Nachruf:Trauer um Gerhard Bullinger

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Gerhard Bullinger, Ebersberger Kreisbrandrat von 1989 bis 2014. (Foto: Christian Endt)

Der langjährige Ebersberger Kreisbrandrat stirbt im Alter von 74 Jahren.

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Glonn

Retten, löschen, bergen, schützen - kaum jemand im Landkreis verkörperte dieses bekannte Motto der Feuerwehren wie Gerhard Bullinger. Mit 25 Jahren trat er in seiner Heimatgemeinde Glonn der Feuerwehr bei, war erst Jugendwart, dann Kreisbrandmeister und Kreisbrandinspektor. Mit 40 wurde Bullinger dann zum Ebersberger Kreisbrandrat gewählt, dem höchsten Feuerwehrler im Landkreis. Dies blieb er bis April 2014, da hatte Gerhard Bullinger die Altersgrenze von 63 erreicht und übergab an seinen Nachfolger Andreas Heiß. Nun ist Gerhard Bullinger im Alter von 74 Jahren gestorben.

Sich selbst bezeichnete der 1949 in Karlsruhe geborene Bullinger einmal als "der personifizierte Brandschutz" - was zwar einerseits Scherz war, andererseits aber auch eine gute Beschreibung. Schließlich war der Brandschutz für Bullinger nicht nur Ehrenamt, auch hauptberuflich hatte er mit dem Thema sein gesamtes Arbeitsleben zu tun: Zuerst war er bei der Firma Hörmann in Kirchseeon beschäftigt, dort zuständig für Planung und Projektierung von Brandmeldeanlagen. Von 1999 bis zu seinem Ruhestand 2016 war Gerhard Bullinger als Brandschutzbeauftragter im Landratsamt tätig.

Die Nachwuchsgewinnung war Gerhard Bullinger stets ein besonderes Anliegen

Daneben war Bullinger auch im bayerischen Feuerwehrverband engagiert: Seit 1993 war er Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Ebersberg, dann des Bezirksfeuerwehrverbands Oberbayern, von 2007 bis 2013 war er stellvertretender Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands Bayern. Ein besonderes Anliegen war Bullinger auch stets der Feuerwehrnachwuchs. Er setzte sich für die Ausbildung junger Feuerwehrleute ein und jedes Jahr unternahm er mit einigen von ihnen eine Fahrt nach Rotterdam zu Europas größter Feuerwehrschule.

In seine Zeit als oberster Feuerwehrmann und oberster Brandschützer des Landkreises fielen zahlreiche Neuerungen, etwa was die Alarmierung der Retter angeht. In seinen Anfangszeiten, so schilderte er es einmal der SZ, wurde die Feuerwehr noch von der Polizei gerufen, die Alarmierungspläne waren noch aus Papier und in einer großen Kiste im Feuerwehrhaus untergebracht. Dass es mittlerweile die 112 als allgemeine Notrufnummer und eine zentrale Leitstelle gibt, dass gleich bei der Alarmierung das nötige Einsatzgerät angezeigt wird, ist inzwischen selbstverständlich. Dass ein solch neu eingeführtes System dann auch funktioniert, liegt in der Verantwortung des Kreisbrandrats.

In seiner Zeit als aktiver Feuerwehrmann kam er auf insgesamt etwa 3000 Einsätze

Und dass die Feuerwehr am Besten gar nicht erst kommen muss, liegt wiederum in der Verantwortung des Brandschutzbeauftragten. Als solcher hat Gerhard Bullinger unter anderem Bauherren beraten und musste darauf achten, dass auch die Vorgaben eingehalten werden, also dass es beispielsweise Brandmeldeanlagen, Sprinkler und Fluchtwege gibt. Dies hat sogar einmal sein Arbeitgeber, der Landkreis, zu spüren bekommen. Als es nämlich vor gut zehn Jahren einmal Pläne gab, bei der Renovierung des Landratsamtes den Sitzungssaal zu verkleinern, war es auch eine Stellungnahme Bullingers, wegen der die Pläne schnell wieder zu den Akten gelegt wurden: Im Katastrophenfall brauche es einen ausreichend großen Raum für die Einsatzleitung. Wie richtig Bullinger damit lag, zeigte sich dann 2020, als in dem Saal der Corona-Krisenstab eingerichtet wurde.

Seine zahlreichen Aufgaben hielten Gerhard Bullinger nicht davon ab, bis zur Altersgrenze mit 63 weiterhin aktiv Dienst zu tun. Bei seinem Abschied rechnete ihm Landrat Robert Niedergesäß (CSU) vor, dass Bullinger in seiner Zeit als aktiver Feuerwehrmann auf etwa 3000 Einsätze gekommen war.

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