Mitten in Ebersberg:Verlockung via SMS

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Dieses Symbolbild hat (leider) keinerlei Ähnlichkeit mit dem aktuellen Arbeitsplatz der Verfasserin dieser Zeilen. Vielleicht wäre nach Annahme des verlockenden SMS-Job-Angebots allerdings auch ein Ortswechsel denkbar ... (Foto: IMAGO/Uwe Umstätter/IMAGO/Westend61)

Headhunter war gestern, Internet-Stellenbörse auch. Der Garantiert-1000-Euro-täglich-Traumjob ist nun nur eine Messenger-Nachricht entfernt, verspricht die Kurznachricht.

Glosse von Michaela Pelz, Ebersberg

"Können Sie frei sprechen?" Ältere Arbeitnehmer werden sich möglicherweise erinnern, was diese leise durch den Hörer geraunten Worte zu bedeuten hatten: Man war ins Visier eines Headhunters geraten! Zu einer Zeit, in der private Endgeräte lediglich wenigen Auserwählten vorbehalten waren und es Privatsphäre an den Festnetztelefonen der Gemeinschaftsbüros nur in bestimmten Zeitfenstern gab: sehr früh, sehr spät und zu jener mittäglichen Stunde, in der ein munteres "Mahlzeit" durch die Gänge schallte. Die Suche nach erfahrenen Fach- und Führungskräften allerdings - ältere Arbeitgeber werden sich möglicherweise erinnern - war bereits seinerzeit eine Kunst für sich.

Dabei folgten der ersten Kontaktaufnahme meist konspirative Treffen, bei denen dicke Umschläge mit Zeugniskopien und Referenzen den Besitzer wechselten. Ein oder zwei Bewerbungsgespräche später hielt man dann zuweilen tatsächlich einen neuen Arbeitsvertrag in Händen. Oder konnte mit der Aussicht auf einen solchen den aktuellen Arbeitgeber dazu bewegen, sein Gehalts-Portemonnaie ein wenig weiter zu öffnen.

Alles Schnee von gestern. Heute lässt man sich über Profile in Business-Netzwerken und Internet-Stellenbörsen finden. Oder informiert sich in den Medien über passende Traumjobs - etwa als "Insel-Hausmeister" auf Hamilton Island im Great Barrier Reef (2009) oder als Taylor-Swift-Reporter (2023).

Man könnte natürlich auch einfach abwarten, ob nicht eines Tages völlig anlasslos auf dem eigenen Mobiltelefon eine SMS auftaucht. Mit viel Glück ist dort zu lesen, der eigene "Werdegang und Lebenslauf" sei von "mehreren Online-Personalvermittlungsagenturen empfohlen" worden, weswegen nun ein Teilzeitjob angeboten wird, den man in seiner Freizeit ausüben könne.

Dazu müsse man lediglich die eigenen Lieblingshotels bewerten - bequem von zu Hause aus. Schade. Denn für einen Vor-Ort-Undercover-Einsatz hätte man der Liste sogar schnell noch ein neues Haus hinzugefügt. Notfalls auch eins mit fünf Sternen. Durch das versprochene Honorar wäre obendrein die Finanzierung kein Thema: pro Tag zwischen 300 und 1000 Euro. Auf dieser Basis könnte man arbeiten!

Kein Hindernis stellt auch die finale Bedingung dar: Sie müssen über 20 Jahre alt sein. Zwar wundert man sich ein wenig über die diesbezügliche Unkenntnis, ist doch der eigene Lebenslauf angeblich Grund für die Kontaktaufnahme. Aber vielleicht sollte man nicht zu kritisch sein und einfach eine Nachricht an die angegebene Nummer schicken. Zumal der Schreiber (die Schreiberin? Die kryptische Absenderadresse lässt leider darauf keine Rückschlüsse zu) versichert: "Alle Löhne werden am selben Tag ausgezahlt."

Man könnte die SMS auch einfach der Chefin zeigen. Was früher geklappt hat, kann doch so falsch auch jetzt nicht sein. Bei einem solchen Angebot als Verhandlungsbasis wird sie bestimmt nicht zögern, die Tagespauschale zu erhöhen. Oder?

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