Ebersberg:Ankommen bleibt Zufall

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Immer wieder fahren Züge der S 4 und S 6 nicht wie angekündigt nach Ebersberg. Die S-Bahn München sieht jedoch eine deutliche Verbesserung seit Jahresbeginn und will den Fahrplan Mitte Dezember nicht ändern.

Von Isabel Meixner, Ebersberg

Nicht immer fährt eine S-Bahn, auf der Ebersberg steht, auch tatsächlich bis in die Kreisstadt. (Foto: region.ebe)

Immer wieder wenden S-Bahnen, die eigentlich bis Ebersberg fahren sollten, vorzeitig in Grafing-Bahnhof. Grund dafür ist meistens, dass die eingleisige Strecke zwischen dieser Haltestelle und der Kreisstadt bei Verspätung des einen Zuges bereits vom entgegenkommenden belegt ist.

Doch so sehr sich Pendler immer wieder über unzuverlässig fahrende und verspätete S-Bahnen ärgern: Die Verbindungen werden zum Fahrplanwechsel im Dezember nicht geändert. "Sofern keine größeren Störungen auftreten, ist der Fahrplan stabil fahrbar", teilt ein Pressesprecher der S-Bahn München mit. Die Zahl der frühzeitigen Wenden der S 4 habe sich seit Jahresanfang deutlich reduziert, "das ist eindeutig besser geworden".

Betroffene Fahrgäste dürften das anders sehen. Vor allem die Verbindungen zu den Stoßzeiten sind immer wieder betroffen, weil die S-Bahnen meist schon am Ostbahnhof mit Verspätungen wegfahren.

"Man könnte glauben, es liegt ein System hinter diesem fahrgastverachtenden Verhalten", empört sich ein Pendler in einer E-Mail an die Süddeutsche Zeitung. Er strandet eigenen Angaben zufolge "fast regelmäßig" mit der für Ebersberg angekündigten S-Bahn in Grafing-Bahnhof und muss eine halbe Stunde auf die nächste warten. "Wenn die Entscheider ihre planmäßigen Linien nicht bedienen möchten, dann sollen sie in Gottes Namen einen langen Bus einsetzen", fordert er.

Die S-Bahn München gesteht, nach Umstellung des Fahrplans zu Beginn des Jahres ein paar Probleme mit den neuen Verbindungen gehabt zu haben. Denn seit Dezember verkehrt nicht nur die S 6 zu den Pendelzeiten zusätzlich zur S 4 zwischen München und Ebersberg, sondern auch der Takt des Filzenexpress wurde verdichtet. Für die eingleisige Strecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg bedeutet das: Es gibt weniger Zeitfenster, in denen verspätete Züge aus und in Richtung Kreisstadt durchhuschen können.

Natürlich habe man beim Fahrplan kleinere Spielräume eingebaut, so der Bahnsprecher, aber "bei zehn Minuten Verspätung geht das nicht mehr". Doch verspätet in Ebersberg ankommende Züge bedeuten auch: Die S 4 nach Geltendorf, die nicht planmäßig losfahren kann, schleppt diese Zeitdifferenz weiter mit. Fällt eine S-Bahn aus, können Fahrgäste mit der Südostbayernbahn, also dem Filzenexpress, fahren. Dieser halte dann außerplanmäßig in Grafing-Stadt, sagt der Pressesprecher: "Das Ganze musste sich einfach einspielen."

Doch es gibt auch Verbindungen, bei denen Pendler nicht auf Alternativen umsteigen können. Warum die Bahn in solchen Fällen keine Busse einsetzt? "So kurzfristig kriegen wir keine", so der Sprecher. Für Fahrgäste sicherlich kein Trost, wenn sie am zugigen Bahnsteig auf die nächste S 4 warten müssen. Wenn die Verbindungen nach Ebersberg störungsanfällig sind, dann solle lieber in Grafing-Bahnhof auf regelmäßig fahrende Busse umgestiegen werden, findet ein betroffener Pendler, der seit drei Jahren mit der S 4 fährt.

Zumal das Warten am Bahnsteig auch eine Zumutung sei: "Da ist ja nichts." In Ebersberg habe die Bahn den DB-Shop dicht gemacht, in dem man früher einen Kaffee trinken oder sich aufwärmen konnte. Auch in Zorneding und Grafing-Bahnhof gibt es keinen Warteraum für die Fahrgäste.

Der Pendler sieht auch den Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß, der Sprecher der Landkreise des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) ist, in der Pflicht. Es sei schön und gut, wenn er sich so vehement für die S-Bahn-Verbindung nach Markt Schwaben einsetze, "aber warum schaut der Landrat nicht mal auf seiner eigenen Strecke, dass es da klappt?". Mit dem derzeitigen Fahrplan sei die Strecke jedenfalls "eine Katastrophe".

Werden sich Pendler also auch künftig auf frühzeitiges Zugwenden einstellen müssen? Danach sieht es zumindest aus. Das Hauptproblem sei die fehlende zweite Stammstrecke, heißt es bei der S-Bahn München.

Solange es die nicht gibt, können Kleinigkeiten den Fahrplan durcheinander wirbeln und Züge ausfallen lassen. Wie im Oktober, als eine Jacke den S-Bahn-Verkehr im Großraum München zum Erliegen brachte. Oder ein Jahr zuvor eine Krücke, die auf die Gleise gefallen war.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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