Schwimmen:Markt Schwabener wollen ein Bürgerbegehren für ihr Hallenbad

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Im Markt Schwabener Hallenbad werden auch mal Poolpartys abgehalten, wichtig ist es aber vor allem für den Schwimmunterricht der örtlichen Schulen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

1000 Dorfbewohner haben bereits unterschrieben. Einem Bürgerbegehren steht damit nichts mehr im Weg - es sei denn, eine Gegenaktion der CSU zeigt Wirkung.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Es hätte diesen Sommer vor allem um den Neubau des Schulzentrums gehen sollen. Seit einigen Wochen diskutieren sie in Markt Schwaben aber über ein Gebäude, das schon steht, oder anders gesagt: noch steht. Das Thema Nummer eins ist derzeit die Zukunft des örtlichen Hallenbads - und zwar, weil das in den Plänen des Gemeinderats zuletzt in den Hintergrund gerückt war. Der Schulneubau ist in den Details besprochen, das Hallenbad war länger nicht Thema. Zwei Gemeindebürger befürchten nun, dass der Ort mit dem Schulneubau sein Schwimmbad verlieren könnte. Deshalb haben sie zu einem Bürgerbegehren aufgerufen.

So weit, so bekannt. Neu ist, dass das Vorhaben von Gemeinderat Werner Lampart (SPD) und Mitstreiter Wolfgang Eiba eingeschlagen hat wie eine Bombe vom Zehnmeterbrett. "Wir haben bereits über tausend Unterschriften gesammelt", sagte Eiba der SZ am Montag. Damit hätten Eiba und Lampart bereits jetzt, innerhalb von 20 Tagen, die nötigen Stimmen für das Bürgerbegehren beisammen. Ihr selbst gesetztes Ziel ist ein Bürgerentscheid, der dann maßgeblich dafür wäre, ob der Gemeinderat das Schwimmbad noch einplanen muss. Damit das Begehren durchgeht, müssten neun Prozent der Stimmberechtigten unterschreiben. Vor drei Jahren hätten dafür 852 Stimmen gereicht, jetzt bräuchte es wohl einige wenige mehr.

Eiba und Lampart scheinen einen Nerv in Markt Schwaben getroffen zu haben, bei den Bürgern, aber auch im Rathaus und im Gemeinderat. Die Gegner des Begehrens haben sich mittlerweile formiert. Am Samstag hat der Ortsverband der Markt Schwabener CSU bei einer Frühstückseinladung "zahlreiche Bürger davon überzeugt", ihre Unterschrift für das Begehren zu widerrufen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die CSU hatte dazu Widerrufs-Zettel zum Ausfüllen ausgeteilt, "bisher haben wir 15 unterschriebene Zettel zurückbekommen", sagte CSU-Gemeinderätin Monika Schützeichel am frühen Montagnachmittag.

Knapp 3000 Kinder gehen in Markt Schwaben zur Schule, um sie geht es. Das Begehren bezieht sich auf Statistiken, wonach in Deutschland immer weniger Kinder schwimmen könnten, weil Schwimmbäder verschwänden, die Lebensrettungsgesellschaft DLRG bestätigt dies mit mehreren Untersuchungen.

Es geht längst nicht mehr nur um das Hallenbad

In Markt Schwaben geht es aber nicht nur um Schwimmunterricht, sondern auch darum, dass Schüler überhaupt noch Platz zum Lernen haben. Deswegen hat sich der Gemeinderat für zwei neue Schulen entschieden - mit kalkulierten 45 Millionen Euro das mächtigste Bauprojekt, das es im Ort je gab.

Die CSU wirbt gegen das Begehren, weil sich so nun alles verzögern könnte. "Dies ginge über viele Jahre zu Lasten von Schülern, Lehrern und Eltern", sagt CSU-Gemeinderat und Ortsverbands-Vize Peter Fleischer - eine Befürchtung, die auch Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) kürzlich äußerte. Seine Gemeinde befindet sich in der fortgeschrittenen Planung des Schulneubaus, kommt es zum Bürgerentscheid, könnte vieles durcheinander geraten. Schützeichel ärgert, "dass im Begehren so getan wird, als werde das Hallenbad geschlossen", sagt sie. "Davon war aber nie die Rede". Von einer möglichen Schließung "sollte man nur sprechen, wenn so etwas aktuell und akut ist".

Wie geht es weiter mit dem Schulneubau? Und was passiert mit dem Hallenbad? Klar ist, dass die Zukunft des Bades eng mit dem Neubau der zu kleinen Grundschule und der maroden Mittelschule zusammen hängt. Das Hallenbad ist auf dem Gelände der Grundschule untergebracht. Steht der Neubau, wird die Schule nicht mehr als solche verwendet. Was dann mit dem Gebäude und der Schwimmhalle passiert, ist noch "offen", wie Bürgermeister Hohmann der SZ unlängst mitteilte. Mit dem Zusatz: "Solange ich Bürgermeister bin, wird das Gelände nicht verkauft."

Das 35 Jahre alte Hallenbad muss immer mal wieder saniert werden. Dass es schließen muss, wenn Hohmanns letzte Amtszeit in drei Jahren endet, ist nicht erwiesen, wer weiß, was bis dahin passiert. Wer weiß, ob Markt Schwabens Schüler dann zum Schwimmen nach Poing oder Erding ausweichen müssen. Oder ob das Hallenbad nochmal zehn Jahre herhält.

Klar ist: Wenn Eiba richtig gezählt hat, kommt auf den Gemeinderat Arbeit zu. Wie viele Markt Schwabener genau für das Bürgerbegehren unterschrieben haben, werde er am Donnerstag im Gasthaus Unterbräu präsentieren, so Eiba. Die Gemeinde hat dort zum Infoabend eingeladen, von 19 Uhr an geht es um den Schulneubau und das Bürgerbegehren. Eiba wird dann eine Zahl vorlesen. Und die CSU wird Widerrufs-Zettel austeilen.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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