Awo-Seniorenheim Markt Schwaben:Staatsanwaltschaft ermittelt

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Nach dem Tod einer Bewohnerin, die im Bad eingesperrt einen Schock erlitt, will der Staatsanwalt nun Zusammenhänge aufklären.

Karin Kampwerth

Nach den Vorwürfen um entwürdigende Maßnahmen und Misshandlungen im Markt Schwabener Awo-Seniorenheim hat die zuständige Staatsanwaltschaft in Landshut gemeinsam mit der Kriminalpolizei in Erding die Ermittlungen aufgenommen. Das bestätigte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Ingolstadt auf Nachfrage der SZ.

Das Awo-Seniorenheim in Markt Schwaben hat in letzter Zeit für negative Schlagzeilen gesorgt. Wegen des Tods einer Bewohnerin ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Insbesondere werde der Fall untersucht, wonach eine Frau kurzfristig in ihrem Bad eingesperrt worden seien soll, weil die Pflegerin zu einer anderen Bewohnerin gerufen wurde. Nach den anonymen Schilderungen einer Pflegerin gegenüber dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) habe die Frau daraufhin einen Schock erlitten. Einige Zeit später sei sie im Krankenhaus gestorben. "Die Kripo prüft, ob der Tod der Frau in Zusammenhang mit den Vorfällen im Heim steht", sagt der Polizeisprecher.

Strafrechtliche Konsequenzen hatte Wolfgang Schindele vom Awo-Bezirksverband bei einer Pressekonferenz zu den Vorfällen im Heim an der Trappentreustraße vor 14 Tagen nicht ausgeschlossen. Bisher habe es jedoch weder vom Heimbetreiber noch von Angehörigen eine Anzeige gegeben, heißt es aus Ingolstadt: "Die Ermittlungen sind aufgrund der Presseberichte aufgenommen worden." Eine Kausalität zwischen dem Vorfall im Bad und dem Tod der Frau hatte Schindele auf der Pressekonferenz weit von sich gewiesen. Eingeräumt worden waren hingegen entwürdigende Maßnahmen wie das Füttern auf dem Toilettenstuhl oder das Entkleiden einer Bewohnerin in Gegenwart eines männlichen Besuchers ihrer Zimmergenossin.

Die Vorgänge im Awo-Heim waren auch Gegenstand der Bürgerversammlung. "Es hat keinen Zweck, etwas zu verschweigen", appellierte Heimbeirat Rolf Jorga. Wer Missstände beobachte, solle diese ihm mitteilen und sich auch an die Hausleitung wenden.

Am Rande der Veranstaltung bedauerte Jorga, dass der Heimleiter nicht zur Bürgerversammlung gekommen war, um persönlich Stellung zu nehmen. Gleichwohl mahnte Jorga an, die Pflegekräfte nicht pauschal zu verurteilen: "Viele von ihnen gehen gerade mit gesenktem Kopf durch Markt Schwaben." Dabei hätten die meisten von ihnen auch nichts von den Vorgängen gewusst. Die Pfleger hätten die Unterstützung der Bevölkerung verdient.

Dazu forderte auch Bürgermeister Bernhard Winter auf: "Wir müssen die Vorfälle unbedingt ernst nehmen." Jeder könne jedoch dazu beitragen, Vergleichbares in Zukunft zu verhindern. Zwar gebe es auch in dem Awo-Heim zahlreiche ehrenamtliche Helfer. Dennoch könne jeder Markt Schwabener überlegen, ob er einen Menschen im Heim öfter besuchen könne, den er vielleicht noch von früher kennt. "Wir müssen den Kontakt halten", forderte der Bürgermeister auf. "Menschen, die Besuch bekommen, geht es besser als Menschen, die keinen oder nur selten Besuch bekommen", bestätigte Heimbeirat Rolf Jorga.

© SZ vom 20.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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