Benefizkonzert:"Man muss ihn einfach erlebt haben"

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Das große Idol: Martyn Joseph, Liedermacher aus Wales, gibt ein Benefizkonzert in Grafing. (Foto: oh)

Um den walisischen Liedermacher Martyn Joseph in die Grafinger Stadthalle zu holen, hat Hermann Maier eine eigene Konzertfirma gegründet. Die Geschichte einer bayerisch-britischen Freundschaft.

Von Korbinian Eisenberger

Vor einem Jahr betrat der Musiker Martyn Joseph einen Ort Namens Turmstube. Der Waliser stand nun in einer engen Kleinkunstkammer in Grafing. Der Überlieferung nach zweifelte er da bereits an der Sinnhaftigkeit dieses Auftritts. Die Leute würden ihn ja gar nicht kennen, und vielleicht erst recht nicht hören wollen. Ob sie sich denn nicht lieber unterhalten wollten, statt seiner Musik zu lauschen? Diese Befürchtung soll der stark erkältete Martyn Joseph im Februar 2018 in der Grafinger Turmstube geäußert haben. "Ich hatte Sorge, dass er nicht spielt", sagt einer, der sehr vieles für diesen einen Abend gegeben hat.

Hermann Maier aus Grafing ist gelungen, was in der Musikerszene eine Rarität ist: Für ihn ist der Liedermacher Martyn Joseph auf einer privaten Geburtstagsfeier aufgetreten, und dafür ins oberbayerische Grafing gekommen. Er kam, sah, und spielte. Und hatte dann doch sein Vergnügen dabei. Nur ein Jahr später spielt er nun zum zweiten Mal in Grafing. Am Freitag, 15. Februar, gibt der 58-Jährige ein Benefizkonzert - diesmal nicht vor 70, sondern vor mehr als 300 Leuten. Im größten Saal im Ort, der Grafinger Stadthalle.

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Das Geburtstagsfest im Februar 2018 war der Beginn einer Freundschaft zwischen dem Künstler und einem treuen Fan: dem Grafinger Hermann Maier, 44 Jahre alt, Familienvater, Informatiker und seit neuestem auch noch Konzertveranstalter. An diesem Freitag empfängt er daheim in einem Haus in Grafing. An der Garage hängt bereits das Plakat für Josephs Auftritt. Der Erlös soll an das SOS-Kinderdorf, die Organisation Let Yourself Trust und an das Grafinger Jugendorchester gehen. Die Völkerverständigungs-Reise des Orchesters nach Südafrika hat ein Loch in die Vereinskasse gerissen. Nicht nur deswegen folgt Martyn Joseph auch der zweiten Einladung von Hermann Maier.

Es ist der Tag der Streif-Abfahrt, draußen schneit es, drinnen sitzt ein Hermann Maier, der lieber über Musik als über Skirennen spricht. Über Martyn Joseph, der auf der Bühne nichts braucht als seine Stimme und eine Gitarre. Liedermacher Joseph hat mehr als 30 Alben veröffentlicht, er war mit Größen wie Art Garfunkel, Mike and The Mechaniks oder Céline Dion auf Tour. In seinen Liedern erzählt er Geschichten aus dem Leben, oft sozialkritisch und politisch, aber immer verbunden mit der Hoffnung auf das Gute.

Die CD-Hülle von 1993 hat Joseph mittlerweile signiert

Hermann Maier greift in ein Regal und zieht zielsicher eine seiner Joseph-CDs heraus, D-Mark 34.99 steht drauf, gekauft hat er sie 1993, mittlerweile ist sie von Joseph handsigniert. Die Songs hat der Liedermacher allesamt selbst komponiert und geschrieben. Wobei festzuhalten ist, dass Joseph eine Sauklaue hat. Darauf lässt zumindest ein Text schließen, den er Hermann Maier zum 44. Geburtstag ins Geschenk-Album geschrieben hat. "To my friend Hermann, I don't normally play at birthday partys but this was a pleasure", steht dort. Das war kurz nach dem Auftritt, da hatte der verschnupfte Joseph gerade seine sechste Tasse Schwarztee geleert. Die Rechnung (sechs mal 2,40 Euro) vom Abend des 23. Februar 2018 hat Maier aufgehoben. Es war der Abend, an dem die Planung der Neuauflage begann.

Hermann Maier runzelt die Stirn, er fährt sich mit der Hand durch die Haare. "Ich bin das ziemlich naiv angegangen", sagt er. Erst mit der Zeit merkte er, was so ein Vorhaben an Aufwand mit sich bringt: Gründung eines Gewerbes, Anmeldungen bei der Künstlersozialkasse, bei der Gema, Haftpflichtversicherung, Handelskammermitgliedschaft. Alles für dieses eine Konzert. Weil es eben anders als damals in der Turmstube keine Privatveranstaltung mehr ist, sondern ein öffentliches Event. Hätte er vorher nur geahnt, wie viel Arbeit dieser Auftritt von Martyn Joseph für in bedeuten würde - Hermann Maier hätte das Ganze natürlich trotzdem veranstaltet.

Warum macht man so etwas? Schließlich spielt Joseph demnächst auch in Stuttgart oder in Sonthofen. Warum jemanden nach Grafing holen, der ohnehin in der Nähe auftritt? Maier hat eine Hand zur Faust geballt, die andere drückt er auf seine Brust. "Dieser Mann", sagt er, "hat so eine Kraft und so ein Gespür", sagt er. Wenn Joseph zu spielen beginne, verzaubere er jeden Raum. Vor einem Jahr in der Grafinger Turmstube, da sangen alle mit. "Obwohl meine Freunde ihn nicht kannten", sagt Maier. In der Stadthalle will er nun dem hiesigen Publikum die Chance geben. "Man muss ihn einfach erlebt haben."

Maier, der Informatiker, ist nun Chef der "Kometen-Konzerte" und steht damit vor seinem Debüt. Martyn Joseph hat das schon lange hinter sich gebracht. Sein erstes Album hieß: "I'm only beginning." - Ich fange gerade erst an.

Das Benefizkonzert mit Martyn Joseph findet am Freitag, 15. Februar, in der Grafinger Stadthalle statt. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass von 19 Uhr an. Tickets unter www.kometenkonzerte.de oder in den Bücherläden in Grafing (Slawik und Braeuer), Kirchseeon und Aßling.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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