Denning:Reise ins Ungewisse

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Der Naturkindergarten darf in den Pühnpark zurück, aber die Wagenburg Hin und Weg braucht wohl einen neuen Standort

Von Ulrike Steinbacher, Denning

Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten und einiges an Verwirrung. So lässt sich die Situation des Naturkindergartens Bogenhausen (Nakibo) und des alternativen Wohnprojekts Hin und Weg zusammenfassen, die beide im Grünzug nördlich der Schwarzwaldsiedlung ihre Bauwagen aufgestellt haben. Sie müssen umziehen, denn die Stadt macht aus den Wiesen und Wäldchen zwischen Weltenburger Straße im Westen, Friedrich-Eckart-Straße im Osten, Denninger Straße im Norden und Eggenfeldener Straße im Süden Stück für Stück eine offizielle Grünanlage, den Pühnpark. Der Ausbau startet nördlich der Schwarzwaldsiedlung. Dort will das Kommunalreferat möglichst bald mit Altlastenuntersuchungen beginnen, denen Kindergarten und Wagenburg weichen müssen.

Der Kindergarten zumindest wird danach seinen idyllischen Standort an der Neckarstraße wiederbekommen, das ist die gute Nachricht. "Wenn die Altlastenuntersuchungen des Kommunalreferates abgeschlossen sind, kann der Naturkindergarten wieder an den früheren Standort zurück. Dies war von Anfang an in der Planung für den neuen Pühnpark so vorgesehen", teilt Dagmar Rümenapf mit. Sie ist die Sprecherin des Baureferats, das öffentliche Grünanlagen verwaltet.

Sein Ausweichquartier allerdings wird Nakibo wohl am ungeliebten Standort an der benachbarten Spessartstraße aufschlagen müssen, auch wenn im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen das Gerücht kursierte, dass der Kindergarten auf die vom Vorstand bevorzugte Schafswiese umziehen darf. Das Grundstück an der Spessartstraße sei aber "de facto die einzige Fläche, die wir realistisch anbieten können", sagt Bernd Plank, der Pressesprecher des Kommunalreferats. Das Areal liege zwar nah an der Straße, weswegen der Kindergartenvorstand "vielleicht etwas zähneknirschend" reagiere, eine Umzäunung könne diese Gefahr aber entschärfen. An diesem Dienstag ist ein weiterer Ortstermin geplant, berichtet Christopher Hamacher vom Nakibo-Vorstand.

Schlecht sind die Nachrichten dagegen für das alternative Wohnprojekt Hin und Weg. Denn anders als der Kindergarten könne die Wagenburg nicht auf ihren Platz südlich der Pühnstraße zurückkehren, sagt Bernd Plank. Während Nakibo den Park nur tagsüber nutze und dazu noch eine städtische Aufgabe in der Kinderbetreuung übernehme, gehe es bei Hin und Weg um eine private Nutzung, das Wohnen. Ein Park sei aber "eine mit Steuergeldern hergestellte Fläche" und müsse der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, so Plank. Eine Rückkehr von Hin und Weg würde einen Präzedenzfall schaffen.

Offenbar besteht dazu aber noch keine Einigkeit innerhalb der Stadtverwaltung: Ulf Duchêne von Hin und Weg berichtet, bei den Besprechungen seien auch gegenteilige Ansichten geäußert worden. Insgesamt sei die städtische Unterstützung "unbeständig", die Kommunikation "intransparent", fasst er zusammen. Man habe schon "listenweise" Ersatzstandorte vorgeschlagen, sie seien ohne Angabe von Gründen abgelehnt worden. Der Verein Hin und Weg besteht seit 1997. Sieben Jahre lang standen seine Bauwagen auf einer Betonfläche am Englschalkinger Bahnhof. Im November 2013 zog das alternative Wohnprojekt in den Grünzug nördlich der Schwarzwaldsiedlung um. Laut Website leben dort derzeit drei Kinder und 15 Erwachsene.

Unterstützung bekommen sie vom Bezirksausschuss Bogenhausen, der sich mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für die Bewohner der Wagenburg einsetzt und um eine Lösung im Sinne der Betroffenen bittet. "Es gab bisher keinerlei Schwierigkeiten und wir halten dieses Projekt für ein Musterbeispiel ,alternativen Wohnens'", heißt es in dem Schreiben. Der BA will noch vor den Sommerferien eine Infoveranstaltung zum Pühnpark organisieren. Ein Termin steht noch nicht fest.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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