Umfrage:Das denken Ebersberger über die Legalisierung von Cannabis

Lesezeit: 3 min

Am 1. April soll das Gesetz zur Legalisierung in Kraft treten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Bundestag hat den Gesetzentwurf "zum kontrollierten Umgang" gebilligt. Künftig soll der Besitz sowie der Eigenkonsum in gewissen Mengen erlaubt sein. Die SZ hat Passanten in Ebersberg zu ihrer Einstellung dazu befragt.

Umfrage von Anna Steinhart, Ebersberg

Der Bundestag hat beschlossen, dass Erwachsenen künftig der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis für den Eigenkonsum im privaten Raum erlaubt wird. Im öffentlichen Raum soll die Höchstgrenze bei 25 Gramm liegen. Doch was halten die Menschen im Landkreis davon? Die SZ Ebersberg hat bei einigen von ihnen nachgefragt.

"Jugend sollte geschützt werden"

Silke Weber findet, dass durch die Legalisierung der Konsum von Drogen verharmlost wird. (Foto: Christian Endt)

Silke Weber sieht in der Legalisierung besonders eine Gefahr für die Jugend: "Ich bin gegen die Legalisierung, da ich der Meinung bin, dass die Jugend geschützt werden sollte." Die 40-Jährige hat selbst in ihrem Umkreis schon erlebt, dass Personen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, allgemein antriebslos sind. Cannabis lähme das Gehirn und den Körper, vor allem in jungen Jahren habe der Konsum negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns - so habe es ihr ein Arzt erklärt. Sie verstehe, dass man als Jugendlicher nicht uncool sein möchte und deshalb eher mal etwas ausprobiert, bei all dem dürfe trotzdem nicht vergessen werden, dass es sich immer noch um eine Droge handelt. "Durch die Legalisierung werden Drogen einfach viel zu verharmlost", sagt die Ebersbergerin.

"Die Legalisierung ist super"

Ingrid Öfele sieht im Alkohol eine größere Gefahr als im Cannabis. (Foto: Christian Endt)

"Ich finde die Legalisierung super, denn es macht keinen Sinn Cannabis zu verbieten und dafür den Alkoholkonsum aus Maßkrügen zu erlauben", sagt Ingrid Öfele, 51. Beruflich arbeitet sie mit alkoholabhängigen Männern und weiß daher, dass Alkohol im Gegensatz zu THC aggressiv machen kann: "Wäre mir lieber, wenn die Leute eher mal einen rauchen würden und dafür entspannt sind, anstatt betrunken und aggressiv." Außerdem sei sie im vergangenen Jahr in Kanada gewesen und dort sei trotz Legalisierung niemand antriebslos herumgehangen. Sogar positive ökologische Aspekte nennt sie und zeigt sich begeistert von der Pflanze. So benötige die Cannabispflanze viel weniger Wasser als Gersten- oder Hopfenpflanzen, die für die Herstellung von Bier benötigt werden, und sei somit auch umweltfreundlicher.

"Noch zwiegespalten"

Das Ehepaar Itterheim, hat Bedenken, was die Legalisierung angeht. (Foto: privat)

"Wir sind noch sehr zwiegespalten bei dem Thema", sagt Alfred Itterheim. Auf der einen Seite sieht das Ehepaar die Legalisierung positiv, da dadurch womöglich das illegale Dealen ein Ende hat. "Es wird so viel Schindluder mit Drogen getrieben, wenn das endlich mal kontrolliert wird, dann wäre es gut", sagt der 74-Jährige. Andererseits habe er die Befürchtung, dass die Polizei durch die ständigen Eigenbedarfskontrollen überlastet sein könnte. "Wer soll denn kontrollieren, wer wie viel anbaut, und wie soll der Staat das noch schaffen?", merkt Erika Itterheim, 73, an. Sofern alles unter Kontrolle und im Rahmen bleibe, hätte sie jedoch nichts gegen das neue Gesetz. Beide möchten jedoch erstmal schauen, was die Zeit bringt und sich dann erst eine feste Meinung bilden.

"Entwicklungen beobachten"

Lina Mair ist gespannt darauf, wie sich die Gesellschaft ab dem 1. April verändern wird. (Foto: Christian Endt)

Die Amerika-Historikerin Lina Mair findet, dass man das ganze Thema differenziert betrachten muss. Positiv sei einzuordnen, dass Cannabis durchaus medizinische Vorteile habe. Medizinisches Cannabis ist bereits legal, jedoch hebt die 33-Jährige diesen positiven Aspekt besonders hervor. Negative Folgen, wie die bewiesene schädliche Wirkung auf das Gehirn, müsse man jedoch auch sehen. "Ich bin eher gespannt, wie sich die Gesellschaft ab der Legalisierung verändert." Diese Veränderungen und Entwicklungen müsse man einfach kritisch beobachten und vieles werde man dann im Laufe der Zeit schon sehen. Sie fragt sich eher: "Lässt sich etwas wieder einschränken, wenn es erstmal legal ist?" Ihrer Meinung nach hat die Politik genau aus diesem Grund so lange mit der Legalisierung gezögert.

"Erfahrungen nicht berücksichtigt"

Axel Högel stört es, dass aus den Erfahrungen der anderen Länder keine Konsequenzen für Deutschland gezogen werden. (Foto: Christian Endt)

Axel Högel findet, dass durch die Legalisierung die Hemmschwelle zum Rauchen von Zigaretten viel geringer wird. So sei Nikotin genauso wie Cannabis eine Droge und die Gefahr bestehe, dass der Konsum des einen das andere fördere. "Im Grunde sind das zwei Drogen, die sich gegenseitig pushen." Außerdem bemängelt er, dass die niederländischen Erfahrungen mit der Legalisierung nicht ausreichend berücksichtigt und erforscht werden. Das Hauptanliegen bei der Legalisierung in den Niederlanden sei die Eindämmung des Schwarzmarktes gewesen, sagt Högel. Das ist laut dem 64-Jährigen jedoch nicht erfolgt."Es stört mich, dass aus dieser Erfahrung einfach keine Konsequenzen für Deutschland gezogen werden." Deshalb sieht er das ganze Thema eher kritisch.

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