Forstlicher Wettbewerb:Wie man Bäume fällt, ohne selbst zu stürzen

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Nur wenn die Schutzkleidung richtig sitzt und die Kerbe sauber gesägt wird, können an dieser Station die vollen 100 Punkte erreicht werden. (Foto: Christian Endt)

Beim forstlichen Wettbewerb beweisen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an unterschiedlichen Stationen ihr Können und erproben Fähigkeiten, die im Arbeitsalltag sehr wichtig sein können.

Von Anna Steinhart, Ebersberg

So schnell kann es Minuspunkte geben. Als ein Teilnehmer die Motorsäge in der Luft startet, schüttelt der Prüfer direkt den Kopf. Die Säge muss nämlich beim Start fixiert sein, sonst besteht Verletzungsgefahr. "Hierbei geht es um Sicherheit und Genauigkeit und nicht um Schnelligkeit", erklärt Robert Gassner vom Forstamt in Ebersberg. Er ist an diesem Vormittag vor dem Landwirtschaftsamt in Ebersberg einer der Fachleute, die beurteilen, wie sich 73 angehende Landwirtinnen und Landwirte beim Regionalentscheid des Forstlichen Wettbewerbs schlagen. Anhand verschiedener Prüfungen wird das Können der Teilnehmer aus den Landkreisen Ebersberg, Erding, Freising und München gemessen. Alle zwei Jahre können sich dabei die vier Besten für den bayerischen Landesentscheid qualifizieren.

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Primär dient der Wettbewerb dazu, die Ausbildungsinhalte zu vertiefen und die Fähigkeiten der Teilnehmer zu prüfen. Dies geschieht an insgesamt fünf Stationen. So gibt es einen theoretischen Teil, an dem beispielsweise Fragen aus dem Bereich des Waldbaus und der Forsttechnik beantwortet werden müssen. Auch das Thema Schutzkleidung spielt in diesem Jahr wieder eine große Rolle. "Der Beruf als Förster oder Landwirt ist eh schon gefährlich genug, da sollte man darauf achten, dass man wenigstens keine Schnittverletzung bekommt", betont Robert Gassner. Deshalb müssen die Lehrlinge an einer Station Mängel an der Schutzkleidung analysieren und beispielsweise erkennen, dass das Ablaufdatum an dem Schutzhelm überschritten ist. "Angefangen vom Helm, über den Gehörschutz, die schnittfeste Hose und die Schuhe, muss alles mängelfrei sein", sagt Gassner.

Vor dem Einsatz muss das Arbeitsgerät genau kontrolliert werden (Foto: Christian Endt)
Nur wenn die Kerbe im richtigen Winkel gesägt wird, fällt der Baum auch wirklich in die gewünschte Richtung. (Foto: Christian Endt)
Doch nicht nur ums Fällen geht es, auch neue Bäume werden gepflanzt ... (Foto: Christian Endt)
... dabei muss der richtige Abstand zum Nachbarbaum eingehalten werden, dieser ist je nach Baumart recht unterschiedlich. (Foto: Christian Endt)

Bevor es dann ans Praktische geht, muss auch noch kontrolliert werden, ob die Motorsäge Fehler aufweist. "Die Motorsäge ist mindestens genauso wichtig wie die Schutzkleidung", merkt Stefan Gatter, von der Fachstelle Waldnaturschutz Oberbayern an. Es sei essenziell, die Unfallverhütungsvorschriften zu kennen, da nur somit ein sicheres Arbeiten gewährleistet werden kann.

Nachdem die insgesamt acht Mängel festgestellt wurden, geht es dann ans Sägen. In einem Baumstamm soll dabei ein Fallkerb gesetzt werden. Dabei geht es um Präzision, denn nur wenn die Kerbe an der richtigen Stelle ist und die richtige Form hat, fällt der Baum auch in Richtung des vorgegebenen Zielpflocks. Dabei muss auch auf Kleinigkeiten geachtet werden, wie zum Beispiel auf den Sicherheitsruf, bevor der Baum fällt.

"Als Frau in diesem Beruf muss man sich schon durchbeißen"

Noch mit der Motorsäge in der Hand kommt Katharina Faltermeier eine von insgesamt zehn teilnehmenden Frauen von der Prüfung. Das Fällen sei ganz gut gelaufen, berichtet die angehende Landwirtin sichtlich erleichtert. Ihr gefällt der Praxisbezug und im Allgemeinen auch die Idee hinter dem Wettbewerb. "Man kann sich messen und sieht dabei, was kann ich und was klappt noch nicht so gut", sagt sie. Im Hintergrund tritt schon einer ihrer Kollegen zur nächsten Prüfung an und setzt eine Kerbe in einen Baumstamm. In der Ausbildung zum Landwirt gibt es einen ungefähren Frauenanteil von 20 Prozent. "Als Frau in diesem Beruf muss man sich schon durchbeißen und sich beweisen", merkt ihre Kollegin Johanna Schwarzbauer dazu an. Auch ihr gefalle an dem Wettbewerb der Ansporn, sich mit den anderen zu messen.

Doch nicht nur das Fällen von Bäumen ist wichtig für die angehenden Landwirte und -wirtinnen, sondern natürlich auch das Pflanzen. Fünf Bäume müssen dabei in die Erde gesetzt werden, und das im richtigen Abstand. Prüferin Kirsten Joas weiß als Försterin beispielsweise, dass ein Ahorn größere Wurzeln besitzt als eine Buche und deshalb auch in größerem Abstand in die Erde gesetzt werden muss. Nur wenn die Bäume richtig gepflanzt werden, überstehen sie Stürme und Trockenperioden und können somit 100 Jahre alt werden, sagt Joas: "Nach 25 Jahren als Försterin weiß ich, das Pflanzen von Bäumen ist das Wichtigste im Wald."

Katharina Faltermeier (rechts) und Johanna Schwarzbauer (links), messen sich gerne mit ihren männlichen Kollegen. (Foto: Christian Endt)

Gegen Mittag sind dann alle Prüfungen bewältigt. Bei der Siegerehrung dürfen sich die 20 Besten einen Preis in Form eines landwirtschaftlichen Gerätes aussuchen. Für den bayerischen Landesentscheid haben sich Florian Kis und Martin Stanner aus Erding, Johannes Kluy aus Eichstätt, sowie Leon Bösl aus Freising qualifiziert. Dieser wird am 24. Mai an der Waldbauernschule in Kelheim stattfinden, dann müssen sich die Teilnehmer nochmal schwierigeren Aufgaben wie beispielsweise dem Spannungsschneiden stellen. Wenn ein Baum bei einem Sturm nämlich abgeknickt wird, kann es sein, dass er dann noch unter Spannung steht. Um den Baum unter sicheren Bedingungen fällen zu können, muss der Landwirt die Gefahr richtig einschätzen können. Unter den Frauen schneidet Katharina Faltermeier mit dem zwölften Platz am besten ab. Als Preis entscheidet sie sich für eine Spaltaxt und steht damit ihren männlichen Kollegen in nichts nach.

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