Kein Job wie jeder andere:Bauern aus Leidenschaft

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Markus Mohaupt und Martin Höher sind zwei von zwölf jungen Landwirten aus dem Landkreis, die gerade ihren Meister gemacht haben. Sie lieben ihren Beruf - trotz seiner Herausforderungen

Von Manuel Kronenberg

Immer wieder knallt es. Das Krachen hallt über den weiten Hof in Baldham und durchbricht die kalte Stille. Der Riemen der Peitsche zuckt nach links, nach rechts, wieder nach links. Jedes Mal, wenn er die Luft durchschneidet, ertönt ein lautes Knallen. Dann senkt Markus Mohaupt seinen Arm und es wird wieder still. Er grinst und macht ein paar Schritte zur Garage, wo er die Fuhrmannspeitsche verstaut. Mit einer solchen Goaßl Töne zu erzeugen, ist gar nicht so einfach. Mohaupt aber ist geübt darin. Er leitet in Zorneding den Goaßlschnoizer-Verein. Drei Musikanten und an die 20 aktive Schnoizer halten dort das bayerische Brauchtum hoch.

Alte Tradition zu leben, das ist Mohaupt wichtig. Er ist 24 Jahre alt und tief verwurzelt in seiner Heimat. Noch wichtiger ist ihm aber die Natur und seine Arbeit als Landwirt. Er glaubt jedoch, dass das bei immer mehr Leuten anders ist. Dass viele ein kritisches Auge auf die Landwirtschaft werfen. "Mich stört, dass wir die ganze Zeit an den Pranger gestellt werden und behauptet wird, dass wir alles falsch machen", sagt Mohaupt ein wenig aufgebracht. Am schlimmsten sei es, wenn diese Leute gar nicht so richtig über seine Arbeit Bescheid wissen. Er hat zwar schon Ideen, was er da machen könnte. Davon wird er aber später noch erzählen. Denn lieber spricht er über seine Arbeit auf dem Bauernhof.

Schon als Kind hat Mohaupt gern den Hof erkundet

Schon früh keimte in ihm eine Verbundenheit zur Landwirtschaft. Als kleines Kind hat er direkt neben dem Ackerbaubetrieb von Martin Stockmayr gewohnt, wo sich Mohaupt jetzt auf den Weg in die Maschinenhalle macht. Bei kleinen Ausflügen hat ihn seine Mutter früher auch immer zu dieser Halle geführt. "Dann haben wir uns die Maschinen angeschaut", erzählt Mohaupt in seinem bairischen Dialekt. "Das hat mich schon immer begeistert." Damals saß Mohaupt noch im Kinderwagen. Jetzt arbeitet er selbst als Landwirt in dem Betrieb mit - vor kurzem erst hat er, gemeinsam mit elf anderen Absolventen aus dem Kreis, seinen Meisterbrief erhalten.

Er steht in der Halle vor den vielen Maschinen und erinnert sich an die Ausflüge mit seiner Mutter. Obwohl er so klein war, hat er die Bilder noch vor Augen. "Das vergisst man nicht", erklärt er. Am meisten imponiert habe ihm früher der große Mähdrescher, sagt er. "Das ist einfach was Schönes." Die Ausflüge in die Maschinenhalle enden jedoch bald. Als Mohaupt eingeschult wird, zieht seine Familie nach Zorneding um. Doch auch dort findet er einen Bauernhof, wo er zuschauen und später mitarbeiten kann: den Betrieb von Birgit und Ferdinand Glasl. Jeden Tag nach der Schule radelt er auf die Felder hinaus. Bei schönem Wetter juckt es ihn so sehr in den Fingern, dass er ganz ungeduldig wird. Denn so gewissenhaft bleibt er trotz der großen Leidenschaft, dass er all seine Hausaufgaben vorher erledigt.

Mit dem Bulldog zu fahren habe er gelernt, als er acht Jahre alt war, erzählt der junge Bauer stolz. Auch heute noch gehört es zu seinen liebsten Aufgaben, aufs Feld hinauszufahren. Obwohl der Mähdrescher der Stockmayrs inzwischen so modern ist, dass Mohaupt ihn gar nicht mehr selbst lenken muss. Dank eines GPS-Senders und zuvor verabreichten Daten, steuert die Maschine automatisch über das Feld - und ist dabei viel präziser, als wenn ein Mensch sie führen würde.

Im Winter arbeitet Martin Höher viel im Wald

Mohaupt verlässt die Maschinenhalle wieder und läuft auf das alte Getreidelager zu. An so einem Wintertag wie heute bleibt eigentlich nicht viel zu tun. Die arbeitsintensiven Sommermonate sind vorbei. Jetzt geht es vor allem darum, alles für die nächste Saison vorzubereiten, die Maschinen zu putzen und zu pflegen. "Das ist dann eben die Drecksarbeit bei so einem Winterwetter", scherzt Mohaupt. "Danach schaust du aus wie eine Sau." Er lacht. Eigentlich ist er froh über den Niederschlag, nachdem die Dürre in diesem Jahr vielen Bauern zu schaffen gemacht hat. Der junge Landwirt betritt das alte Lager. Zur Zeit sind alle Silos des Betriebs randvoll, mit Körnermais, Braugerste und Winterraps - der Ertrag von 200 Hektar kultiviertem Land. Die Erzeugnisse lagern dort, bis sie verkauft und abtransportiert werden.

Knappe zehn Kilometer weiter, in Ilching, stapft Martin Höher über den Hof seiner Familie. Er ist wohl genauso froh über das Wetter wie Mohaupt. Denn auch für die Höhers ist die Trockenheit eine Herausforderung. Martin Höher, der mit Mohaupt befreundet ist, hat ebenfalls seinen Meister vor kurzem abgeschlossen. Jetzt arbeitet er im Familienbetrieb mit, um ihn später einmal zu übernehmen. Höher bleibt einige Meter vor dem großen hölzernen Tor der Maschinenhalle stehen und zeigt durch die herabfallenden Flocken auf die von Nebel umhüllten Bäume am Horizont. Das ist ein Teil des Waldes, der den Höhers gehört. Knapp hundert Hektar ist er groß. Dazu betreibt die Familie 55 Hektar Ackerbau.

Das manchmal schlechte Image der Landwirte nervt die beiden

"Im Winter sind wir die meiste Zeit dort im Holz draußen", erzählt Höher. Es gibt viel zu tun, denn in diesem Jahr sind besonders viele Borkenkäfer geflogen, die sich in die Bäume hineinbohren und das Holz zerstören. "Wenn es so trocken ist, kann der Baum kein Harz bilden", erklärt Höher. "Das bräuchte er aber, um den Borkenkäfer quasi zu ersticken." Nun müssen alle betroffenen Bäume entfernt werden, damit sich die Käfer nicht weiter ausbreiten. "Auf lange Sicht müssen wir schauen, dass wir nicht mehr so viele Nadelbäume anpflanzen", sagt Höher.

Höher erzählt, wie sehr ihm die Natur am Herzen liege. Dass er sich darum kümmere, so nachhaltig wie möglich zu handeln. So pflanzen die Höhers etwa bei ihren Maisfeldern nun auch Blühstreifen für Bienen an. "Wir tun viel für die Natur und pflegen sie", sagt Höher. Viele würden aber denken, dass Bauern das Land kaputtmachen. "Das ist schade. Das machen wir nicht. Als Landwirte müssen wir da zusammenhalten", sagt er. "Wir müssen den Leuten wieder nahebringen, dass Betriebe wie wir, also nicht die übermächtigen großen Betriebe, dass die wichtig sind für die Bevölkerung. Weil die machen ja die Qualität."

Zurück in Baldham, in Stockmayrs altem Getreidelager. Mohaupt läuft die schmalen Holzstufen hinauf, bückt sich, um in dem engen Gang an den Rohren der alten Silos vorbeizukommen und klettert eine kleine, wacklige Holzleiter hoch. Ganz oben angekommen blickt er aus einem Fenster über das Land und schwärmt über die Aussicht. "Wenn man früh hochgeht, sieht man auch mal die Berge." Wie Höher liegt auch Mohaupt viel an der Natur. Deswegen stört es ihn so, wenn Leute die Landwirtschaft kaputtreden, wie er es bezeichnet. "Wir müssen mehr Öffentlichkeitsarbeit machen", sagt Mohaupt. Um zu zeigen, wie man arbeite und warum etwa Pflanzenschutzmittel manchmal nötig seien. Er hat da auch schon eine Idee. Er möchte bald Schulklassen einladen, um jungen Menschen zu zeigen, was es bedeutet, Landwirt zu sein.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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