S 4 Richtung Ebersberg:Ärger auf der ganzen Linie

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Landrat Robert Niedergesäß fordert vom MVV Maßnahmen, dass die S 4 wieder zuverlässig nach Ebersberg fährt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landrat Robert Niedergesäß fordert den MVV auf, den Fahrplan für die störanfällige S 4 zu optimieren. So könnten Busse ab Grafing-Bahnhof eingesetzt werden, besser wäre aber ein zweites Gleis nach Ebersberg.

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Die ständigen Zugausfälle auf der S-Bahn-Linie zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof will Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nicht länger hinnehmen. In einem Brandbrief an den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) fordert er das Unternehmen auf, sicherzustellen, dass Busse ab Grafing-Bahnhof ausgefallene S-Bahnen ersetzen. Für die Zukunft soll der MVV allerdings prüfen, ob nicht ein zweites Gleis oder zumindest ein Begegnungsgleis die Situation verbessern würde.

Ein paar Minuten Verspätung - und die S-Bahn wendet vorzeitig

In seinem Schreiben, dass Niedergesäß an MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag richtet, nimmt der Landrat Bezug auf einen Bericht der Ebersberger SZ zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember. Darin werden die Verbindungen zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg trotz der Unzuverlässigkeit nicht verändert. "Sofern keine größeren Störungen auftreten, ist der Fahrplan stabil befahrbar", hatte ein Bahnsprecher dazu erklärt.

Gleichwohl räumt man bei der S-Bahn Probleme ein, weil in den Hauptverkehrszeiten nicht nur die S 6 zusätzlich zur S 4 zwischen München und Ebersberg pendelt, sondern auch der Takt des Filzenexpresses verdichtet wird. Die Zeitfenster für verspätete Züge auf der eingleisigen Strecke aus und in Richtung Kreisstadt sind entsprechend klein. Zehn Minuten Verspätung auf der ganzen Linie von Geltendorf nach Ebersberg reichen demnach aus, dass der Zug schon in Grafing-Bahnhof wenden muss.

Für die Fahrgäste, so der Landrat in seinem Schreiben weiter, komme es "ungewöhnlich häufig zu der für viele Ebersberger Fahrgäste äußerst ärgerlichen Situation, dass die S 4 nach Ebersberg vorzeitig in Grafing Bahnhof endet". Lange Wartezeiten auf den nächsten Zug und Komplettausfälle führten dazu, dass langjährige S-Bahn-Fahrer auf das Auto umsteigen müssten. "Hier ist dringend Abhilfe zu schaffen", schreibt Niedergesäß. Den MVV-Geschäftsführer Freitag bittet er deshalb um Prüfung diverser Maßnahmen.

Hauptproblem ist die eingleisige Strecke

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Seit dem Fahrplanwechsel fahren S-Bahnen immer wieder nicht bis nach Ebersberg durch. Gründe sind die eingleisige Strecke, der neue Stundentakt des Filzenexpresses - und die eigene Verspätung.

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Im Einzelnen schlägt Niedergesäß, der auch Sprecher der Landräte im MVV-Verbreitungsgebiet ist, vor, zumindest Teilabschnitte der Strecke für den Begegnungsverkehr von zwei Zügen auszubauen. "Hintergrund des Problems ist im Wesentlichen die Eingleisigkeit der Strecke zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof", so Niedergesäß. Dieses Nadelöhr werde seit der Einführung des Stundentaktes beim Filzenexpress im Dezember vergangenen Jahres noch intensiver beansprucht. Die Schaffung eines Begegnungsverkehrs hält Niedergesäß deshalb für eine ernstzunehmende Option, die seiner Ansicht nach zumindest einen Teil der Probleme lösen könnte.

Eine komplette Zweigleisigkeit sei aufgrund der räumlichen Engpässe in den innerörtlichen Bereichen nach seinem Kenntnisstand nicht möglich. Als Beispiel für einen gelungenen Begegnungsverkehr führt Niedergesäß den Umbau des Bahnhofes in Steinhöring im vorigen Jahr an. "Ich beantrage hiermit insofern eine Prüfung dieses Vorschlags", fordert Ebersbergs Landrat den Geschäftsführer des MVV auf.

Gleichwohl weist der Landrat auf die Problematik auf der gesamten Strecke hin und fragt, ob auch neue Betriebskonzepte für den S-Bahn-Verkehr zu einer Verbesserung der Situation beitragen könnten. So sei die S 4 nach Ebersberg mit einem "augenscheinlich äußerst verspätungsanfälligen S-Bahn-Ast im Westen verknüpft", der wohl Teil des angesprochenen Problems in Grafing-Bahnhof sei.

Deshalb müsse geprüft werden, wie bei außerplanmäßig endenden S-Bahnen in Grafing-Bahnhof Busse für eine Weiterfahrt in Richtung Ebersberg eingesetzt werden können - und nicht zuletzt fragt Niedergesäß, inwieweit Kommunikationsmaßnahmen bei der S-Bahn oder dem Verbund getroffen werden, um die Fahrgäste zumindest über die Kurzwenden der S 4 besser zu informieren und auf mögliche Alternativen hinzuweisen.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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