Figurentheater:Räuber auf dem Holzweg ins All

Lesezeit: 2 min

Kaum ist der Räuber aus dem Gefängnis ausgebüxt, locken ihn Kasperl und Seppel mit einem cleveren Plan in die Falle. (Foto: Kammerpuppenspiele Bielefeld)

Die Kammerpuppenspiele Bielefeld zeigen Otfried Preußlers "Hotzenplotz und die Mondrakete" im Bürgersaal Fürstenried.

Von Barbara Hordych

Wachtmeister Dimpfelmoser ist empört: Da ist ihm der berüchtigte Räuber Hotzenplotz doch glatt schon wieder ausgebüxt! Und als wäre das nicht schlimm genug, hat der Gauner auf seiner Flucht bei der Großmutter den ganzen großen Topf Schwammerlsuppe aufgegessen. Klar, dass Kasperl und Seppel daraufhin beschließen, den Räuber wieder einzufangen. Sie schmieden einen abenteuerlichen Plan, bei dem auch eine selbstgebaute Rakete zum Einsatz kommt. "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete", ein ursprünglich von Otfried Preußler als Puppenspiel geschriebenes Stück, wiederentdeckt und von seiner Tochter Susanne Preußler-Bitsch zur Vorlesegeschichte ergänzt, holte den beliebten Kinderbuch-Schurken 2018 aus der Räuber-Rente zurück.

Früher suchte der Räuber Gold, heute Silber: Doch am Ende wartet wieder das Spritzenhaus

Hotzenplotz gilt neben der "Kleinen Hexe" als Preußlers beliebteste Kinderbuchfigur. Zeit seines Lebens nutzte der Autor seine Figur sogar als Alter Ego, beantwortete unter ihrem Namen Kinderbriefe und schrieb Behörden an. Die fünf Jahre nach dem Tod des Schöpfers von seiner Tochter per Zufall im Nachlass gefundene Geschichte sei "die logische Fortsetzung der Hotzenplotz-Klassiker", sagt Stefan Kühnel, Leiter der Kammerpuppenspiele Bielefeld. Da das bis dato unbekannte Stück von der Tochter zu einem "erzählten Kasperltheater zwischen zwei Buchdeckeln" ergänzt wurde, wie sie selbst es charakterisierte, war es für Kühnel naheliegend, sich um die Lizenz für eine Bühnenadaption zu bewerben. Die erhielt er dann auch - der Verlag und Preußler-Bitsch wählten seine Bühne, die bekannt ist für ihre ideenreichen und liebevollen Kinderbuchinszenierungen etwa von "Der kleine Drache Kokosnuss", "Die Olchis" und "Der kleine Rabe Socke", für die Uraufführung als Figurentheater aus. Die München-Premiere sollte 2020 im Bürgersaal Fürstenried erfolgen, wurde aber aus den bekannten Gründen verschoben. Nachholtermine gibt es jetzt vom 10. Juni an, ein für die Kammerpuppenspiele ungewöhnlicher Zeitraum. "Normalerweise gastieren wir Anfang und Ende des Jahres in München", sagt Kühnel. Ob die Vorstellungen auch als Frühsommer-Special funktionierten, bleibe abzuwarten.

Inwiefern knüpft die neue Räuber-Pistole an die Vorgänger-Geschichten an? "In den Jahrzehnte alten, klassischen Abenteuern gelang es Kasperl und Seppel mithilfe von Gold, den Räuber zu fangen und ins Spritzenhaus zu bringen. Da ist es nur folgerichtig, dass sie ihn dieses Mal mit Silber locken wollen", sagt Kühnel. Sie gaukeln ihm vor, der Mond sei aus dem kostbaren Material, weshalb der Hotzenplotz eine Rakete besteigt. Die in seinem Fall freilich ins Spritzenhaus fliegt.

Die Ausstattung indes sei "komplett anders" als bei der Umsetzung der älteren Geschichten. Kühnel hat völlig neue Figuren von Monika Seibold bauen lassen. "Sie lehnen sich an die Comichaften Figuren-Illustrationen von Thorsten Saleina an, die sind etwas andere Typen als die 1962 von Franz Josef Tripp gezeichneten". Doch ob nun alt oder neu - geblieben sei den Figuren der bewährte Hotzenplotz-Charme: Die Guten gewinnen mit Mut, Einfallsreichtum und einem Quäntchen Glück, die Bösen werden am Ende von ihrer eigenen Dummheit zu Fall gebracht.

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete, ab 4 J., Fr., 10. bis Mi., 15. Juni, Bürgersaal Fürstenried , Züricher Str. 35, Tel. 21 83 73 00

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: