Dritte Liga:Der Druck steigt

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Gute Miene: Türkgücü-Coach Alexander Schmidt (li.) nach dem Spiel mit Waldhof-Trainer Patrick Glöckner. Später ließ Schmidt seinem Ärger freien Lauf. (Foto: Markus Fischer/Imago)

Türkgücü bleibt wieder ohne Torerfolg und verliert gegen Mannheim. Während die Münchner in der Tabelle abrutschen, bessern sie personell weiter nach.

Von Stefan Galler, München

Lange Zeit blieben die Angriffsbemühungen von Türkgücü München harmlos. Einmal mehr war wenig zu sehen vom vor ein paar Wochen noch so gefürchteten Duo Sercan Sararer und Petar Sliskovic. Und so hieß es 2:0 für den SV Waldhof Mannheim - auf einem Rasen im Grünwalder Stadion, der diesen Namen nicht verdient hatte, als der Aufsteiger in der Endphase endlich zwingende Chancen herausspielte. Doch der Schuss von Atakan Akkaynak flog übers Tor (80.), einen Versuch von Aaron Berzel fing Waldhof-Torwart Timo Königsmann (82.), Mounir Bouziane zielte unbedrängt vorbei (85.) und den Kopfball von Filip Kusic wehrte wiederum der Keeper spektakulär ab (90.).

Und so blieb Türkgücü nach drei torlosen Unentschieden abermals ohne eigenen Treffer, kassierte die erste Niederlage im Jahr 2021 und rutschte in der Tabelle auf den sechsten Rang ab.

Vermutlich stand Trainer Alexander Schmidt noch unter dem Eindruck der starken, wenn auch erfolglosen Schlussphase seiner Mannschaft, als er nach dem Spiel das Gesehene Revue passieren ließ. "Mannheim war der erwartet schwere Gegner, aber ich glaube nicht, dass sie sich den Sieg heute verdient haben", sagte der sichtlich angesäuerte Coach und konstatierte eine "ärgerliche Niederlage". Allerdings hatte sein Team wie schon in den letzten Partien zunächst Probleme, gefährlich zu werden, sieht man von einer frühen Szene ab, als Sebastian Maier nach Pass von Sararer aus spitzem Winkel an Königsmann scheiterte (4.).

Türkgücü-Coach Schmidt spricht von "billigem Gegentor" und "schwindligem Konter"

Die Mannheimer standen gut und schlugen eiskalt zu: Eine Freistoßflanke köpfte Kapitän Marcel Seegert wuchtig aufs Tor, Türkgücü-Torwart René Vollath parierte spektakulär, doch die Münchner Deckung bekam den Ball nicht weg. Rafael Garcias Schuss lenkte per Hacke Marcel Costly zum 0:1 ins Tor (20.), der erste Gegentreffer für die Schmidt-Elf nach 520 Minuten. "Es tut weh, aber im Fußball geht es nicht um Serien, sondern um Erfolge und Siege", sagte der Türkgücü-Schlussmann später. Und sein Trainer war unleidig: "Ein billiges Gegentor nach dem zweiten Ball, da haben wir nicht konsequent verteidigt", so Schmidt.

Nach der Pause wurde das Spiel seiner Mannschaft, die auf den gelbgesperrten Verteidiger Alexander Sorge verzichten musste, zunächst nicht viel besser: Die Gäste ließen nichts zu und setzten voll auf schnelle Gegenstöße. Dominik Martinovic tat sich dabei gleich mehrfach hervor, seine ersten beiden Abschlüsse machte Vollath noch zunichte, dann jedoch flog ein perfektes Zuspiel von Costly zur Mitte und der Mittelstürmer musste nur noch das Füßchen hinhalten - 0:2 (75.). Wieder hatte Trainer Schmidt für die Kombination des Gegners wenig übrig: "Ein schwindliger Konter" sei das gewesen.

Das Personalkarussell dreht sich: Drei weitere Spieler werden ausgeliehen, andere müssen gehen

Der Druck ist ohne Frage groß beim Neuling, der zuletzt drei Aufstiege in Serie hingelegt hat und dessen Präsident und Geldgeber Hasan Kivran so schnell wie möglich auch die dritte Liga hinter sich lassen will. Die Anspannung spürt man derzeit nicht nur beim Übungsleiter, sondern auch bei einigen Spielern: Toptorjäger Petar Sliskovic, der nach überstandenen Rückenproblemen in die Startelf zurückkehrte, reagierte mit zur Schau getragenem Frust und offenem Protest auf seine Auswechslung nach einer knappen Stunde. Und sein Offensivpartner Sararer bezeichnete, ebenfalls sichtlich schlecht gelaunt, die Gerüchte um einen bevorstehenden Wechsel als "völligen Quatsch". Er habe den Präsidenten gleich angerufen und klargestellt, dass er auf jeden Fall bis Sommer bleiben wolle.

Das Personalkarussell dreht sich unterdessen weiterhin auf Hochtouren: Am Wochenende wurden die nächsten Verpflichtungen bekannt gegeben: Nach Mittelfeldspieler Sebastian Maier (VfL Bochum) und Stürmer Lucas Röser (1. FC Kaiserslautern) kommen - alle drei per Leihgeschäft - auch die Verteidiger Kilian Jakob (FC Augsburg II) und Maxime Awoudja (VfB Stuttgart), sowie der frühere 1860-Angreifer Noel Niemann (zuletzt Arminia Bielefeld) zu Türkgücü. Im Gegenzug wurde der Kader erheblich verschlankt, der jüngste einer Reihe von Weggängen ist Azur Velagic (Vertrag aufgelöst).

Auch wenn man bei Investor Kivran nie ganz sicher sein kann, sollten die Bemühungen, die Mannschaft doch noch mit aller Macht aufstiegsreif aufzufrisieren, damit eigentlich abgeschlossen sein. Schließlich endet die Transferphase an diesem Montag.

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