Der Sport im Landkreis Ebersberg:Forstinning steht vor dem Aufstiegs-Hattrick

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Nur noch zwei Spiele trennen den VfB Forstinning vom Durchmarsch aus der Kreisliga in die Landesliga. Allerdings wartet ein schwerer Gegner.

Von Victor Sattler, Forstinning

Als "Hattrick" kennt der Fußballexperte drei aufeinanderfolgende Tore durch denselben Spieler. Das kommt nicht alle Tage vor. Noch seltener dürfte aber der Hattrick sein, der dem VfB Forstinning diese Woche gelingen kann: Drei aufeinanderfolgende Liga-Aufstiege derselben Mannschaft. Mit Trainer Hizir Tasci waren sie 2015 erst aus der Kreisklasse in die Kreisliga zurückgekehrt, blieben dort aber nur für eine Saison; denn mit Ivica Coric, der dann Staffel- und Trainerstab übernahm, kletterten die Forstinninger Herren schnurstracks weiter in die Bezirksliga - der größte Vereinserfolg des VfB, bis dato. Gemütlich machen sie es sich wieder nicht, sondern belegten in der vergangenen Saison auf Anhieb den zweiten Tabellenplatz, hinter dem TSV Moosach. Nur zwei Relegationsspiele am Donnerstag und Sonntag gegen den Sportbund Rosenheim, der seinen Abstieg zu verhindern sucht, stehen jetzt zwischen dem VfB und der Landesliga.

Die Suche nach dem Erfolgsrezept des VfB Forstinning fördert keine einzelne Geheimwaffe zutage, sondern eine Teamleistung. Immerhin wuchs der Kader über diese drei prägenden Jahre hinweg an seinen Herausforderungen. Zwei Trainer und verschiedenste Spieler bekamen die Chance, zur Erfolgsserie beizutragen. So übernahm 2016, ein Jahr nachdem Coric neuer Trainer geworden war, der 22-jährige Stürmer Korbinian Hollerieth die Kapitänsbinde von seinem altgedienten Vorgänger, dem Abwehrspieler Mathias Hirt.

"Die Saison lief super, für den Verein und für mich", sagt Hollerieth. Erleichterung klingt dabei aus seiner Stimme, denn als Kapitänsneuling musste er sich gleich dem gänzlich neuen Terrain der Bezirksliga stellen. "Unser Ziel war es, die Klasse zu halten. Aber wenn man erst oben ist, steigert man auch seine Ansprüche." Dass als Ziel jetzt die Landesliga ins Auge gefasst werden darf, nennt Hollerieth ehrfürchtig ein "Nonplusultra". Ähnlich, wie Herkules "Nonplusultra" fälschlicherweise an den Ausgang des Mittelmeers schrieb, findet auch der VfB ständig von Neuem raus, dass es im deutschen Ligasystem eben doch "plus ultra" - also noch immer weiter geht. Hollerieth bedankt sich angesichts dieses Erfolgs bei jenen, die sein Team und ihn unterstützt haben. Aber auch für den Kapitän gibt es Lob: "Er macht seine Sache gut, gerade für sein junges Alter", sagt Amtsvorgänger Mathias Hirt. "Und er nimmt Empfehlungen an. Denn Kapitänsbinde hin oder her, wir sprechen vieles untereinander ab und bekommen es gemeinsam hin."

Osterhofen war zu schwach, gegen Rosenheim dürfte es deutlich enger werden

Wer die Ligen so schnell passiert, kann sich an seine Gegner kaum gewöhnen. Bei den Spielern des VfB klingt das fast nach Sightseeing: Viele Vereine hätten sie kennengelernt und ganz neue Sportanlagen gesehen, erinnert sich Hirt - von Ausflügen in ungewohnte Umgebungen, von interessanten Erfahrungen erzählt Hollerieth. Ein Abenteuer über den Tellerrand Münchens hinaus. Die Neugier ist noch lange nicht erschöpft: "Wenn man die Chance dazu hat, will man auch wieder weiter", sagt Hirt.

Das Relegationsspiel bedeutet für künftige Aufsteiger auch immer das erste Aufeinandertreffen mit der neuen Liga. "Respekt gehört also dazu, bei einem großen Verein wie Rosenheim", seufzt Kapitän Hollerieth. "Rosenheim hat zwar ein gewisses Kaliber", weiß auch Hirt, "aber wenn wir beschließen, dass wir's schaffen wollen, dann ist uns egal, gegen wen." Der feste Wille ist da, den Druck spart man sich: "Bei anderen Vereinen würden im Fall einer Pleite sicher etliche gehen müssen", glaubt Hollerieth, "aber hier droht kein Umbruch."

VfB-Abteilungsleiter Thomas Herndl hatte - im schieren Aufstiegsschock - Bedenken angemeldet, ob man denn überhaupt die Landesliga anstrebe. Auf der sechsthöchsten Klassenebene Deutschlands weht schon ein anderer Wind. Die Kostprobe gab es für Mathias Hirt und Korbinian Hollerieth in der vergangenen Woche, als sie die ersten beiden Relegationsspiele bestritten: "Wir haben in der ersten Runde gegen Osterhofen gleich die andere Gangart, Schnelligkeit, Fitness und Taktik bemerkt, die in der Landesliga herrscht. Ist eben eine ganz andere Liga", sagt Hirt.

Durchgesetzt haben sie sich gegen die Sportvereinigung Osterhofen 5:0, das sie im Rückspiel durch ein 2:2 locker verteidigten. "Die Landesliga wäre nochmals völliges Neuland", sagt Hollerieth zwar - Genaueres wolle man sich noch nicht ausmalen. Man hofft nämlich, es am eigenen Leib erfahren zu dürfen. Das Relegations-Hinspiel findet an diesem Donnerstag um 18.30 Uhr im Sportpark Forstinning in der Aicher Straße statt. Anpfiff für das Rückspiel in Rosenheim ist am Sonntag um 16 Uhr.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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