Einzelhandel in der Pandemie:Ladenbesitzer freuen sich über treue Stammkunden

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"Ich bin froh und glücklich, dass ich wieder alle reinlassen darf", sagt Hilde Binder, die in Grafing einen Handarbeitsladen betreibt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit dem Fall der 2-G-Regel registrieren die Geschäftsleute in Ebersberg und Grafing eine spürbare Belebung. Die Stimmung ist einigermaßen optimistisch.

Von Julia Manon Gottfried, Ebersberg/Grafing

In Hilde Binders "Handarbeitsstüberl" in Grafing herrscht wieder reges Treiben. Seit die 2-G-Regelung für den bayerischen Einzelhandel aufgehoben wurde, hat sich die Lage hier drin entspannt. Davor war die Arbeit eher stressig. "Während 2G war es furchtbar", berichtet die Inhaberin. Es sei ein großes Hin und Her zwischen dem Kontrollieren der Nachweise, dem Bedienen von Ungeimpften und Click&Collect-Kunden an der Hintertür und der Beratung der Kunden im Geschäft gewesen. Seit die Regelung nicht mehr gilt, läuft es wieder besser. Nicht mehr so wie vor der Pandemie, aber im Großen und Ganzen ist Binder mit der Situation zufrieden. "Und ich bin froh und glücklich, dass ich wieder alle reinlassen darf", lässt sie noch wissen.

Auch Petra Behounek von der "Drachenstube" in Ebersberg sieht das Wegfallen der 2-G-Regelung als Erleichterung. Die Kunden sind ihrer Erfahrung nach zwar immer noch zurückhaltender als vor der Pandemie, aber immerhin gibt es wieder Impulskäufe, jetzt, wo die Kunden sich im Laden wieder inspirieren lassen dürfen. Auch Weihnachten war in der Drachenstube ruhiger als sonst. Was die nächsten paar Monate angeht, ist Behounek allerdings optimistisch. "Ich glaube schon, dass es besser wird", sagt sie. "Wenn die Zahlen wieder sinken und das Wetter sich verbessert."

Im Modehaus Schug ist man ebenfalls optimistisch. Hier glaubt man, der große Vorteil gegenüber anderen Läden und vor allem auch Online-Shops liegt in der guten Kundenbindung. Dass man die Namen der Kunden kennt, ihnen einen Kaffee kochen und sie ganz individuell beraten kann, zählt nach fast zwei Jahren Pandemie besonders viel. Die Begeisterung und Lust fürs Einkaufen, die Ambition, das Haus zu verlassen und einen Laden zu betreten, ist aber trotzdem noch immer nicht so ganz zu spüren, wie Chefin Marion Schug berichtet.

Im Spielzeugladen "Der Hampelmann" in Grafing sieht man Online-Bestellungen seit den Anfängen der Pandemie verstärkt als Konkurrenz. Nachdem Geimpft- und Genesenennachweise nicht mehr kontrolliert werden müssen, ist das Einkaufen in Person wieder weniger umständlich, Online-Bestellungen haben in den vergangenen zwei Jahren aber dennoch zugenommen. Ärgerlich sei es vor allem, wenn sich ein Kunde erst im Geschäft beraten lässt und dann das Produkt im Internet bestellt, erklärt eine Angestellte. Vor allem, weil es doch im Internet nur deshalb billiger sei, weil man keine Beratung mit bezahle. "Wenn die Leute sich so verhalten, machen sie den Einzelhandel selbst kaputt, mehr noch als die Pandemie."

Mit einer schönen Schaufenster-Deko sollen die Kunden angezogen werden

Vielleicht hat Karin Artmaier aus der "Boutique Helga" in Ebersberg sich deshalb dagegen entschlossen, ihre Produkte zu verschicken oder online zum Verkauf anzubieten. Sie will ihre Kunden gar nicht erst auf Online-Plattformen locken. Stattdessen bemüht sie sich seit Anfang der Pandemie darum, das Schaufenster ihrer Boutique so oft wie möglich neu zu dekorieren, um optisch die Aufmerksamkeit der Vorbeilaufenden auf ihren Laden zu ziehen. Während andere in diesen Zeiten Mitarbeiterzahlen zurückfahren, hat sie gegenteilig gehandelt und eine neue Aushilfe eingestellt. Artmaier ist der Überzeugung, der Ausbau des Services in ihrer Boutique wird das Geschäft fördern. Sie sieht aber auch die Lage auf dem Land als Vorteil, jetzt, wo die Menschen nicht mehr so gerne nach München in die Stadt fahren, wo Parkgelegenheiten überteuert und große Menschenmengen anzutreffen sind. Die gute Bindung zu ihren Kunden helfe aber natürlich ebenfalls sehr, sagt sie.

Björn Hartung von der Buchhandlung Otter lobt seine treuen Kunden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch Björn Hartung von der Buchhandlung Otter in Ebersberg ist äußerst dankbar für seine treue Kundschaft. Hier drin gab es keine 2-G-Regelung, die Einschränkung, nur vier Kunden in den Laden zu lassen, hat er sich selbst auferlegt. "Es wird gut gelesen", sagt Hartung. "Von dem her sind wir im Moment recht wenig benachteiligt." Davon, dass einige Menschen dann doch lieber online einkaufen, lässt er sich nicht stören; die Buchhandlung Otter hat sogar einen Netshop eingerichtet, der vor allem in der Vorweihnachtszeit gut von den Kunden angenommen wurde.

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