Einsatz für günstigen Wohnraum:Das große Ganze sehen

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Seit fünf Jahren ist Alexander Müller in der Kommunalpolitik aktiv, nun bewirbt er sich für den Landtag. (Foto: Christian Endt)

Der Bairer FDP-Politiker Alexander Müller wünscht sich ein weltoffeneres Bayern

Von Thorsten Rienth, Baiern

Eigentlich hatte sich Alexander Müller den Ruhestand anders vorgestellt. Mit den eigenen Händen ein Haus bauen - was er tat. Mehr Zeit für die Familie zu haben - die er hat. Lesen und genießen statt Dienstreise und aufs Handy gepushte E-Mails. Einen nicht unattraktiven Beraterjob bei einem Sechs-Milliarden-Umsatz-Unternehmen habe er ausgeschlagen. "Am Ende fängst du langsam an - und bist dann schnell doch wieder mitten im Berufsleben." Jetzt ist Müller wieder mitten im Leben, im Wahlkampfleben.

Für die FDP bewirbt sich der 59-Jährige ums Ebersberger Direktmandat. Doch wie ein FDPler klingt er erst einmal gar nicht. "Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, dass sich der Staat aus allem möglichen zurückziehen muss", sagt er. "Es wird immer Leute geben, denen der Staat unter die Arme greifen muss." Vor dem Wahlkampfleben war der Bairer Personalchef von etwa 80 000 Siemensianern. "Da bekommt man einiges mit von den Problemen der normalen Leute."

Aber Müller meint mit staatlichem Engagement nicht nur Sozialleistungen in Geldform. Sondern auch mittelbar Soziales, günstigen Wohnraum zum Beispiel. "Natürlich ist der Staat nicht dazu da, jedem sein Einfamilienhaus zu bauen. Aber wenn der Preis für normale Wohnungen runter soll, dann musst du halt das Angebot von normalen Wohnungen erhöhen." Im Münchner Speckgürtel bedeute das: "Bauen, bauen und noch mal bauen. Der Freistaat hat Liegenschaften ohne Ende. Wenn er wollen würde, dann könnte er." Und wenn er statt drei Etagen gleich vier baue, würde das an diesen Häusern ein Wohnraumplus von 25 Prozent bedeuten. Das wären so Sachen, für die er sich im Landtag einsetzen wolle, sagt Müller.

Ende der 1970er-Jahre war Müller, der seit 2013 für die FDP im Kreistag und seit 2014 im Bairer Gemeinderat sitzt, in die FDP eingetreten. Die CSU hätte damals nur "dem FJS" zugejubelt. Bei der SPD sei es ihm zu ideologisch zugegangen. Bis zum Vorsitzenden der bayerischen Jungliberalen brachte es Müller. Dann war anderes wichtiger. Die beiden Kinder zum Beispiel, die heute Mitte 20 sind. Geboren sind sie in Paris. Müller war in den 1990er-Jahren Siemens-Logistikchef für Frankreich, lebte einige Jahre dort. "Da lernst du lockerer zu werden." Ein kleiner Kratzer im Auto? "Hauptsache, es fährt."

Auch bei der Kandidatur geht es ihm vielmehr ums große Ganze denn ums Kleinklein. Kompetenz bringe er vor allem aus der Ecke Wirtschaft, Arbeitsrecht und Sozialversicherung mit. "Ich traue mir das Mandat zu, ich bin unabhängig, es geht mir nicht ums Geld oder Prestige."

Wichtig sei ihm eine europäische Agenda in einem weltoffenen Bayern. "Meine große Angst ist, dass wir unsere Lebensfreude und Freiheit an den Rechtspopulismus und Nationalismus verlieren." Ob er damit die AfD oder CSU meint, lässt er schmunzelnd offen. Grundsätzlich wünsche er sich für Bayern eine bürgerliche Koalition. "Aber ich sehe mich nicht dabei, einen Markus Söder zum Ministerpräsidenten zu wählen - der Mann ist ein Zündler vor dem Herrn." Also etwas, das Bayern als allerletztes brauche.

Selbst wenn Alexander Müller das Direktmandat holt: Womöglich muss er sich die Abstimmungsfrage gar nicht stellen. Eine Koalition mit der FDP hat Söder - genauso wie die mit den Grünen - bereits ausgeschlossen. Allerdings war das im Januar. Und die CSU-Umfragewerte noch ganz andere.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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