Das Rennen ist eröffnet:Ja, sie will

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Wirbt mit ihren Erfolgen: Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr von den Grünen möchte ihr Amt 2020 verteidigen. (Foto: Christian Endt)

Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) kündigt ihre Kandidatur für eine zweite Amtszeit an

Von Thorsten Rienth, Grafing

Das Rennen ums Grafinger Rathaus ist seit Montagabend eröffnet. "Ich werde zur Kommunalwahl 2020 wieder für alle Grafingerinnen und Grafinger kandidieren", hat Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) bei der "Grünen Runde" angekündigt. "Ich verspreche euch: Grafing ist bei mir in guten Händen - und mit euch allen will ich den erfolgreichen Weg für Grafing weitergehen."

Dass in den Turmstuben etwas Besonderes passieren würde, dürften die Besucher beim Schritt in die Räumlichkeiten schnell gemerkt haben: Benedikt Mayer war da, der langjährige Bundesschatzmeister der Grünen. Florian Siekmann, Ebersbergs Grünen-Betreuungsabgeordneter aus dem Landtag. Katharina Schulze, die dort Grünen-Fraktionssprecherin ist. Waltraud Gruber, die stellvertretende Landrätin. Auch Obermayrs drei erwachsene Töchter waren gekommen. So einen Aufmarsch gibt es nicht, wollten die Grafinger Grünen nur ein bisschen über Frauen, Macht und Politik sinnieren.

Letzteres hatte zwar auf den Flyern gestanden. Doch mit Obermayrs Ankündigung änderte sich der lokalpolitische Nachrichtenwert komplett. Denn zwischen Schulzes Glyphosat-Kritik, Verkehrswende-Optionen und CO2-Steuer skizzierte Obermayr ihre Agenda für die Jahre 2020 bis 2026.

"Ich bin vor fünf Jahren mit dem Ziel angetreten, eine neue Politik mit einem neuen Stil zu machen", rief sie den gut 70 Besuchern entgegen. "Dieser Politikstil hat Grafing gravierend verändert." Transparenz und Offenheit. Wertschätzender Umgang. Aufeinander zugehen in Stadtrat und im Rathaus. Vom Trachten- oder Gartenbauverein über Sportler, Transistion Town oder Parteien - es gehe ihr um eine echte Stadtgemeinschaft über alle Gruppierungen und Strömungen hinweg. "Ich bin überzeugt, dass eine Stadt wie die unsere ohne parteipolitisches Gedöns geleitet werden kann."

Das hätte, so interpretierte Obermayr die vergangenen Jahre, in eine langen Liste von Erfolgen gemündet: Die Kanalisierung der Ortsteile - "damit sich die Sickergruben erledigen". Ein moderner Bauhof - "und zwar einer mit 650 Quadratmetern Photovoltaik auf dem Dach". Ein erweitertes Gewerbegebiet - "weil die Gewerbesteuer daraus für uns absolut essenziell ist". Sozialer Wohnungsbau - "weil es gerade auch für diejenigen, die sehr wenig Geld haben, genügend Wohnraum braucht". Die Erweiterung der Grundschule - "für 12 Millionen Euro - was für ein Brocken!" Dort und an der Mittelschule der Ganztagszug-Ausbau - "mit wahnsinnig guten Pädagoginnen, die nachmittags in der Schule arbeiten und die übrigens nicht der Freistaat zahlt, sondern die Stadt Grafing." Mit dieser Grundhaltung wolle sie weiterarbeiten, so die Bürgermeisterin.

Den Konflikt mit dem eigenen Lager scheut Obermayr dabei offensichtlich nicht. "Auch wenn es manchen Grünen wehtut: Es wird mit mir die neue Gartenstraße geben und die Aiblinger Spange." Die neue Gartenstraße steht für eine Art innerörtliche Marktplatzumgehung zwischen Glonner Straße und Bahnhofstraße. Hinter der Aiblinger Spange steht der Plan eines Straßendurchstiches. Er soll etwa auf Höhe des Sanftlrings von der St 2089 gen Norden abzweigen und nahe der Hammerschmiede auf die Glonner Straße stoßen. "Aber dafür brauche ich noch sechs Jahre."

Allen voran die CSU wird das zu verhindern versuchen. Deren Ortsvorsitzender Florian Wieser hatte angekündigt, den CSU-Kandidaten vor den Sommerferien zu nominieren - mit dem klaren Ziel, Obermayr aus dem Rathaus zu wählen. Die derzeit nicht im Stadtrat vertretene FDP kündigte einen eigenen Kandidaten mit vergleichbarer Ausrichtung an. "Nach sechs Jahren Quasi-Stillstand unter Obermayr muss man ein Zeichen setzen mit Alternativen für den Wähler", sagte der stellvertretende Ortsvorsitzende Claus Eimer.

Die SPD befindet sich ihrem Ortsvorsitzendem Christian Kerschner-Gehrling zufolge in "intensiven Gesprächen mit einigen Personen, die wir für geeignet halten". Ob jemand für die SPD antritt, oder der Ortsverein einen anderen Kandidaten unterstützen wird, sei aber noch offen. Gleiches ist bei den Freien Wählern der Fall. Ortsvorsitzender Christian Einhellig kündigte an, vor den Sommerferien eine Entscheidung zu treffen. Beim Bündnis für Grafing (BfG) sei über eine Kandidatur ebenfalls noch entschieden, berichtete Heinz Fröhlich.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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