Faschingsendspurt in Ebersberg:Tolle Kostüme und ein bisschen Politik

Lesezeit: 2 min

Asterix, Obelix und viele Fabelwesen haben am Dienstag die Ebersberger Innenstadt bevölkert. (Foto: Christian Endt)

Der Faschingszug in Ebersberg ist vor allem eine große Gaudi. Wer genauer hinschaut, entdeckt aber auch die eine oder andere politische Botschaft

Wenn im Februar die Jugendlichen plötzlich Sonnenbrillen tragen, dröhnende Bässe schon am Mittag durch die Straßen wabern und die Stadt vor Tieren, Superhelden und Märchenfiguren nur so strotzt, dann ist es wahrscheinlich wieder Zeit für den Ebersberger Faschingsumzug. Nahezu alle Altersstufen können dem bunten Treiben etwas abgewinnen, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen: Für die Kleinsten regnet es sprichwörtlich Süßes, die Eltern und Großeltern lieben es, sie in süße Bärchenkostüme zu stecken und ihnen beim Glücklichsein zuzuschauen - und für die Jugendlichen ist es einfach eine große Party, auf der sie tagsüber schon das machen dürfen, wofür eigentlich die Nacht vorgesehen ist. Und politisch wird es manchmal sogar auch.

Gegen halb eins haben sich bereits einige der wild geschmückten Wagen in der Floßmannstraße versammelt. In den Vorgärten, an denen der Zug vorbeigeht, hängen Luftballons und Girlanden, eine Gruppe von Cowboys wartet schon auf ihren Einsatz. Freundliche Nachbarn verteilen Waffeln und heiße Getränke. Die Kinder laufen aufgeregt umher, voller Vorfreude auf die große Bonbonjagd.

1 / 12
(Foto: Christian Endt)

In Ebersberg haben am Faschingsdienstag die Narren die Stadt erobert.

2 / 12
(Foto: Christian Endt)

Auch wagemutige Schwertschluckerinnen sind dabei...

3 / 12
(Foto: Christian Endt)

...ebenso wie äußerst freundliche Giraffen...

4 / 12
(Foto: Christian Endt)

...und ganz reizende Antilopen.

5 / 12
(Foto: Christian Endt)

Sogar eine schöne Prinzessin hoch zu Ross reitet durch die Stadt. Manche sagen...

6 / 12
(Foto: Christian Endt)

...sie habe eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Grafinger CSU-Bürgermeisterkandidaten Christian Bauer.

7 / 12
(Foto: Christian Endt)

Mit den Ebersberger Wahlkämpfern gehen die Faschingsfreunde alles andere als schonend um.

8 / 12
(Foto: Christian Endt)

Die Kinder erfreuen sich hingegen eher an den harmloseren, aber ebenfalls sehr phantasievollen Kostümen.

9 / 12
(Foto: Christian Endt)

Asterix und Obelix kommen ganz stilecht mit Hinkelstein.

10 / 12
(Foto: Christian Endt)

Da staunen die Besucher am Straßenrand.

11 / 12
(Foto: Christian Endt)

Der Nachwuchs der Grafinger Faschingsbären ist schon mit Eifer dabei. Doch auch für sie gilt - wie für alle - ...

12 / 12
(Foto: Christian Endt)

...am Aschermittwoch ist alles vorbei. Die Straßenreinigung ist wie immer schnell, kaum waren die Narren weg, waren die Straßen auch schon wieder sauber.

Auf einigen Wagen gibt es mehr Schnaps als Süßigkeiten

Auf den Partywagen weiter hinten wird ordentlich vorgeglüht, hier gibt es momentan mehr Schnaps als Süßigkeiten - natürlich nur für Gleichaltrige. Die Boxen laufen auf voller Power, es scheint, als wollten sie schon jetzt ausmachen, wer die größte Musikanlage dabei hat. Einen der ersten Plätze belegt in diesem Wettbewerb der Burschenverein Oberndorf, der sich die bierverliebte Comicfigur Werner als Thema ausgesucht hat und die mit dem Motto "gekotzt wird später" auf der Wagenwand keinen Zweifel am heutigen Vorhaben lassen.

Doch zwischen den ballermanntauglichen Sprüchen und liebevoll, aber eher harmlos daherkommenden Motiven wie dem beliebten italienischen Klempner aus dem Videospiel Mario-Kart (samt selbst gebautem Kart mit bonbonschmeißendem Yoshi) oder der "Bieramide" (eine Pyramide mit eingebauter Riesenrutsche, die Kleopatras und Pharaonen hinabsausen), blitzen immer wieder auch politische Themen auf.

Auch Donald Trump ist mit dabei

So folgt dem Werner-Mobil ein Trump-Imitator in einem schwarzen Cabriolet mit US-amerikanischen Flaggen vorne drauf, der ein mit Bier gefülltes Segelboot samt schwedischer Flagge zieht. Auf dem Auto steht in heller Schrift: "Trump war freitags auch nie in der Schule" - eine diffuse Anspielung auf Klimaleugner Trump und die Fridays-for-Future-Ikone Greta Thunberg, die per Boot in die USA reiste.

Etwas konkreter und vor allem lokaler macht es der Umzugswagen des Burschenvereins St. Christoph. Eigentlich ist die Kinderfigur Bob der Baumeister die Vorlage. Doch der lässt auf der Außenwand des Wagens keine fröhlichen Faschingssprüche ab, sondern warnt vor Handwerkersterben und wirbt mit dem Spruch "Dübeln statt Grübeln" gezielt für Ausbildung statt Studium.

Besonders fiese Spitzen verteilt jedoch der Unterlaufinger Stammtisch, der sich heuer, statt der Kanzlerin im abstürzenden Regierungsflieger wie vergangenes Jahr, die Bürgermeisterkandidaten aus Ebersberg mit Masken und Namensschildern vorgeknöpft hat. Uli Proske (SPD) zum Beispiel schiebt seine Frau im Schubkarren durch die Straße nach dem Motto "I mach wos mei Frau sogt", Toni Ried (Freie Wähler) geht am Rollator und auf Bernhard Spötzls (FDP) Schild steht "I red ned gern. Mehrer sog i ned". Der Fasching in Ebersberg ist also doch mehr als reiner Spaß - hier und da tut er auch ein bisschen weh

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: