Umfrage am Bahnsteig:Was halten Sie vom 49-Euro-Ticket?

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Experten des Erdinger Landratsamts werden in einem Training zeigen, wie man sich an Fahrkartenautomaten zurechtfindet. (Foto: Moritz Frankenberg/dpa)

Die SZ Ebersberg hat S-Bahn-Nutzer in Grafing-Bahnhof zu dem neuen Angebot befragt, das von Mai an gilt. Die Reaktionen fallen gemischt aus.

Von Lino Herrmann, Grafing

Was halten die Menschen im Landkreis Ebersberg vom 49-Euro-Ticket, das von Mai an deutschlandweit gelten soll? Die SZ hat sich in Grafing-Bahnhof umgehört - und dabei recht unterschiedliche Stimmen eingefangen.

Bitte pünktlicher sein!

Peter Kainz aus Aßling. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Peter Kainz, 44, selbständig in der Werbebranche aus Aßling. Auch wenn er Bus und Bahn nicht allzu oft nutzt, ist das 49-Euro Ticket für ihn schon ein Anreiz, um "öfter mit den Öffis zu fahren". Das einzig "Blöde" daran ist seiner Meinung nach das Abo-Prinzip. Es wäre gut, wenn man das neue Ticket, wie Streifen- oder Monatskarten auch, einfach einzeln am Automaten kaufen könnte, ohne das Ganze im Anschluss nochmal kündigen zu müssen, sagt er. Da habe man das eigentlich gute Angebot unnötig verkompliziert. Trotzdem ist er sich sicher, dass noch mehr Leute auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen werden. Er schaut sich "das Ganze jetzt erst einmal an" und richtet noch eine Bitte an Bus und Bahn: "Bitte pünktlicher sein!" Das würde ihm die Entscheidung pro oder contra schon um einiges leichter machen.

Grundsätzlich eine gute Sache

Maximilian Sagner aus Eglharting. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Maximilian Sagner, 22, Berufsoberschüler aus Eglharting. Gut hundert Euro spart er sich durch das 49-Euro-Ticket auf seiner Busfahrt zur Berufsoberschule nach Wasserburg. Unter der Woche ist er dabei täglich eine Stunde unterwegs. Unverständlich seien für ihn aber bisher die bundesweit uneinheitlichen Regelungen zur Nutzung des Tickets. "Warum kann ich an manchen Orten den Regionalverkehr mit meinem Deutschlandticket nutzen und an manchen nicht? Und dann wiederum kann ich damit an manchen Orten ICE fahren?" Klar ist für ihn aber, dass ein günstigeres Bus- und Bahn-Ticket insgesamt eine "gute Sache" ist. Die Leute sollen wieder Bahn fahren "weil sie wollen, nicht weil sie müssen". Er gehe zwar auch von etwas mehr Passagieren in den öffentlichen Verkehrsmitteln aus, rechnet aber nicht mit Zuständen wie zu Zeiten des 9-Euro Tickets. Günstige Tarife sieht er da als ersten Schritt, um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten. Gerade für Auszubildende, die nicht viel Geld haben. Im kommenden September wird er sich dann das 29-Euro-Ticket für Schüler, Auszubildende und Studenten besorgen, das dann bayernweit erhältlich ist. Das zukünftig eingesparte Geld "wird brav weggespart", sagt er.

Immer noch zu teuer

Renate Brandtner aus Ebersberg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Renate Brandtner, 71, aus Ebersberg. "Zu kompliziert und zu teuer" sei für sie das neue Deutschlandticket. Vor allem, dass das Ticket in erster Linie digital angeboten wird und eine haptische Version nur an bestimmten Ausgabestellen erhältlich ist, hält sie für eine "Schweinerei und Zumutung". Und bekommt man es dann irgendwo, "wartet man ewig". Auch wenn sie selbst nicht mehr so viel Bus und Bahn fährt wie früher und sich das Deutschlandticket für sie wohl gar nicht lohnen würde, fühlt sie sich als Rentnerin ohne digitales Leben stark außen vor gelassen. "Man hat da überhaupt nicht an die Älteren gedacht", sagt sie. Während sie das 9-Euro-Ticket noch fast überall an Automaten oder Ticketausgeben kaufen konnte, ist mit dem 49-Euro-Ticket jetzt deutlich schwieriger. Dadurch sei das neue Deutschlandticket für sie mehr Rück- als Fortschritt. Holen wird sie sich es nicht.

Auch die Umwelt profitiert

Rudolf Blumoser aus Grafing. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Rudolf Blumoser, 54, Verwaltungsbeamter aus Grafing. Auf Nachfrage, was sich für ihn durch das Deutschlandticket verändere folgt die kurze Antwort: "der Preis". Genau 69 Euro spare er sich monatlich mit dem Deutschlandticket auf seiner Fahrt mit Bus und Bahn, die von Grafing-Stadt aus über Grafing-Bahnhof bis zum Münchner Hauptbahnhof und dann weiter mit der Straßenbahn geht. Insgesamt ist das 49-Euro-Ticket eine "gute Sache". Bedenken habe hat er da bisher keine. Er denkt dabei vor allem auch an die Umwelt, die von potentiell stehen gelassenen Autos profitieren kann. Er selbst lässt sein Auto schon länger aus finanziellen Gründen stehen und pendelt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für die 100 Kilometer Strecke, die er dafür zurückgelegt, war das schon vor dem 49-Euro-Ticket die günstigere Option. Von Mai an umso mehr.

Mehr Zuverlässigkeit wäre was wert

Ulrike Burkert aus Glonn. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ulrike Burkert, 60, Chemikerin aus Glonn. Da sie für die Arbeit nach Zorneding muss, zwei Kinder hat, die in München leben und gerne in die Oper geht, nutzt sie "relativ häufig Bus und Bahn". Das neue Deutschlandticket holt sie sich daher auf jeden Fall. Doch auch wenn die Tickets günstiger werden, bringe es nicht all zu viel, wenn die Züge sich weiter derart verspäten. Der Service müsse stimmen, sagt sie. Bedenken habe sie auch, was volle Züge angeht, so wie es teilweise beim 9-Euro-Ticket der Fall war. Gleichzeitig fragt sie sich, ob der "Schuss nicht nach hinten losgeht", weil die Verkehrsbetriebe mit dem erhöhten Fahrgastaufkommen noch überforderter sein könnten. Aus Umweltschutzgründen sieht sie das 49-Euro-Ticket jedenfalls als eine gute Sache. "Wenn's dem Klima hilft, freut's mich", sagt sie. Für einen zuverlässigeren und pünktlicheren öffentlichen Nahverkehr, wäre sie jedoch bereit mehr Geld in die Hand zu nehmen.

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