Wachstum:Immer mehr Ebersberger

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Der Zuzug gerade im Norden des Landkreises - hier das Neubaugebiet Seewinkel in Poing - lässt nicht nach. (Foto: Christian Endt)

Der Landkreis wird nach neuen Prognosen bis zum Jahr 2034 insgesamt 158 000 Einwohner haben. Das ist bayernweiter Rekord.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Bevölkerung im Landkreis Ebersberg wächst einer neuen Studie zufolge deutlich schneller als bislang angenommen. Nach aktuellen Schätzungen, die nun das Landratsamt vorstellte, wird der Landkreis in 20 Jahren mindestens 158 000 Einwohner haben. Aktuell sind es laut Statistischem Landesamt rund 135 000. Die Wachstumsrate liegt damit bei 17,5 Prozent, damit hat Ebersberg den Landkreis München als am schnellsten wachsenden Landkreis in Bayern abgelöst.

Dass der Landkreis Ebersberg wächst, und zwar schnell, ist zwar an sich keine Neuigkeit. Allerdings hat sich diese Entwicklung in den vergangenen Jahren immer weiter beschleunigt. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren musste nun die Prognose nach oben korrigiert werden. So ging man bis Mitte vergangenen Jahres noch davon aus, dass es bis 2032 gerade einmal 143 000 Landkreisbürger geben werde. Im Juli 2014 wurde die Zahl auf 150 000 korrigiert, nun ist sie erneut gestiegen, diesmal um knapp 8000.

Damit ebenfalls deutlich gestiegen ist die Wachstumsrate. Nahm man bislang noch eine Zunahme von 14,9 Prozent an - das entspräche Platz zwei in der bayernweiten Statistik, nach dem Landkreis München mit 15,7 Prozent -, hat Ebersberg den westlichen Nachbarn beim Bevölkerungswachstum inzwischen deutlich überholt. Der bayernweite Wert liegt sogar nur bei fünf Prozent in den kommenden zwei Jahrzehnten.

Seitens der Politik betrachtet man dieses Wachstum mit einer gewissen Sorge: "Das ist kein Rekord, über den man sich freuen kann", sagt Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Er sieht die Entwicklung als "eine enorme Herausforderung für den Landkreis und seine Städte, Märkte und Gemeinden, für die Infrastruktur und auch die Natur".

Für Niedergesäß sind diese Herausforderungen nur durch noch engere Kooperationen aller Beteiligter zu meistern. Bereits nach Bekanntwerden der gestiegenen Wachstumszahlen im vergangenen Jahr hatte der Landrat zusammen mit den Bürgermeistern der Landkreiskommunen einen Dialog über die Kreisentwicklung begonnen. Erst in der vergangenen Woche fand in Ebersberg eine Podiumsdiskussion des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum statt.

Unter anderem ging es auch um die Folgen des Wachstums für die Umwelt. In diesem Zusammenhang hatte Niedergesäß auf die Probleme hingewiesen, neue Ausgleichsflächen zu finden, und die bisherige Praxis des Ausgleichs infrage gestellt. Von Naturschützern war er daraufhin scharf kritisiert worden, zu Unrecht, wie Niedergesäß betont: "Ich suche hier keine Front mit den Naturschützern." Er habe keinesfalls gefordert, dass Bauprojekte künftig nicht mehr ausgeglichen werden sollen, "Ausgleichsflächen sind und bleiben sinnvoll, sie abzuschaffen ist keine Lösung".

Allerdings sei es wichtig, auf die Schwierigkeiten bei der Beschaffung dieser Flächen hinzuweisen. So habe man diese in seiner Zeit als Vaterstettener Bürgermeister noch zum Preis von fünf Euro pro Quadratmeter bekommen, inzwischen zahle man teilweise mehr als das Fünffache.

Auch für die Bürger sei diese Preissteigerung ein Problem, schließlich werde auch Bauland immer teurer. Dies könne langfristig negative Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur haben. Wenn sich Leute mit niedrigen und mittleren Einkommen keine Wohnungen hier mehr leisten können, sind auch viele Dienstleistungen nicht mehr verfügbar, "dann haben wir wirklich ein Problem", so Niedergesäß. Vergleichsweise unproblematisch ist laut Prognosen indes die demografische Entwicklung. Zwar nimmt auch im Landkreis der Anteil der Senioren im Vergleich zur übrigen Bevölkerung zu, aber deutlich langsamer als im Landesschnitt.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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