Neubau im Industriegebiet:Ein 16 Meter hoher Betonriese für Ebersberg

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Die Lagerhalle soll auf dieser Wiese in Ebersberg entstehen: Zwischen dem Reischl-Gebäude mit dem Hunde-Graffiti und dem Getränkemarkt an der Tankstelle. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Am nördlichen Ortseingang entsteht eines der höchsten Gebäude der Kreisstadt. Die Firma Reischl darf dort bauen, obwohl sich die Stadträte an der Optik stören.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Der nördliche Ortseingang der Kreisstadt wird um ein wuchtiges Gebäude reicher, von einer optischen Bereicherung ist allerdings nicht auszugehen. Die Ebersberger Spedition Reischl möchte zwischen dem Reischl-Gebäude mit dem Hunde-Graffiti und dem Getränkemarkt neben der Tankstelle eine Lagerhalle bauen. Der Ebersberger Stadtrat hat dieses Vorhaben vor längerem genehmigt. Am Dienstagabend stimmte der Technische Ausschuss nun einem weiter gehenden Antrag der Spedition zu. Demnach darf die Firma Reischl nun einen zusätzlichen Stock oben draufsetzen, ein viertes Obergeschoss, bei zwei Untergeschossen. Somit wird das Gebäude nun noch mal vier Meter höher und misst so am Ende 16 Meter.

Die Lagerhalle avanciert damit zu einem der höchsten Gebäude der Stadt. Die beiden Kelleretagen miteingerechnet, kommt man gar auf 25 Meter. Höher in den Himmel ragen dürften in der Kreisstadt nur wenige Gebäude: Etwa der Aussichtsturm an der Ludwigshöhe, mit 36 Metern Spitzenreiter in Ebersberg, die St.-Sebastians-Kirche mit ihrem Kirchturm, das Kreiskrankenhaus und die beiden Hochhäuser an der Realschule in der Doktor-Wintrich-Straße. Reischl dringt nun in die Liste der Ebersberger Riesen vor. Die Mitglieder des Technischen Ausschusses stimmten mit neun zu eins dafür - große Überzeugung strahlte das Gremium dabei allerdings nicht aus.

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Scharfe Kritik an dem Vorhaben kam von Stadtrat Gerd Otter (Freie Wähler): "Wir müssen schon aufpassen, dass wir unser Ortsbild bewahren", sagte er. Der 16 Meter hohe Bau werde das Antlitz der Ortseinfahrt maßgeblich verändern. "Auch ein Gewerbegebiet wird wahrgenommen", so Otter. Der Fraktionssprecher der Grünen Philipp Goldner wägte die Argumente ab. Er sei auch nicht begeistert von dem Bau, weil sich die Firma Reischl aber an sämtliche Absprachen halte, willige auch er ein. Dazu zählt er, dass das Gebäude zwei Stockwerke im Untergrund bekommen soll, und dass das oberste Stockwerk nach hinten eingerückt wird, damit die Fassade weniger wuchtig wirkt.

Einer im Stadtrat gewinnt dem "hässlichen Klotz" etwas Positives ab

In einem Punkt hatte der Technische Ausschuss noch Diskussionsbedarf. Sowohl die Grünen als auch die SPD forderten, dass die Firma dazu verpflichtet werden soll, noch mehr Begrünung an der Fassade anzubringen als bisher geplant. Ein entsprechender Passus wurde im Beschlussvorschlag verankert. Elisabeth Platzer, Fraktionssprecherin der SPD, erklärte ihre Zustimmung "mit einem gewissen Bauchgrimmen". CSU-Stadtrat Martin Schechner (CSU) hingegen verteidigte das Vorhaben, eine Aufstockung sei "in Zeiten von Flächenknappheit" eine gute Lösung. Bis auf Gerd Otter stimmten dem Antrag schließlich alle Anwesenden zu.

In der Debatte kam auch zur Sprache, inwieweit durch den Bau der Lagerhalle auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit dem Ergebnis, dass in dem Gebäude sechs neue Stellen entstehen, was im Ebersberger Gremium als recht wenig empfunden wurde. Hinzu kommt allerdings, dass durch die Auflösung des alten Reischl-Lagers in der Innenstadt an der Ignaz-Perner-Straße Platz frei wird für den Ausbau des Pflegeheims der Inneren Mission. "Das schafft auch Arbeitsplätze", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU).

Einen offiziellen Namen hat die Halle noch nicht, was bei einem noch nicht gebauten Bauwerk auch eher gewöhnlich ist. Die Stadträte lieferten aber in der Sitzung Vorschläge, an denen sich die Firma Reischl bei der Taufe im Bedarfsfall orientieren kann. Ebersbergs Zweiter Bürgermeister Toni Ried (Freie Wähler) etwa sprach noch recht höflich von einem "ziemlichen Kasten", Christoph Münch (SPD) kam zu der deutlich pointierteren Einschätzung "hässlicher Klotz". Ein Klotz, dem man aber aus seiner Sicht gar etwas positives abgewinnen könne, so Münch: Wenn er mal steht, verdeckt er ein anderes Gebäude, "das auch nicht gerade eine Augenweide ist".

© SZ vom 12.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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