Mitten in Ebersberg:Papa, do bin iii!

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Warum ist die Nase der Sphinx nicht mehr dran? Dieses Geheimnis behält sie lieber für sich. (Foto: Claus Schunk)

Überraschungen und Geheimnisse können eine echte Herausforderung für Kinder werden - und auch für die Eltern.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

An Geheimnissen haben sich schon Heerscharen von Historikern, Journalisten, Filmschaffenden abgearbeitet: Wer gehörte zur Familie von Pharao Tutanchamun? Wer steckt hinter dem Spender, dem Helmut Kohl sein Ehrenwort gegeben hat? Wo ist das Bernsteinzimmer? Geheimnisse, so weiß es der Duden, sollen geheim gehalten werden, sind nur Eingeweihten bekannt oder auch gar niemandem.

In jedem Lebensalter spielen Geheimnisse eine andere Rolle. So kommen manche streng gehütete Familiengeheimnisse erst am Sterbebett ans Tageslicht, andere nehmen sie gar mit ins Grab. Zu unaussprechlich scheint manches, zu trivial anderes.

Gar kein Problem, über Geheimnisse zu sprechen, hat hingegen die ganz junge Generation. Das fängt schon an beim Versteckspiel. Die Nichte etwa hielt es dreijährig nicht mehr aus, wenn sie sich hinter dem Vorhang versteckt hatte und keiner sie finden wollte. Nicht selten war dann der verzweifelte Ausruf "Papa, do bin iii!" zu hören - so laut und so lange, bis sich der Papa erbarmte und sie endlich fand.

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Auch Geschenke können eine Herausforderung werden. Sobald die Bezeichnung Überraschung gefallen ist, werden alle Register gezogen: "Gib mir einen Tipp! Hat es mit Schokolade zu tun?" Wenn etwas wirklich geheim bleiben soll, können Eltern dann schon mal ins Schwitzen kommen. Zum Beispiel, wenn der Papa Geburtstag hat und die Kinder beim Geschenkekauf dabei sind. "Ihr dürft es aber nicht vorher verraten!", wird ihnen eingeschärft.

Als vor einiger Zeit der Papa mit einem Leuchtglobus überrascht werden sollte, hielt die Sechsjährige standhaft dicht. Kein Wort kam ihr über die Lippen, wenn gefragt wurde: "Was schenkt ihr denn dem Papa?" Das Geheimnis wurde immer größer, die Tochter sagte nichts. Bis zu einem Spaziergang, ein paar Tage kurz vor dem Geburtstag. Mitten in der Ebersberger Innenstadt, eine Menge Menschen unterwegs, nur kein Papa in Sicht. Aus tiefster Seele beginnt die Sechsjährige plötzlich zu brüllen: "Globus! Glooobuuus! Glooobuuuuus!" Ein paar Einkaufende drehen sich verwundert um, dann verstummt das Mädchen wieder, zufrieden lächelnd.

Das Geheimnis ist draußen, aber es ist nicht verraten. Es hatte einfach raus gemusst. Und der Papa hat sich kurz darauf wie Bolle über den Leuchtglobus gefreut. "Was für eine Überraschung", hat er gesagt.

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