Neue Fasanarie:Zu Gast beim Kurfürsten

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Eine angenehme Atmosphäre und fidele Bedienungen empfehlen die "Neue Fasanerie". Auch die bürgerliche Küche schmeichelt dem Gaumen.

Gertrude Fein

Wirte haben es wahrhaftig nicht leicht. Die meisten von ihnen arbeiten mit großem Einsatz an Kraft und Können, aber es gibt leider auch solche, die wirtschaften, als hätten sie es gar nicht nötig, sich ordentlich ins Zeug zu legen. Zwar stimmen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein großes Jammerlied über die Krise, ach, die Krise an.

Dass sie aber selbst an ihrer Misere schuld sein könnten, darauf kommen sie nicht. Wer dann noch in Zeiten, in denen die Leute mehr aufs Geld schauen, an der Qualität der Zutaten spart und branchenfremde Billigkräfte in Küche und Service walten lässt, der muss sich nicht wundern, wenn er kein Geschäft macht.

Die Neue Fasanarie in der Nähe des Botanischen Gartens, mitten in der hübschen Gartenstadtsiedlung Hartmannshofen gelegen, ist ein Betrieb, der beweist, dass man auch in der Krise Gäste an sich binden kann, weil alles getan wird, damit sie sich wohlfühlen. Die Bedienungen sind fix, fidel und äußerst aufmerksam, die Köche und/oder Köchinnen bestens geschult, und alle arbeiten offensichtlich harmonisch zusammen. Dieser glückliche Umstand führte dazu, dass eines Abends vier Leute am Tisch saßen und alle rundum zufrieden waren.

Zu diesem erfreulichen Ereignis trugen bei ein köstliches Wiener Schnitzel, dünnes Fleisch in gewellter Panade mit knusprigen Bratkartoffeln, Preiselbeeren und Salat (15,50); saftiges Zweierlei von der Ente in röscher Haut mit kleinen Kartoffelknödeln und wohlschmeckendem Blaukraut (15,20); Hirschragout vom Feinsten, dazu Birne und Haselnuss-Spätzle, wie sie nicht besser hätten sein können 15,50); und geschnetzeltes Fasanenbrüstchen mit Fettucine und Pfifferlingen in gekonnt gewürzter Soße (12,90). Ist es nicht ein Armutszeugnis für die hiesige Gastronomie, dass als außergewöhnlich empfunden wurde, was eigentlich die Norm sein sollte?

Kruste und unverfälschte Sauce Ganz frei von kleinen Macken ist auch die Küche der Fasanerie nicht. So war beim auf der Haut gebratenen Zander eines der Stücke perfekt, das andere etwas trocken, was aber durch die ausgezeichneten Beilagen - Toskanagemüse und Rosmarinkartoffeln in der Schale - fast wieder wettgemacht wurde (14,90). Der Schweinsbraten, zwei mürbe Scheiben Fleisch mit einem daraufgelegten Stück Kruste und unverfälschter Sauce, begleitet von Speckkrautsalat und einem Brezen- und einem Kartoffelknödel, hätte gerne etwas kräftiger gewürzt sein dürfen (9,50).

Genau wie sie sein sollte, war dagegen die Kalbsleber, zart, ohne breiig zu sein, mit Balsamico fein abgeschmeckt. Dazu wurden gebratene Polentascheiben gereicht (13,90). Der fruchtige Chardonnay zum Fisch und der kräftige Merlot zur Leber, beide Weine von den Fratelli Endrizzi, waren gute Begleiter (0,2 Liter 4,70). Von ganz besonders angenehmer Frische war der Vinho Verde (0,2 Liter 4,90). Wer zum Nachtisch die Dessertvariationen bestellt - Schokoladen- und Joghurtmousse, ein Stück Apfelstrudel, eine Mangokreation und ein paar Früchte - ist bestens bedient (6,90).

Einer der schönsten Biergärten Warum die alte Fasanerie, ein von Kurfürst Max Emanuel errichtetes Jagdhaus, jetzt "Die neue Fasanerie" heißt, hängt vermutlich damit zusammen, dass der Wirt, der sie vor etlichen Jahren übernommen hat, weg wollte vom doch etwas verschnarchten Image, das dem Restaurant anhaftete.

"Traditionsreiche Münchner Gastlichkeit im Restaurant Fasanerie mit Biergarten, der Event-Adresse für Familienfeiern und Veranstaltungen" heißt es nun auf der Visitenkarte. Event oder nicht: In den Nebenräumen der Fasanerie lässt es sich gut feiern (Platz für 20 bis 220 Personen) oder in der unaufdringlich gemütlichen Gaststube oder auf der Terrasse ganz in Ruhe speisen.

Der Biergarten ist mit Sicherheit einer der schönsten Münchens. An den Ständen werden die üblichen Schmankerl in ordentlicher Qualität angeboten: Hendl, Schweinerollbraten, Leberkäs, Spareribs et cetera. Viele Familien rücken aber mit Brotzeitkörben, Tischdecken und Windlichtern an und holen sich nur die Getränke an der Schänke. Der diesjährige Preis für die Maß beträgt 6 Euro 50.

© SZ vom 21.09.09 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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