Landkreispolitik:Pläne für Ebersberger Frauenhaus werden konkret

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Der Kreistag hat entschieden, das Projekt für nächstes Jahr in den Haushalt aufzunehmen. Damit steht einem zeitnahen Baubeginn nichts mehr im Weg. Auch weitere Vorhaben sollen 2023 vorangetrieben werden.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Für die Berufsschule in Grafing-Bahnhof und das Gymnasium in Poing wird der Landkreis Ebersberg im kommenden Jahr keine Haushaltsmittel einplanen - beide Projekte bleiben vorerst auf der sogenannten Warteliste. Ein anderes Vorhaben hingegen nimmt nach dem Beschluss des Kreistags nun konkrete Züge an: Das Gremium hat sich in seiner jüngsten Sitzung darauf verständigt, die Pläne für ein eigenes Frauenhaus im Landkreis voranzutreiben und die Maßnahme in die Finanzplanung 2023 aufzunehmen. Damit könnten bereits im nächsten Jahr die Bauarbeiten beginnen.

Dass eine solche Einrichtung unbedingt notwendig ist, hatte der Kreistag bereits 2019 entschieden. Im damaligen Beschluss hieß es, das Gremium erkenne an, "dass von Gewalt betroffene Frauen aus dem Landkreis Ebersberg die Möglichkeit haben müssen, in ihrem bisherigen näheren Umfeld einen Platz in einem Frauenhaus oder einer anderen geeigneten Unterbringungsform zu bekommen". Bisher haben sich die Landkreise Ebersberg und Erding ein Frauenhaus geteilt, was jedoch angesichts der vielen Fälle stets überfüllt war. Nun soll eine eigene Einrichtung in Ebersberg für Entlastung sorgen. Der Landkreis lässt sich diesen Schritt einer ersten Grobschätzung zufolge rund 2,23 Millionen Euro kosten.

"Das ist ein ganz besonderer Moment", sagt SPD-Kreisrätin Doris Rauscher

"Das ist ein ganz besonderer Moment", sagte SPD-Kreisrätin Doris Rauscher zur Entscheidung, das Projekt Frauenhaus von der Warteliste zu nehmen. Die Zahlen von häuslicher Gewalt würden stetig steigen, die Einrichtung in Erding jedoch sei immer ausgebucht gewesen. "Doch die Not ist leider vorhanden. Es ist deshalb wichtig, dass wir im Landkreis ein eigenes Frauenhaus bekommen", so Rauscher. Auch Waltraud Gruber (Grüne) lobte die Entscheidung, äußerte allerdings noch leise Zweifel: "Ich glaube es erst, wenn das Frauenhaus auch wirklich steht", sagte sie angesichts der Tatsache, dass diese Idee bereits seit Jahren im Raum steht. Wie bedeutend eine solche Einrichtung ist, betonte derweil Christa Stewens (CSU): "Wir stehen zu einhundert Prozent dahinter. Es ist wichtig, dass wir Frauen in einer existenziellen Notlage helfen."

Das Frauenhaus wird allerdings nicht das einzige Projekt sein, das nun in die Detailplanung geht. Ebenfalls von der Warteliste genommen haben die Kreisräte Vorhaben wie die Pflegefachschule, die im Neubau der Zentralen Notaufnahme an der Ebersberger Kreisklinik untergebracht werden soll, die Generalsanierung der Fachräume am Markt Schwabener Gymnasium oder die Fahrbahnerweiterung der Feldkirchner Straße in Glonn. Gegen letztere allerdings regte sich ein gewisser Widerstand aus den Reihen der Grünen. Waltraud Gruber etwa sagte, sie sei natürlich für den Schutz von Fußgängern, ein Ausbau der Fahrbahn sei bei gleicher Gehwegbreite jedoch nicht das geeignete Mittel.

Im März dieses Jahres machten sich die Kreis-Grünen für den Erhalt von Tempo 30 auf der Feldkirchner Straße in Glonn stark - mit Erfolg. (Foto: privat/oh)

Dem erwiderte der Glonner Bürgermeister und CSU-Kreisrat Josef Oswald, dass sich auf der Straße derzeit keine größeren Fahrzeuge begegnen könnten, ohne dass eines von ihnen auf den Gehweg ausweichen müsse. "Ohne die Straße zu verbreitern, werden wir keine Sicherheit für Fußgänger hinbekommen", so Oswald. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) versprach derweil, dass trotz des Ausbaus dort weiterhin Tempo 30 gelten werde, schließlich führe die Straße zur Schule sowie zum Friedhof und sei deshalb stets gut frequentiert.

Der neue Hubschrauberlandeplatz an der Kreisklinik wird nicht vor 2027 gebaut

Anders als die Projekte, die 2023 in die Umsetzung gehen, müssen sich andere Maßnahmen weiterhin gedulden. Allen voran natürlich der Bau des geplanten Berufsschulzentrums in Grafing-Bahnhof und das fünfte Gymnasium des Landkreises in Poing - sie verbleiben vorerst auf der Warteliste. Neu dort hinzugekommen ist derweil ein Hubschrauberlandeplatz für die Ebersberger Kreisklinik, den die Verwaltung mit Kosten in Höhe von rund vier Millionen Euro beziffert. Aus einer Stellungnahme des Landratsamtes geht jedoch hervor, dass der Bau voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2027 realisiert werde.

Der Hubschrauberlandeplatz ist auf der Warteliste in bester Gesellschaft einiger anderer Großprojekte, deren Umsetzung derzeit noch in den Sternen steht - falls das überhaupt jemals geschieht. Da wäre etwa die Kreiseinsatzzentrale für den Katastrophenschutz oder eine berufliche Oberschule im Landkreisnorden, für die es beide noch nicht mal eine Kostenschätzung gibt. Etwas konkreter, wenngleich immer noch in Wartestellung, sind die rund sieben Millionen Euro teure Erweiterung des Kirchseeoner Gymnasiums und die Generalsanierung des Bauteils 1 am Gymnasium Markt Schwaben, die etwa sechs Millionen Euro kosten dürfte.

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Die konkrete Planung für die Millionenprojekte in Grafing-Bahnhof und Poing wird auch im nächsten Jahr noch nicht starten. Doch das muss keine schlechte Nachricht sein, denn der Landkreis hat vielleicht eine Möglichkeit gefunden, wie sich beides kostengünstig, schnell und nachhaltig umsetzen lässt.

Von Andreas Junkmann

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