Corona im Landkreis Ebersberg:Kein Anruf vom Gesundheitsamt

Lesezeit: 2 min

Die Fallzahlen sind inzwischen so hoch, dass eine zeitnahe Kontaktverfolgung nicht mehr möglich ist. Wer Zeit mit einem Infizierten verbracht hat, muss selbst verantwortungsvoll handeln.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

1705 Menschen aus dem Landkreis sind aktuell positiv auf das Coronavirus getestet - eine Zahl, die man sich noch vor einigen Monaten gar nicht hatte vorstellen können. Unvorstellbar hoch ist auch der Aufwand, hier auch nur ansatzweise noch die Kontakte nachzuverfolgen: Mit wem waren die Betroffenen in der Kneipe, wen haben sie in der Arbeit getroffen, mit wem waren sie im Auto unterwegs? Jeder positiv Getestete kann im Prinzip Dutzende Kontakte gehabt haben - auch im Landkreis Ebersberg gelingt es inzwischen nicht mehr, diese nachzuverfolgen. Statt dessen muss priorisiert werden, wie das Gesundheitsamt mitteilt.

Seit dem 7. November konzentrieren sich die Fachleute aus dem Gesundheitsamt vorwiegend auf die Nachverfolgung von Kontakten vulnerabler Gruppen. Dies betrifft Personen in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern oder Asylgemeinschaftsunterkünften. Haushaltsmitglieder als enge Kontaktpersonen werden laut Angaben aus der Behörde weiterhin erfasst, jedoch könne es zu zeitlichen Verzögerungen bei der Kontaktaufnahme durch das Gesundheitsamt kommen. Im Schul- und Kitabereich wird versucht, eine Bearbeitung aufrecht zu erhalten.

Ob sich nun wieder mehr Impfwillige zum Impfzentrum aufmachen? Zwei Neuerungen könnten jedenfalls zu größerer Nachfrage beitragen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Situation bleibt also schwierig, obwohl seit 11. November Kräfte der Bundeswehr das Landratsamt wieder unterstützen. Die Helfer werden benötigt, um die zahlreichen Fälle zu bearbeiten und abzuarbeiten, heißt es aus der Behörde: "Eine Erfassung aller engen Kontaktpersonen ist weiterhin nicht möglich, da das Fallzahlniveau zuletzt stark zunehmend und laufend sehr hoch ist." Das bedeutet: Stand Mittwoch hatten sich 500 Fälle angestaut - und jeden Tag kommen viele neue Fälle dazu, allein am Mittwoch waren es 144. In dieser Situation steht der Landkreis Ebersberg nicht allein da: Der Nachbarlandkreis Rosenheim hatte bereits vor einigen Tagen vor dieser Aufgabe kapituliert, auch in anderen Landkreisen haben die Gesundheitsämter seither eingeräumt, dass es ihnen ähnlich geht. Immerhin: Anders als in der Landeshauptstadt gelingt es laut Auskunft aus dem Ebersberger Landratsamt noch, die Fälle zeitnah in die Statistik einzupflegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die am Mittwoch im Landkreis bei 676,7 lag, sei also aktuell.

Dennoch ruft die Situation Verunsicherung hervor - schließlich können Landkreisbürger, die mit Infizierten Kontakt hatten, nun nicht mehr persönlich mit jemandem vom Gesundheitsamt besprechen, wie sie mit der Situation nun umgehen sollen. Statt dessen sollen die Infizierten selbst ihre Kontaktpersonen informieren; wie diese dann handeln sollen, ist in einer Empfehlung vom 15. November festgehalten, die auch auf der Homepage zu finden ist. Demnach sollten alle, die mit einer infizierten Person Kontakt hatten, die eigenen Kontakte reduzieren, die allgemeinen Hygieneregeln genau befolgen, sich mit einem Schnelltest selbst testen und auf mögliche Krankheitszeichen von Covid-19 achten. Sollten keine Krankheitszeichen auftreten und die Corona-Tests negativ ausfallen, muss kein Kontakt zum Gesundheitsamt aufgenommen werden und es besteht keine Quarantänepflicht.

Fällt der Test positiv aus, müssen sich die Betroffenen in Selbstisolation begeben. Diese dauert ab Symptombeginn 14 Tage. Treten gar keine Symptome auf, gilt das Datum des PCR-Abstrichs, bei dem die Infektion festgestellt wurde. Details zum richtigen Umgang mit der Situation sind auf der Homepage des Landratsamts unter dem Unterpunkt "FAQs zu Corona" zu finden.

Unterdessen gibt es weitere schlechte Nachrichten zur Pandemie: Ein Patient mit einem Geburtsjahr in den 1920er Jahren ist nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie erhöht sich somit auf 192. In der Kreisklinik Ebersberg werden aktuell 20 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung behandelt, neun der Patienten sind nicht geimpft, elf schon. Auf der Intensivstation versorgt werden müssen vier Corona-Patienten, drei von ihnen mit Beatmung. Drei der Patienten auf der Intensivstation sind geimpft.

© SZ vom 18.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: