Dritte Liga:Unerfreuliches Wiedersehen

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Genugtuung und Aufstiegsfreude: Trainer Alexander Schmidt (rechts im Bild) bejubelt den Sieg über seinen ehemaligen Klub Türkgücü München. (Foto: Robert Michael/dpa)

Türkgücü ist chancenlos in Dresden, Ex-Trainer Alexander Schmidt feiert mit Dynamo den Aufstieg.

Von Stefan Galler, Dresden/München

Gerade in der saisonalen Endphase spielen im Sport oft die Emotionen eine Hauptrolle. Das ist in der dritten Fußball-Liga aktuell nicht anders, und so war auch das Duell zwischen Dynamo Dresden und Türkgücü München, das von Samstag auf Sonntag verlegt wurde, um mehr freie Polizeikräfte zur Verfügung zu haben, reine Nervensache. Vor allem für die Sachsen, die nach einem letztlich souveränen 4:0 (2:0)-Sieg in Liga zwei zurückkehren und nach Spielende ausgelassen feierten. Für Alexander Schmidt war es noch aus anderen Gründen ein ganz besonderer Nachmittag: Der Trainer, der das schwächelnde Dynamo nach seiner Amtsübernahme wieder in die Erfolgsspur gesetzt hatte, war zuvor Coach von Türkgücü gewesen, ehe ihn Präsident Hasan Kivran Anfang Februar von seinen Aufgaben entband. Und so hatte Schmidt die Stimmung schon mal vor dem Spiel angeheizt.

"Eigentlich war von Herrn Kivran das Ziel ausgegeben, oben angreifen und aufsteigen zu müssen. Wenn ich mir die Tabelle jetzt so anschaue, hat er sich ein bisschen vertan", sagte Schmidt also in der Pressekonferenz vor dem Spiel mit Blick auf die Rangliste. Er hatte seinen Posten räumen müssen, als Türkgücü auf Rang acht stand, mittlerweile ist der Aufsteiger nur noch Zwölfter. "Wir waren sehr erfolgreich, teils an den Aufstiegsrängen dran. Die Freistellung war ein Witz", so Schmidt weiter.

Am Sonntag machte er seine Dresdner mit einem kleinen Psychotrick nochmal richtig heiß, spielte der Mannschaft vor der Partie in der Kabine ein Video mit Grüßen ihrer Angehörigen vor. Da sei es schon emotional geworden, sagte Schmidt unmittelbar vor dem Anpfiff bei Magentasport. Die Botschaften der Lieben entwickelten ihre Wirkung erst nach einer guten Viertelstunde, denn zunächst war Türkgücü tatsächlich die aktivere Mannschaft, die auch die ersten - wenn auch harmlosen - Abschlüsse hatte. Doch wie entschlossen Dresden dem Aufstieg entgegenarbeitete, zeigte sich in der 15. Minute: Einen missglückten Kopfball von Yi-Young Park in Richtung Torwart René Vollath erahnte Dynamo-Stürmer Christoph Daferner, der den Keeper mit einem perfekten Heber überwand - 1:0.

"Wir haben heute Geschenke verteilt, das war bestimmt nicht unsere Absicht", sagt Türkgücüs Interimscoach Pummer

Damit war den Gästen aus München schon fast der Stecker gezogen, nur zwölf Minuten später wurde das Vorhaben, dem ehemaligen Trainer in die Aufstiegssuppe zu spucken, noch unrealistischer: Ein langer Ball der Dresdner erreichte Ransford-Yeboah Königsdörffer, der Alex Sorge locker austanzte und den Ball an Vollath vorbei zum 2:0 einschob. "Wir haben gar keine so schlechte Partie gespielt", sagte Türkgücüs Interimscoach Andreas Pummer hinterher, "aber wir haben heute Geschenke verteilt, das war bestimmt nicht unsere Absicht." Der 38-Jährige beklagte "individuelle Fehler beim 0:1 und 0:2. Da haben wir den Gegner zum Toreschießen eingeladen".

Die Dresdner waren nun endgültig in Aufstiegslaune, nach Wiederanpfiff erhöhte Heinz Mörschel nach sehenswerter Ablage von Philipp Hosiner auf 3:0 (62.), den 4:0-Schlusspunkt setzte Panagiotis Vlachodimos in allerletzter Sekunde mit einem gekonnten Schlenzer ins lange Eck. Zwischenzeitlich hatte noch der Münchner Aaron Berzel Gelb-Rot gesehen, nachdem er im Zweikampf mit Yannick Stark wegrutschte und den früheren Sechziger am Schienbein traf.

Und so blieb den Türkgücü-Verantwortlichen nichts anderes übrig, als Dynamo zu gratulieren, was Andreas Pummer eher zähneknirschend erledigte: "Gratulation. Dresden hatte die beste Mannschaft, aber auch den besten Etat." Seinem früheren Chef Alexander Schmidt stand nach Spielende der Sinn nicht nach Bosheiten, er schickte Grüße an seinen Vorgänger Markus Kauczinski, der die Mannschaft über weite Strecken der Saison in den Aufstiegsrängen gehalten hatte. "Er hat zu mir gesagt: ,Bring es bitte zu Ende!' Und genau das habe ich getan", sagte Schmidt und gab schon mal einen kleinen Wink, wie es mit seiner Vertragsverlängerung in Dresden ausschaut: "Ich glaube, es gibt ein gutes Ende."

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