Amtsgericht Ebersberg:An den Haaren durch den Flur gezogen

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Einem Mann aus dem Landkreis Ebersberg wird vorgeworfen, seine Ehefrau über Jahre hinweg misshandelt zu haben. Der erste Verhandlungstag bringt jedoch keine Klarheit.

Von Mathilde Wicht, Ebersberg

Um einen nicht unerheblichen Fall von häuslicher Gewalt ist es nun am Ebersberger Amtsgericht gegangen: Dem wegen gefährlicher Körperverletzung Angeklagten aus dem Landkreis Ebersberg wird vorgeworfen, seine Ehefrau über mehrere Jahre hinweg körperlich misshandelt zu haben. Der mutmaßliche Gewalttäter wollte sich zu den Vorwürfen jedoch nicht äußern, er ließ nur seinen Anwalt sprechen. Gehört wurden am ersten Verhandlungstag außerdem zwei Zeugen: die Klägerin, Noch-Ehefrau des Angeklagten, und ein Polizist, der bei einem der Vorfälle im Einsatz war.

Unter anderem soll der Mann seiner Frau heiße Nudeln über den Kopf geschüttet haben

Das Ehepaar, dessen Beziehung 2009 begann, befindet sich momentan mitten im Scheidungsprozess. Mehrere Jahre lang soll der Angeklagte seine Frau regelmäßig angegriffen und verprügelt haben. Vor dem Ebersberger Amtsgericht wurden mehrere Vorfälle im Zeitraum von 2016 bis 2020 geschildert. Unter anderem soll der Angeklagte seine Frau mit einem Eiskratzer verprügelt, sie während einer Autofahrt aus Eifersucht mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihr ein heißes Nudelgericht über den Kopf geschüttet haben. Sie habe immer gehofft, er würde sich ändern, so die Klägerin, und deswegen in den Jahren zuvor nie die Polizei gerufen oder Anzeige erstattet.

An einem der besagten Abende, an dem dann doch die Polizei zum Einsatz kam, hatte das Ehepaar Bekannte geladen. Nach dem geselligen Abend sollte das Auto der Gäste vom Schnee freigeräumt werden, außerdem mussten die Hunde noch Gassi geführt werden. Diese Aufgabe übernahm der Angeklagte freiwillig, kam kurze Zeit später jedoch wütend und aggressiv wieder zurück nach Hause und beschwerte sich über die in seinen Augen unerzogenen Hunde. Daraufhin soll er seine Frau mit einem Eiskratzer verprügelt haben, es war von Schlägen auf Schulter und Arme die Rede. Anschließend soll der Mann seine Partnerin eine kleine Wendeltreppe hinunter gestoßen und sie an den Haaren durch den Flur gezogen haben. Sie rief daraufhin die Polizei, die die Frau dann aufgebracht auf der Straße vorfand. Nach längeren Diskussionen mit den Beamten verließ der Angeklagte freiwillig das Haus und begab sich zu seinem Zweitwohnsitz.

Der Verteidiger sät Zweifel: Stammten die Verletzungen vielleicht von BDSM-Praktiken?

Einer der Polizisten, die an dem Abend im Einsatz waren, war als Zeuge geladen, konnte jedoch nicht sehr viel zur Klärung beitragen. Er sagte, dass die Tat ja schon sehr weit zurück liege und es daher sehr schwer sei, sich an alle Details zu erinnern. Der Anwalt des Angeklagten wiederum warf ein, dass das Ehepaar schon länger Teil der BDSM-Szene gewesen sei. Insofern hätten die Verletzungen, die die Frau erlitten hatte, sehr gut auch von diesen Praktiken stammen können. Außerdem fragte der Verteidiger nach weiteren Zeugen: Irgendwer hätte doch über die Jahre hinweg etwas von den Misshandlungen mitbekommen haben müssen?

Letztlich fällte das Ebersberger Gericht kein Urteil, sondern setzte einen weiteren Verhandlungstag an. Dann sollen die Eltern, ein Bruder, eine Friseurin und ein Arzt zu den Vorwürfen gegen den Angeklagten befragt werden.

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