Birgit Hufnagl ist bekannt wie ein bunter Hund. Überall dort, wo sie mit ihrer originellen Poesie das Publikum zum Lachen und Staunen bringt, ist sie die "Reimkönigin". In ihrer Wohnsiedlung wiederum kennt man die Eglhartingerin seit mehr als zehn Jahren als die Frau mit den Katzen an der Leine. Was sich so zutrug, nachdem eine Siamkatze und eine Tigerkatze via "Rassekatzen in Not" in ihr Leben getreten waren, erzählt die 54-Jährige in "Von Reina, Ainoa und anderem Getier". In dem 165-Seiten-Büchlein mit zahlreichen Fotos finden sich, im Unterschied zu ihren anderen Werken, nicht nur Gedichte, sondern vor allem Kurzgeschichten rund um allerlei tierische Protagonisten, in erster Linie Katzen.
Wie es dazu kam? Eines Tages habe sie beim Tretrollern im Wald an ihre allererste Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 denken müssen, bei der sie vom österreichischen "Bezahlverlag", der das Buch gemacht hatte, "total abgezockt" worden sei, erzählt Hufnagl. "Ich fand die Geschichten aber gut, und bei einer Lesung im Katzencafé kamen sie auch gut an!" Also bot sie eine überarbeitete und ergänzte Version ihrem jetzigen Verlag an, der auch ihre "Sommer & Winter"-Reihe verlegt, an deren mittlerweile achtem Band sie gerade schreibt.
Hommage an eine tote Samtpfote
In sehr persönlichen Geschichten erfährt man nun allerlei über Hufnagls Leben mit den Tiergefährten. Im Mittelpunkt steht zunächst Reina, spanisch für "Königin", die sich auch oft so benimmt. Ihr ist das Buch gewidmet, denn sie starb im März 2021. "Ich dachte, sie schläft auf meinem Schoß ein, weil es absehbar war, doch dann versteckte sie sich unter dem Bett und schrie so herzzerreißend, dass ich mir an einem Samstagabend ein Taxi bestellt habe, um in die Tierklinik zu fahren, um sie einschläfern zu lassen." Beim Reden spürt man, wie sehr die Autorin das immer noch bewegt. Gleich kommt aber wieder die quirlige "Hofnärrin Hufnagl" zum Vorschein, die so oft ein Glucksen in der Stimme hat, wenn sie zwischen den unterschiedlichsten Themen hin und herspringt.
Gerne spricht die Vegetarierin auch ausführlich über Ernährung - vor allem über Rohmilchprodukte wie Butter und Käse, auf die sie für Mensch und Tier schwört. Auch die beiden noch lebenden Miezen bekommen diesen "Futterzusatz". Neben der "alten Dame" Ainoa gibt es nun noch einen Birmakater namens Bairam. Seinen Namen hat er von einem Pferd, das die damals 18-jährige Hufnagl bei ihren regelmäßigen Einsätzen auf einem Reiterhof kennengelernt hatte. Gefunden hat sie Bairam auf Ebay - nach zahlreichen vergeblichen Anrufen bei Tierheimen. "Der Markt war leergefegt".
In Bairams Wachstumsphase hat Hufnagl es außerdem sehr genau damit genommen, dass man mit kleinen Katzen "viel spielen und spazierengehen" muss: Dreimal täglich war sie mit dem Kater an der Leine draußen. Heute geht er allein in die Siedlung, wo er zum Liebling der Kinder avanciert ist, mit denen er hingebungsvoll spielt. Oft nutzt er dazu die "Hühnerleiter zum Spielplatz", von der auch im Buch die Rede ist.
Gleich hat Hufnagl auch dazu eine aktuelle Anekdote parat: "Die Leiter war zum Schluss echt schlecht beisammen: Die Sprossen... Und vor drei Wochen steht mein Nachbar vor der Tür und sagt: Brett kommt bald! Dabei kannten wir uns nur flüchtig, wechselten halt im Sommer immer ein paar Worte." Offenbar hatte der Mann, der bei einem Schreiner arbeitet, sehr genau im Katzenbuch gelesen, von der Autorin zu Weihnachten in der Nachbarschaft verteilt.
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Freundliche Helfer wie diesen und andere Fans will Hufnagl, so hofft sie, bald wieder mit Auftritten vor Publikum erfreuen können. Ein paar Termine stehen schon an: Für einen Science Slam in München im Mai hat sie sich beworben, im Juli wird man sie in Markt Schwaben erleben können. Auch ein Katzengnadenhof in Bad Feilnbach wollte sie für eine Lesung - "die sind aber derzeit mit ihrem Umzug beschäftigt".
Am Rap ist Jan-Josef Liefers schuld
Wobei das Energiebündel, so viel ist schon klar, nicht einfach nur vorlesen, sondern vor allem frei erzählen wird. Von ihren Erlebnissen mit Tieren und Geschichten aus dem wahren Leben: "Ich hab' doch so viele Unfälle g'habt, das hören die Leute gern!" Vielleicht wird "Hofnärrin Hufnagl" bis dahin auch weitere Erlebnisse in eine nicht alltägliche Form gebracht haben. So wie den "Zahn-Reim-Rap". Der im übrigen Jan Josef Liefers zu verdanken ist. Als die Humoristin diesem nämlich einen Text auf Facebook präsentierte, habe der Schauspieler dies mit den Worten kommentiert: "Ist das Rap? Mein Gott, es ist Rap!" Dieser Anregung konnte die Eglhartingerin nicht widerstehen - das Ergebnis kann man auf ihrem Youtube-Kanal hören. Ihre Samtpfotenstories auf die gleiche Weise zu verewigen, plant die Wortakrobatin zwar nicht, ihr "Poetinnenleben" ist dennoch stets eng verzahnt mit dem Haustieralltag: Denn immer, wenn sie unter einem Baum auf die Rückkehr einer ihrer dorthin gekletterten Katzen wartet, steht Hufnagl mit Papier und Bleistift da und reimt.