Eishockeytraining nach der Corona-Pause:EHC Klostersee: "Hoffentlich machen wir nichts falsch"

Lesezeit: 2 min

Die Jugendteams im Kreis Ebersberg dürfen nach der Corona-Pause wieder trainieren, wegen der Sicherheitsbestimmungen allerdings unter erschwerten Bedingungen. Der Nachwuchsleiter des EHC Klostersee spricht darüber, wie Kindertraining ohne Körperkontakt trotzdem ankommt.

Interview von Korbinian Eisenberger, Grafing

Monatelang mussten die Nachwuchssportler auf ihr gewohntes Vereinstraining verzichten. Nun haben Kinder- und Jugendteams im Landkreis Ebersberg wieder das Training aufgenommen. In Grafing sind die Schwimmer vom SVGE Grafing-Ebersberg wieder im Wasser, die Wettkampfturner des TSV trainieren draußen auf der Wiese - und die U13, U15 und U17 des Eishockeyklubs EHC Klostersee auf Beton. Beim EHC, einem der größten Sportvereine im Landkreis Ebersberg, sollen von diesem Montag an nicht nur die Erste Mannschaft, sondern auch die U9 und U11 wieder ins Training einsteigen. Vorab spricht EHC-Nachwuchsleiter und U13-Cotrainer Martin Sauter über Kindertraining mit Distanzregeln - und warum es für die etwa 150 jungen Kufenkünstler auch ohne Zweikampftraining irgendwie weiter geht.

Die Wettkampfturner des TSV Grafing trainieren draußen auf der Wiese. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

SZ: Herr Sauter, wie funktioniert Eishockeytraining ohne Eishalle und ohne Körperkontakt?

Martin Sauter: Die Eissaison ist schon sehr abrupt zu Ende gegangen, das war für alle nicht ganz einfach. Erstmal hat alles stillgestanden. Dann sind einzelne Teams mit Video-Trainings wieder zusammen gekommen. Zusätzlich haben die Coaches Trainingspläne ausgegeben, so dass jeder für sich trainieren konnte. Vor vier Wochen haben wir die Halle dann wieder für Kleingruppen geöffnet.

Auch auf den Toiletten muss der Sicherheitsabstand eingehalten werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wie gut hat das funktioniert?

Am Anfang war es sehr kompliziert. Vor allem, weil die Informationslage so verworren war. Auf den Webseiten der verschiedenen Verbände standen ganz unterschiedliche Dinge zu den aktuellen Regelungen. Darf man jetzt mit fünf Spielern und einem Trainer in die Halle, oder nur vier plus eins?

Wie ging es Ihnen damit als Verantwortlicher?

Ich habe mich so gut es ging informiert, aber hatte lange den Gedanken: Hoffentlich machen wir nichts falsch und es wird jemand verhaftet. In den ersten Wochen war es ein ungutes Gefühl.

Die Kids des früheren Spielers und Kapitäns der Ersten Mannschaft Martin Sauter, 46, spielen in der enteisten Halle. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sie machen das wie die meisten im Verein ehrenamtlich und unentgeltlich. Wann ist ein Punkt erreicht, an dem man sagt, es wird zuviel?

So geht es vielen kleinen Vereinen. Die Rosenheimer Jugendmannschaften fangen so weit ich weiß wegen der Bestimmungen erst viel später an. In Bad Tölz haben sie es versucht, dann ist ein Kontrolleur gekommen und meinte, das passt so nicht. Dann haben sie wieder aufgehört.

Und beim EHC?

Die Schwimmer des SVGE Grafing-Ebersberg sind wieder im Wasser. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei uns hat es bisher glücklicherweise ziemlich gut funktioniert. Man hat gemerkt, wie sehr den Kindern das gefehlt hat. Sie waren einfach froh, dass sie wieder trainieren durften.

Halten die Kids und Jugendlichen sich an die Vorgaben?

Absolut. Klar muss man mal daran erinnern. Aber alles in allem sind sie diszipliniert. Umgezogen wird daheim, die Kabinen sind zu. In der Halle bilden wir zwei Gruppen, vorher und nachher Händewaschen, Abstand halten. Ein Vorteil ist: Wir trainieren beim Nachwuchs sonst auch in Stationen - eine Trainingsform, bei der sich die Kinder und Jugendlichen über die Halle verteilen, das ist auch ohne Viruskrise ein wesentlicher Bestandteil des Trainings. Sowas wie Fußball oder Zweikampf mit Schläger lassen wir in dieser Phase weg.

Am Montag starten die U9 und U11 wieder ins Training. Wie sicher kann man sich sein, dass auch die Jüngeren sich angemessen verhalten?

Wir müssen sehen, ob das mit dem Abstand klappt. Sicher kann man sich nicht sein, aber ich bin in da positiv. In der Schule müssen sich die Kinder ja auch dran halten, also ist es für sie nicht ganz neu. Wie es in den Schulen weitergeht, ist meine größere Sorge: Viele Kinder haben Nachteile, weil das Daheim lernen bei ihnen kaum oder gar nicht stattfindet, aus verschiedenen Gründen. Etwa weil die Eltern nicht so dahinter sind, oder weil sich ein Kind einfach schwer damit tut.

Kann man dem Ganzen eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Die Video-Trainings vor der Webcam sind so gut angekommen, dass wir sie in vielen Teams erst einmal beibehalten, einmal pro Woche.

© SZ vom 13.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: