Die Stadt will beim Aufbau von neuen Ladesäulen für Elektroautos vorankommen. Dazu werden die Stadtwerke in einem ersten Schritt bis Ende 2016 etwa 30 Ladestationen vor allem innerhalb des Mittleren Rings errichten. Im kommenden Jahr sollen stadtweit weitere 70 Ladesäulen hinzukommen. Aktuell betreiben die Stadtwerke etwa 20 Strom-Zapfstellen, hinzu kommen einige weitere von anderen Betreibern. Die Stadt bezuschusst Aufbau und Betrieb der Ladestellen innerhalb der nächsten drei Jahre mit 3,28 Millionen Euro.
Im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats kritisierten Vertreter kleinerer Parteien am Dienstag den Plan indes heftig. Andre Wächter (Alfa) forderte, das Programm umgehend zu stoppen, nachdem die Bundesregierung vergangene Woche ein eigenes Förderprogramm zur Elektromobilität angekündigt hatte. Die städtischen Planer sollten zunächst abwarten, was der Bund da genau wie fördern möchte; erst dann könne man sagen, ob die Stadt noch eigenes Geld ausgeben müsse. Ähnlich sah es Gabriele Neff (FDP): Die Förderung der Elektromobilität sei eine Aufgabe des Staates und nicht der Kommune, die Stadt werfe angesichts der aktuellen Beschlüsse in Berlin mehr oder weniger "das Geld zum Fenster raus". Nun ein eigenes Programm zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur zu starten, sei "grob fahrlässig", ergänzte Wächter.
Die Vertreter der anderen Parteien widersprachen. Auch wenn der Bund nun bereit sei, Geld für Kaufzuschüsse sowie für den Aufbau von Ladesäulen zu geben, so könne man "gar nicht genug machen und das Ganze gar nicht schnell genug umsetzen", sagte CSU-Vizefraktionschef Manuel Pretzl. Das Bundesprogramm werde nicht in der Lage sein, "schnell und flächendeckend" genügend Ladesäulen in München zu errichten, daher sollte die Stadt "auf keinen Fall die eigenen Aktivitäten zurückfahren". Ähnlich argumentierte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl: Man werde sich "gerne überraschen lassen" von den Dingen, die da aus Berlin kommen könnten; sollte der Bund tatsächlich Geld für den Aufbau von Ladesäulen zur Verfügung stellen, werde der Stadtrat die Stadtwerke "immer noch ermutigen, Mittel aus diesem Programm zu beantragen". Auch die Grünen plädierten dafür, das Programm nun wie geplant durchzuziehen.
So werden die Stadtwerke in den nächsten Monaten 30 Ladesäulen errichten. An denen werden je zwei E-Autos parallel Ökostrom fassen können; je nach Autotyp kann sich das zwischen einer und sechs Stunden hinziehen, erläuterte Stadtwerke-Projektleiterin Alexandra Braun. Zudem gibt es Reservestandorte, falls am ein oder anderen Ladesäulen-Standort Probleme auftauchen sollten. BMW errichtet im Rahmen eines eigenen Projekts vier Ladesäulen in Schwabing und Bogenhausen, die in Laternenmasten integriert sind. Und die Stadtwerke spendieren eine Schnellladesäule im Arabellapark, an der ein Auto binnen 20 Minuten geladen sein soll. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) kündigte an, weitere Schnellladesäulen "sollen in begrenzter Zahl aufgestellt werden"; sie sollen vor allem Taxifahrern zugute kommen. Projektleiterin Braun ergänzte, auch in Gewerbehöfen seien Schnelllader geplant.
Völlig offen ist noch, was mit den Ladesäulen in drei Jahren passiert - und wer deren Betrieb dann übernimmt. Denn die Fördersumme von 3,28 Millionen Euro ist zunächst für den Aufbau der Säulen gedacht; zudem finanzieren die Stadtwerke damit den Betrieb bis Frühjahr 2019. Denn Geld lässt sich mit dem Stromverkauf nicht verdienen. Und "aus heutiger Sicht", sagt Schmid, "ist auch nach drei Jahren mit einem nicht kostendeckenden Betrieb zu rechnen." Über eine mögliche Anschlussförderung müsse die Stadt daher rechtzeitig entscheiden.