählen.

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In zahlreichen Zeitungen, auf diversen Online-Portalen und sogar auf der Titelseite der Financial Times fand sich Thomas Huber nach der Landtagswahl wieder.

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Ihre Forderung richtete sie dennoch weniger an den CSU-Ortsverband, denn an ihre eigenen Leute. Wenn sie in der Frauen-Union nach Kandidatinnen für die Stadtratsliste herumfrage, höre sie immer wieder Bedenken. "So was hab ich dick. Da müssen wir uns einfach mal mehr trauen!" Die meisten lokalpolitischen Themen würden doch die Frauen ganz direkt betreffen.

Zu wenig Kindergartenplätze - für Elli Huber "seit Jahren ein leidvolles Thema"

Zum Beispiel die Sache mit den Kindergartenplätzen. "Seit Jahren haben wir das leidvolle Thema, dass in der Stadt andauernd welche fehlen." Wie könne das denn sein? "Es ist doch nicht so, dass Kinder geboren werden und keiner weiß, dass die ein paar Jahre später in den Kindergarten gehen sollen." Politische Fehler seien da gemacht worden, etwa beim geplanten Kinderhaus an der Forellenstraße. Viel zu lange schon gehe dabei alles viel zu langsam voran.

"Du musst, während du Gutachten erstellst, schon mal die Gewerke organisieren", erklärte Huber. Hauptberuflich ist sie Geschäftsführerin im väterlichen Bauunternehmen in Rott am Inn. "Mein Gott, dann wird halt das Lärmschutzkonzept angepasst - aber der Rest läuft derweil weiter." Da fehle im Rathaus einfach die Führungsstärke. "Übrigens auch, was den Ausbau des Seniorenhauses angeht, ein Dauerkaugummi." Da könne sich die Bürgermeisterin nicht hinstellen und auf den Stadtrat verweisen. "Sie bekommt ein Gehalt für ihre Arbeit, der Stadtrat macht das ehrenamtlich."

Mindestens einen Teil der Schelte müsste Huber dennoch mit der CSU-Fraktion klären. Als es im vergangenen Jahr zum Beispiel um die schnelle Schaffung einer zweiten Straußdorfer Kiga-Gruppe ging, zweifelte die CSU deren Notwendigkeit an und versuchte, die Gruppe zu verhindern. Aber im Kleinklein verheddern wollte sich Huber auch gar nicht. Überhaupt müsse man einmal darüber diskutieren, mit welcher Geschwindigkeit die Stadt weiterwachsen wolle. Das sei schließlich, Kinder oder Senioren, ganz zentral. "Aber gut: Das ist dann ein Thema für den Wahlkampf." Ein Satz, der viel aussagt über die Perspektive, mit der die sogleich ohne Gegenstimme oder Enthaltung bestätigte FU-Chefin in den Abend gegangen war.

Keine Frage: Die 20 Minuten, in denen Elli Huber das Profil einer neuen Grafinger Frauen-Union im Stakkato entwarf, waren eine Bewerbungsrede. Die Frage ist: Für ein Stadtratsmandat? Oder das Zimmer gleich rechts im ersten Stock des Grafinger Rathauses? Das wäre das Bürgermeisterinnenzimmer.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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