SPD-Kreisverband:Ehrenamtliche sind wichtiger denn je

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Doris Rauscher (Mitte) nutzt den Sozialempfang der Kreis-SPD, um mit Ehrenamtlichen über deren Wünsche und Nöte ins Gespräch zu kommen. (Foto: Endt)

Der SPD-Kreisverband lädt zum Sozialempfang ein. Landtagsabgeordnete Rauscher würdigt Ehrenamtliche und macht dabei ein bisschen Asylpolitik.

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Trostlos, einsam und für manchen sogar existenzbedrohend, das wäre der Landkreis Ebersberg, wenn es die vielen Ehrenamtlichen nicht gäbe. Es fehlten die zahlreichen Menschen, die sich für die Jugend engagieren, in der Nachbarschaftshilfe nützlich machen, die Kultur fördern oder bei THW und Feuerwehren mitunter sogar ihr eigenes Leben riskieren, um andere zu retten. Kopfstandmethode nennt die Ebersberger SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher das System, einmal alles umzudrehen, um zu erkennen, wie notwendig das selbstverständlich gewordene Ehrenamt sei.

"Denn Sie gehen oft in Vorleistung dort, wo staatliche Maßnahmen noch nicht greifen", sagte Rauscher auf dem Sozialempfang am Sonntag in der Ebersberger Alm zu ihren mehr als hundert Gästen aus Vereinen, Verbänden, Organisationen und Institutionen. Der Einladung von Rauscher und dem SPD-Kreisverband waren Vertreter der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, Malteser, des Technischen Hilfswerkes und VdK genauso gefolgt wie Mitglieder des Hospizvereins, der Tafeln, der Alzheimerhilfe oder der Rheumaliga. Aber auch Mitglieder der zahlreichen Helferkreise, die sich um die Flüchtlinge im Landkreis kümmern.

Keine Debatte über Obergrenze bei Flüchtlingen

So stand der sechste Sozialempfang thematisch ganz im Zeichen der Asylsuchenden und deren Integration. "Es ist besser, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu schimpfen", zitierte Doris Rauscher Konfuzius und dankte den Helfern für deren demokratische und humane Haltung. An diesem Thema zeige sich, wie wichtig Solidarität sei. "Mir ist klar, dass die Anzahl der Flüchtlinge reduziert werden muss", sagte Rauscher. Die Debatte über eine Obergrenze sei aber falsch, denn "die Welt gehört uns nicht allein."

Und weil es an einem solchen Abend nicht ganz ohne Parteipolitik geht, hatte die Landtagsabgeordnete Arif Tașdelen eingeladen. Der migrations- und integrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag teilt mit seiner parlamentarischen Sitznachbarin Doris Rauscher nicht nur Schokolade, wie die Gäste erfuhren. Er ist sich auch darin einig mit ihr, dass die Ehrenamtlichen "tagtäglich für die Gesellschaft die Kastanien aus dem Feuer holen".

Zu lange wurde Integration dem Zufall überlassen

Weil aber ein Abend, bei dem das zwanglose Miteinander bei gutem Essen und Getränken im Mittelpunkt steht, keine allzu schwere politische Kost verträgt, hielt es Tașdelen mit handlichen Botschaften. Demnach müsse man sich nur fragen, was man in den vergangenen 50 bis 60 Jahren bei der Integration von Ausländern richtig und was man falsch gemacht habe. Diesen Ansatz könne er in der Politik allerdings nicht erkennen.

Stattdessen höre er auf Nachfrage bei Kommunalpolitikern häufig, das Ausländer in ihren Städten und Gemeinden nicht auffielen. "Das heißt, dass sie nicht negativ auffallen", sagte Tașdelen. Für den fränkischen Politiker keine Überraschung. So habe er Migranten in Bayreuth nach ihren Kontakten ins Rathaus gefragt. "Welche Kontakte?", hätten diese zurückgefragt. Integration sei lange dem Zufall überlassen worden und habe nur dort stattgefunden, wo Menschen Zeit und Lust dazu gehabt hätten.

Der Wunsch nach einem Integrationsgesetz

Tașdelen plädierte deshalb für ein Integrationsgesetz, dass seine Fraktion im vorigen Frühjahr bereits eingebracht habe, weil das Thema so wichtig sei. "Integration muss organisiert werden und braucht klare Regeln." Für Doris Rauscher wäre Tașdelen deshalb auch der perfekte Integrationsminister, den sie sich für Bayern nach den nächsten Landtagswahlen wünscht.

Dass es dazu kommen könnte, glaubt der Nürnberger freilich am wenigsten. Denn den Zwist in der Union hält er für ein abgekartetes Spiel. Während CSU-Chef Horst Seehofer schreie, mache Kanzlerin Angela Merkel weiterhin nüchterne Sachpolitik, da sie wisse, dass alles andere nicht geht. Der Wähler, der sich von Merkel abwende, bleibe trotzdem bei der Union, weil er ja Seehofer habe.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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