Bunter Advent:Das Glück steckt im Brot

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Marina Matjanovski aus Ebersberg trägt die Traditionen ihrer Kindheit in Skopje in die nächste Generation. (Foto: privat)

Festes Ritual bei Marina Matjanovski aus Ebersberg: die Suche nach der Glücksmünze.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem ersten Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Für Marina Matjanovski riechen die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit in Skopje im früheren Jugoslawien (heute: Nordmazedonien) nach Eichenzweigen, am Ende der sechswöchigen Fastenzeit im Kamin verbrannt. Dazu ein immer noch fleischloses Festmahl mit Bohnen, Krautwickel, Trockenobst sowie einem Walnuss-Honig-Mix und am Folgetag Pute mit Sauerkraut. Das alles jedoch erst am 6. und 7. Januar, denn ihre sehr weltoffene Familie ist orthodox. Weiter berichtet die Vorsitzende der Frauenunion im Ortsverband Ebersberg, die für die CSU auch im Stadtrat und Kreistag sitzt: "In unserem säkularen Staat war das damals aber kein offizieller Feiertag." Denn im Mittelpunkt sollte nicht die Religion stehen, sondern die Zusammenkunft der Familie "als Kern der Gesellschaft" - deswegen gab es an diesem Tag auch keine Geschenke. Die wurden stattdessen zum von allen Bürgern groß gefeierten Jahreswechsel überreicht. Genau diese Verweltlichung habe dazu beigetragen, dass man sich ungeachtet der jeweiligen Nationalität oder Glaubensrichtung akzeptiert habe.

Der Umzug nach Ebersberg vor 32 Jahren brachte viele Veränderungen für Marina Matjanovski, auch in Sachen Weihnachten. Ihre Kinder schickte die Krankenschwester, jetzt Bereichsleiterin der Kardiologie, in den katholischen Religionsunterricht und zum Kindergottesdienst, was ihnen viel Freude machte. Gemeinsam zelebrierte man am 24. Dezember den Heiligen Abend, um dann am 6. Januar ein zweites Mal zu feiern. Das tut sie bis heute und bringt zu diesem Treffen im Kreis der erweiterten Familie, zu der nun auch ein anderthalbjähriger Enkel gehört, seines Zeichens "katholischer Niederbayer", Fisch, Kürbissuppe und Brot mit, um die Tradition in die nächste Generation zu tragen. Dabei ganz besonders wichtig: das Brechen des selbst gebackenen Hefeteig-Brots, in dem eine Münze versteckt ist. "Der Vater teilt es in so viele Stücke wie es Familienmitglieder gibt, plus einen zusätzlichen Teil für das ,Haus'. Das steht an erster Stelle, dann kommen Vater, Mutter und die Kinder nach dem Alter. Wer die Münze findet, hat das ganze Jahr Glück."

Matjanovski selbst braucht dazu, das spürt man, kein Geldstück - sie zieht Kraft und Freude aus ihrer Familie und den vielen, mit Herzblut betriebenen Ehrenämtern. Im Dezember kommt der Christbaum dazu, der bei der 60-Jährigen einen Monat lang stehen darf. Darum gehört für sie heute zu Weihnachten eindeutig: Tannenduft.

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