Ebersberg/Kirchseeon:Wie klein ist groß genug?

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Eigentlich ist das Gymnasium in Kirchseeon noch recht neu, wegen der Rückkehr zu G9 muss die Schule aber bereits jetzt erweitert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Gymnasium Kirchseeon muss wegen der Rückkehr zum G9 dringend ausgebaut werden. Darüber, wie umfassend die Erweiterung konkret ausfallen soll, haben Schule und Politik allerdings ganz unterschiedliche Vorstellungen

Von Andreas Junkmann, Ebersberg/Kirchseeon

Die wohl wichtigste Eigenschaft eines Schulgebäudes ist, dass alle Schülerinnen und Schüler dort genügend Platz zum Lernen haben. Doch wie viel Platz ist genügend? Vor dieser nicht ganz einfach zu beantwortenden Frage steht nun der Landkreis Ebersberg im Fall der Erweiterung des Kirchseeoner Gymnasiums. Dass dieses angesichts der Rückkehr zu G9 in irgendeiner Form wachsen muss, ist klar. Aber um wie viel? Dem Landkreis liegen zwar mehrere Konzepte vor, eine Entscheidung darüber gibt es vorerst aber nicht. Fest steht nur, dass der von der Schule selbst gewünschte Raumbedarf finanziell kaum zu stemmen sein dürfte.

Rund 1000 Schüler besuchen derzeit die Bildungseinrichtung in der Marktgemeinde, schon bald werden es etwa 200 mehr sein. Dann nämlich wenn in Bayern die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium vollzogen ist - und entsprechend eine Jahrgangsstufe mehr in dem Gebäude an der Moosacher Straße untergebracht werden muss. Dieses Problem hat man im Ebersberger Landratsamt früh erkannt und den Ausbau des Kirchseeoner Gymnasium weit nach oben im hauseigenen Masterplan Schulen gesetzt. Doch all das war vor der Corona-Krise und deren finanziellen Auswirkungen.

Inzwischen ist klar, dass der Landkreis seinen Gürtel enger schnallen muss; um die Erweiterung des Gymnasiums kommt er aber trotzdem nicht herum. Für diese gibt es verschiedene Modelle, die Hubert Schulze, Teamleiter im Bereich Bildung am Landratsamt, in der jüngsten Sitzung des zuständigen Kreisausschusses vorstellte. Demnach reicht die Spanne von einer rund 1700 Quadratmeter kleinen Minimallösung bis zur Premiumvariante mit 3286 Quadratmetern zusätzlicher Fläche. Der Großteil davon würde in beiden Fällen auf den Unterrichtsbereich entfallen, aber auch die Räume für das pädagogische Personal und die Verwaltung sowie für die Ganztagsbetreuung sollen größer werden. Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Lösungen ist aber der Preis: Würden die Mindestflächen rund 15,1 Millionen Euro kosten, wären für die Maximalplanung etwa 28,3 Millionen Euro fällig. Innerhalb dieser Spanne könne man jedoch auf eine Förderung des Freistaates hoffen, wie Schulze erklärte.

Auch in der Schule selbst hat man sich auf Basis eines pädagogischen Konzeptes Gedanken über die Raumplanung gemacht. Auf 50 Seiten ist dort aufgeführt, wie sich das Gymnasium künftig ausrichten will. "Wir haben uns ein Konzept überlegt, mit dem wir gute pädagogische Arbeit leisten können", sagte dazu der stellvertretende Schulleiter Ernst Peller im Ausschuss. Im Mittelpunkt solle dabei die individuelle Förderung der Schüler stehen. Dafür veranschlagt die Schule einen Raumbedarf von 3146 Quadratmeter. Kostenpunkt: 27 Millionen Euro - und damit fast genauso viel wie die vom Landratsamt gesteckte Obergrenze.

Aus den Reihen der Kreisräte kamen deshalb Bedenken, ob man der Schule ihren Wunsch tatsächlich erfüllen kann. "Ich vermute fast, dass wir das Konzept nicht umsetzen können", sagte etwa Reinhard Oellerer (Grüne). Die Planung sei zu einem Zeitpunkt aufgestellt worden, als das Geld noch etwas reichlicher verfügbar war. Inzwischen werde man sich die Sache aber etwas genauer anschauen müssen, so Oellerer. "Die gesamten Investitionen müssen auf den Prüfstand gestellt werden."

Ähnlich sah das auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU): "Ich fühle mich nicht 100 Prozent sicher heute", sagte er zu der Frage, ob der Ausschuss sich an diesem Tag bereits auf ein Raumkonzept festlegen solle. Durch Corona sei für den Landkreis eine finanziell schwierige Situation entstanden. "Es kommt einiges zusammen, wir müssen die Kosten im Blick behalten", so Niedergesäß. Nun soll sich die Schule erneut an ihren Konzeptvorschlag setzen und prüfen, ob man nicht an der ein oder anderen Stelle noch etwas einsparen könne. Die Kreisräte wollen sich im Rahmen eines Workshops ebenfalls ihre Gedanken dazu machen.

Allzu lange soll dieser Prozess mit Blick auf die stetig steigenden Kosten in der Baubranche aber nicht mehr dauern. "Je länger wir warten, desto teurer wird es", sagte Landrat Niedergesäß, der ankündigte, dass man spätestens Ende des Jahres über den konkreten Flächenbedarf des Gymnasiums entscheiden wolle.

© SZ vom 03.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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