Antrag der SPD im Ebersberger Kreistag:"Es soll kein Kind verloren gehen"

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Die SPD-Fraktion will durch einen Maßnahmenkatalog gleiche Bildungschancen für alle Schüler schaffen.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Wechselklassen, Homeschooling, Präsenzunterricht: Die Versuche, den Betrieb an den Schulen während des zurückliegenden Pandemiejahres aufrecht zu erhalten, waren vielfältig. Ob sie auch erfolgreich im Sinne der Bildung waren, darf allerdings eher angezweifelt werden - zumindest tut das die SPD-Fraktion im Ebersberger Kreistag, die durch das Hin und Her eine "drohende Bildungsungerechtigkeit für Kinder und Jugendliche" kommen sieht. Die Sozialdemokraten haben deshalb in der jüngsten Sitzung des Gremiums einen Eilantrag eingereicht, in dem sie mehrere Maßnahmen fordern, die weiteren Schaden für die Schülerinnen und Schüler möglichst eindämmen sollen.

"Es soll kein Kind verloren gehen", sagte die SPD-Kreisrätin und Vorsitzende des Sozialausschusses im Bayerischen Landtag Doris Rauscher, als sie den Maßnahmenkatalog ihrer Fraktion im Gremium vorstellte. Darin fordern die Sozialdemokraten zunächst eine Bestandsaufnahme, wie gut oder schlecht die Schüler der Landkreisschulen mit technischem Equipment ausgestattet sind. Durch eine Umfrage bei Eltern und Schülern solle eben dies eruiert werden, so die SPD in ihrem Schreiben. Außerdem solle geprüft werden, ob die Schülerinnen und Schüler einen Zugang zu einem ausreichend schnellen Internetanschluss hätten. "Aufbauend auf der Befragung sind die nötigen Schritte in die Wege zu leiten, um alle Kinder und Jugendliche im Homeschooling die technische Ausstattung zur Verfügung zu stellen", heißt es in dem Antrag weiter.

Diesen sieht Doris Rauscher auch deshalb als besonders dringlich an, da ihr zufolge im Schnitt etwa 20 Prozent aller Schüler während der Pandemie Not hätten, den Anschluss zu halten. Das sei kein tragbarer Zustand für einen Landkreis, der das Siegel Bildungsregion trage, so die SPD-Politikerin. Um dies zu beheben, würde sich die Fraktion wünschen, dass auch außerhalb der regulären Schulzeiten zusätzliche Unterstützungsangebote organisiert werden, "beispielsweise durch externes Personal wie Dozenten der Volkshochschulen oder von Nachhilfeinstituten, Lehramtsstudierenden oder Ehrenamtlichen", so die Sozialdemokraten. Die Kosten dafür solle der Landkreis tragen.

Mögliche Bildungslücken sollen aber nicht nur am Nachmittag, sondern auch in den Ferien gekittet werden. Dazu fordert die SPD als letzten Punkt in ihrem Schreiben, freizeitpädagogische Ferienprogramme umzusetzen, "um Lernrückstände bei allen Kindern und Jugendlichen aufzuholen". Man müsse bei jedem Kind hinschauen, was es braucht, sagte Rauscher im Kreistag. Unterstützung bekam sie dabei von ihrem Landtagskollegen Thomas Huber (CSU), der sagte, man müsse Kinder und Jugendliche in dieser schwierigen Situation im Blick haben.

Dass genau das in Kürze geschehen soll, kündigte Hubert Schulze, zuständiger Sachbearbeiter am Landratsamt, an: Eine Umfrage, wie von der SPD gefordert, solle demnächst gestartet werden. "Wir wollen wissen, wie es mit dem Homeschooling klappt", so Schulze. Einen Entwurf für die Befragung gebe es bereits, Anfang April solle dieser an die Schüler und Eltern verteilt werden. Es sei gut, mal aktuelle Zahlen zu haben, sagte dazu Johannes von der Forst (Grüne). "Soziale Ungerechtigkeiten im Bildungsbereich sind bereits nachgewiesen", so der Kreisrat aus Vaterstetten, der selbst stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Oberhaching ist. Man sei deshalb eigentlich in der Pflicht, sich um alle Schulen zu kümmern, und nicht nur um die landkreiseigenen. Den SPD-Antrag kritisierte er allerdings als "teilweise sehr abstrakt", da der Kreis etwa den heimischen Internetanschluss der Familien nur schwer beeinflussen könne. Manfred Schmidt (AfD) sagte über den Vorstoß der Sozialdemokraten, die Zielrichtung sei gut und notwendig, um Chancengleichheit herzustellen. Dennoch war er am Ende der einzige im Gremium, der den Antrag ablehnte.

Die darin geforderten Inhalte sollen nun von den entsprechenden Stellen aufbereitet werden, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sagte. Wenn Ergebnisse feststehen, sollen diese in einer Sondersitzung des Bildungsausschusses im Kreistag besprochen werden.

© SZ vom 22.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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