Ebersberg:Bauern legen Sonderschichten im Hühnerstall ein

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Der Eier-Skandal bringt den Hofläden im Landkreis Ebersberg so viel neue Kunden, dass sie mit dem Angebot gar nicht hinterherkommen.

Von Carolin Schneider

Pfannkuchen für die Enkelkinder, Rühreier zum Frühstück oder eine Torte für den nächsten Geburtstag. Ein Blick in die Regale der Supermärkte bringt schnell Ernüchterung: Eine wichtige Zutat fehlt, Eier sind vielerorts aus dem Sortiment genommen worden, nachdem bekannt wurde, dass sie mit dem Insektengift Fipronil verseucht waren. Der neuerliche Lebensmittelskandal wirkt sich auch auf die Hofläden im Landkreis aus, die Eier von glücklichen Hühnern verkaufen.

"Wir merken das absolut", bestätigt Monika Glonner vom Glonner Hof in Zorneding, auf die Frage, ob sie mehr Kundschaft registriere. "Es kommen viel mehr Menschen und wollen regionale Eier kaufen." Die Eier vom Glonner Hof werden hauptsächlich an drei Automaten verkauft, auf die die Konsumenten zu jeder Tageszeit Zugriff haben. Einer steht auf dem Hof selbst, wo die Hühner gleich hinter der Reithalle eine große Fläche zum Scharren haben. Ein anderer Automat steht in Wolfesing und einer am Reitsberger Hof in Vaterstetten. "Die Automaten sind ausverkauft", sagt Glonner. Die Hühner kämen mit dem Legen gar nicht mehr hinterher. "Es ist ein bisschen so wie an Ostern", sagt Glonner.

Ganz so groß ist der Eier-Engpasse auf dem Huber-Hof in Wiesham noch nicht. "Es ist zwar knapp geworden, aber gereicht haben die Eier bis jetzt immer", sagt Landwirt Josef Kendlinger. Besonders am vergangenen Wochenende sei die Nachfrage im Hofladen nach Eiern groß gewesen. In den vergangenen Tagen sei es jedoch bereits wieder ruhiger geworden. "Es sind ja auch gerade Ferien", erklärt Kendlinger. "Da werden sowieso weniger Eier verkauft, weil viele Menschen im Urlaub sind." Ansonsten hätten die Eier wahrscheinlich nicht ausgereicht.

"Es reicht gerade so aus"

Monika und Hans Glonner vor ihrem Eierautomaten in Zorneding, der in den vergangenen Tagen häufig leergekauft war. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ähnlich geht es auch Andreas Hermann vom Hansn-Hof in Angelbrechting: "Wir merken schon ein bisschen, dass mehr Leute unsere Eier kaufen wollen", sagt er. "Vor allem in einer Zeit, in der eigentlich eher tote Hose ist, weil viele Leute verreist sind." An die Grenze seiner Eiervorräte ist er allerdings bis jetzt noch nicht gekommen. Dabei beliefert Hermann nicht nur den eigenen Hofladen, sondern auch weitere Hofläden, Bäckereien und Metzgereien im Umkreis von 15 Kilometern. "Dadurch, dass wir auch einige Gaststätten beliefern und die zur Zeit geschlossen sind, haben wir bis jetzt noch genug Eier - trotz steigender Nachfrage."

Auch im Automaten in Weißenfeld, der seit wenigen Wochen von Hermann mit Eiern und Kartoffeln und von seinem Bruder mit Metzgereiprodukten versorgt wird, gibt es noch Eier. "Es reicht gerade so aus", so Hermann. Supermärkte im Landkreis bieten häufig auch Eier aus regionaler Produktion an.

Der Rewe in Kirchseeon verkauft beispielsweise Eier vom Glonner Hof. "Uns ist aufgefallen, dass der Rewe vergangene Woche sehr verhalten war mit der Bestellung von Eiern", erzählt Monika Glonner. "Wahrscheinlich war nicht sicher, ob die Kunden überhaupt Eier kaufen werden." Diese Woche sei die Bestellung des Supermarktes jedoch wieder normal ausgefallen. "Die Kunden haben wohl gemerkt, dass die Eier aus der Region kommen", so Glonner.

Die Herkunft der Eier ist durch den Skandal zum Verkaufsargument geworden. Monika Glonner gefällt das natürlich: "Die Leute wollen wissen, was wir unseren Hühnern füttern und wie sie gehalten werden", erzählt die Zornedingerin. Dieses Interesse sei zuvor nicht so stark ausgeprägt gewesen. Vor allem in den vergangenen Tagen seien deutlich mehr Menschen zu ihnen gekommen, um zu erfahren, wie es den Hühnern in der Region geht. Glonner freut sich darüber: "Es ist ein gutes Gefühl, kein anonymes Lebensmittel zu verkaufen, sondern eines, über das sich die Menschen Gedanken machen."

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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