Energiekrise:Zweites Leben für alte Öfen

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Holzöfen bieten im Winter gemütliche Wärme und helfen, Gas zu sparen. Allerdings stoßen gerade ältere Anlagen viel Feinstaub aus. (Foto: Manfred Neubauer)

Weil Gas gespart werden muss, dürfen auch im Landkreis Ebersberg eigentlich schon stillgelegte Heizanlagen wieder aktiviert werden. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, wie die Immissionsschutzbehörde im Landratsamt aufklärt.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Von einem "Winter des Missvergnügens" lässt schon William Shakespeare einen seiner Akteure in seinem Drama "Richard III" sprechen. Ob der kommende Winter ebenfalls ein Drama wird, muss sich noch zeigen, aber mit Missvergnügen kann man ziemlich sicher rechnen: Auf mollig warme Wohnungen werden viele wegen der explodierenden Energiepreise verzichten müssen. Wer allerdings noch einen alten Holzofen im Haus hat, der stillgelegt wurde, aber noch funktionsfähig ist, darf den in diesem Winter ausnahmsweise nutzen. Freilich nur unter ganz bestimmten Bedingungen, wie Franz Neudecker von der Immissionsschutzbehörde im Ebersberger Landratsamt erläutert.

Hintergrund ist natürlich die Gasmangellage - ein sperriges Wort, das inzwischen aber dennoch jeder kennt. Es fehlt an Nachschub, bereits Ende Juni hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Der beinhaltet ein Paket an Maßnahmen, die helfen sollen, den inzwischen knappen Rohstoff einzusparen - unter anderem eben dadurch, dass vorübergehend wieder andere Heizquellen genutzt werden dürfen. Dies betrifft auch jene Holzöfen, die seit 2010 schrittweise stillgelegt werden mussten, weil sie zu viel Feinstaub ausstießen. Alternativ wäre eine Ertüchtigung möglich gewesen - darauf aber verzichteten damals viele, weil das zu teuer gekommen wäre, wie Franz Neudecker erläutert.

Die Ausnahme gilt nur bis Ende Mai

Dass in den alten Öfen keine Feuerchen mehr entfacht wurden, heißt aber nicht, dass sie dann auch verschwunden sind. Viele Eigentümer verzichteten darauf, die Öfen ausbauen zu lassen - und können diese nun von Anfang September bis 31. Mai wieder nutzen - sofern sie nachweisen können, dass sie dadurch eine Gasheizung ganz oder teilweise ersetzen können. Das ist nämlich die wichtigste Bedingung, so Neudecker, bei Besitzern von Öl- und anderen Heizungen hingegen muss der alte Holzofen weiter aus bleiben, "auch wenn das Heizöl jetzt doppelt so teuer ist wie früher".

Wie viele Landkreisbürger das Angebot nun in Anspruch nehmen werden, ist laut Neudecker schwierig zu prognostizieren - es gibt nämlich auch keine offiziellen Zahlen, wie viele Holzöfen in den vergangenen Jahren stillgelegt werden mussten. Die Ofenbesitzer mussten nur gegenüber ihrem Kaminkehrer nachweisen, dass sie die Öfen stillgelegt hatten. Passierte das anstandslos, landeten die Fälle auch gar nicht im Landratsamt.

Wer den Ofen jetzt wieder aktivieren will, der muss dies auch im Landratsamt anzeigen, Details dazu sind in der gerade erlassenen Allgemeinverfügung im Amtsblatt des Landkreises nachzulesen. Auch der zuständige Kaminkehrer muss informiert werden, denn dieser muss die Anlagen wieder regelmäßig kehren und überprüfen, dass die Abgase auch gut abziehen.

Zwar gilt die Allgemeinverfügung erst von September an, drei Anfragen dazu sind laut Neudecker im Landratsamt aber bereits eingegangen. "Wir gehen nicht davon aus, dass es der Riesen-Run wird, aber einige werden es schon sein, die das nutzen wollen", sagt der Fachmann. Er hätte es freilich bevorzugt, wenn es keine pauschale Genehmigung gegeben hätte, sondern man in Einzelfällen hätte entscheiden können. Denn Konflikte werden, so die Prognose Neudeckers, nicht ausbleiben: Wenn beispielsweise der Bewohner eines Reihenmittelhauses seinen Holzofen reaktiviert und die Nachbarn davon nur Rauch und Staub haben. Insgesamt aber, sagt Neudecker, sei es in dieser Situation eine Maßnahme, die in der Abwägung akzeptabel sei.

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