Kunst aus Ebersberg:Auf internationalem Parkett

Lesezeit: 3 min

David Dott mit seiner Kollegin Anne Liebegott bei einer Ausstellung im Ebersberger Rathaus. (Foto: Christian Endt)

Der Ebersberger Maler David Dott nimmt zum ersten Mal an einer großen Kunstmesse teil und ist sehr zufrieden - obwohl sich der Ausflug nach Brüssel finanziell eher nicht gelohnt hat

Von Thorsten Rienth, Ebersberg

Fast eineinhalb Jahre musste die Kultur- und Kunstszene ohne Veranstaltungen, Ausstellungen, Vernissagen auskommen. Zuletzt aber hatten sich die Vorzeichen langsam geändert, so manches war endlich wieder möglich. Eine erste Station für den Ebersberger Künstler David Dott war: die "Affordable Art Fair" in Brüssel - ein lang gehegter Traum. Der 40-jährige Dott ist ein feiner Zeichner mit wohlüberlegten Konzepten. Seine Passion gilt der Linie. Streng komponiert er seine Bilder, die oftmals realistische, plastische Darstellungen mit Abstraktionen vermischen, ja, sämtliche Zwischenstufen der Verfremdung zeigen. Mittlerweile ist er von Ebersberg nach München gezogen.

SZ: Wie viel Pathos ist dabei, wenn jemand nun über Sie sagt: Da macht ein Ebersberger Künstler den Schritt aus der Kreisstadt und sogar München hinaus nach Europa?

David Dott: Ein bisschen Pathos, eine emotionale Perspektive ist da schon dabei: Ich komme nun mal aus Ebersberg. Und Brüssel ist nun mal die europäische Hauptstadt. Die Affordable Art Fair in Brüssel war mein erster Auftritt auf einer internationalen Kunstmesse überhaupt. Und das nach all den Pandemie-Monaten. Ich bin echt happy!

Was ist das für eine Kunstmesse, von der Sie nun zurückgekehrt sind?

Der Name Affordable Art Fair bringt es ganz gut auf den Punkt: eine Messe für erschwingliche Kunst. Sie findet rotierend und in gewissen Abständen in diversen Metropolen rund um die Welt statt. Die Veranstalter setzen das Limit, dass dort kein Werk mehr als siebeneinhalbtausend Euro kosten darf. Das ist natürlich nichts im Vergleich zu den namhaften Kunstmessen. Aber auch ein Werk für Drei-, Vier-, Fünftausend Euro müssen sich die Leute erstmal leisten können. Das Niveau ist durchaus hoch, sowohl bei den Künstlern als auch bei den Besuchern. Da steht dann plötzlich ein anspruchsvolles und durchaus betuchtes Publikum vor einem. Das ist zumindest für mich nicht gerade alltäglich.

Als Sie vor zwei, drei Jahren in einem Münchner Unternehmen ausstellten, hat Ihnen der Chef ein Großteil Ihres Arsenals abgekauft, weil es ihm so gefallen hat...

Wenn man so will, dann wird Brüssel als exaktes Gegenteil in meiner Biografie stehen. Ich habe dort so wenig verkauft, dass ich es eigentlich gar nicht zugeben will. Genau eine Zeichnung. Nicht im Ansatz habe ich damit die Kosten gedeckt, die so ein Kunstmesseauftritt nun einmal mit sich bringt.

Sie klingen aber trotzdem recht zufrieden.

Ja. Es ist schon eine ziemlich coole Sache, überhaupt bei so etwas dabei sein zu können. Das hat meiner Motivation richtig gutgetan! Und ich freue mich, das es doch noch geklappt hat. Zuerst hat mir ein Galerist die Tür geöffnet, mit dem ich öfters zusammenarbeite. Dann ist die Messe zwei oder dreimal verschoben, abgesagt und dann doch noch terminiert worden. Und ich hatte Glück, dass ich am Ende doch noch etwas aus einem Künstler-Coronahilfen-Topf bekommen habe. Damit war genug Geld da, um die Brüssel-Ausgaben vorzustrecken. Außerdem weiß man nie, was sich vielleicht in Zukunft noch aus so einem Auftritt entwickelt. Gerade hat mir eine Kundin zwei Bilder online abgekauft. Sie wurde vor zwei Jahren bei der Affordable Art Fair in Hamburg auf unsere Galerie aufmerksam.

Wie geht's jetzt weiter?

So, wie ein Künstlerleben eben weitergeht: Zeichnen, Malen, kreativ sein, neue Kunstprojekte ausarbeiten. Jetzt muss ich erstmal ein paar Auftragsarbeiten fertig machen, dann möchte ich mich wieder um mein Selbstporträt-Projekt kümmern, das seit einiger Zeit auf Eis liegt. Ich hatte mir sieben Selbstporträts vorgenommen, habe aber erst drei fertig gestellt. Und ganz passenderweise steht die Mitgliederausstellung des Kunstvereins Ebersberg diesmal unter dem Motto "Selbstporträt"...

Und sonst?

Vor Kurzem sah es noch danach aus, als machte sich die Szene bereit für eine hoffentlich schnell abklingende Pandemie. Ich habe gemerkt, dass die Leute da draußen ihre Augen wieder für die Kunst geöffnet haben. Das hat meiner Künstlerseele echt gut getan. Aber jetzt sieht es ja leider schon wieder ganz anders aus. Hoffen wir, dass dieser Winter schnell vorbei und es dann wieder aufwärts geht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: